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LiveTicker zum Bergsturz in Brienz GR
Starke Niederschläge im Juli sorgen wieder für grössere Steinschläge

Das Wichtigste in Kürze

  • 52 Tage nach der Evakuierung wegen Bergsturzgefahr und 18 Tage nach dem grossen Schuttstrom kann in Brienz/Brinzauls GR wieder das Alltagsleben einkehren.

  • Die Bevölkerung darf wieder ins Dorf zurückkehren. Die Evakuierung wird aufgehoben, das Betretungsverbot auf ein gefährdetes Gebiet nördlich des Bündner Bergdorfes reduziert.

  • Brienz/Brinzauls war am 12. Mai evakuiert worden. Aus dem mächtigen Berghang oberhalb des Dorfes drohten bis zu 2 Millionen Kubikmeter Gestein abzustürzen, das Volumen von 2000 Einfamilienhäusern.

  • In der Nacht auf den 16. Juni gingen 1,2 Millionen Kubikmeter Fels als gewaltiger Schuttstrom ab. Dieser stoppte kurz vor dem Dorf und liess es unbeschädigt zurück.

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Geschwindigkeit der Felsmassen hat sich verdreifacht

Die Geschwindigkeit der Felsmassen am absturzgefährdeten Hang ob Brienz GR hat sich seit dem Entscheid zur Evakuierung am 9. Mai verdreifacht. Damit beschleunigte sich der Rutsch weiter, wie der Gemeindeführungsstab Albula (GFS) am Sonntag auf Twitter mitteilte.

Bereits am vergangenen Mittwoch meldete der GFS eine Verdoppelung der Geschwindigkeit der Felsmassen seit dem Evakuierungsentscheid des Dorfes, in dem zuvor 84 Menschen wohnten.

Dies und anhaltender Nebel führten zuletzt dazu, dass die evakuierten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Häuser in dem Bündner Bergdorf aus Sicherheitsgründen doch nicht wie ursprünglich geplant für einige Stunden betreten durften. Brienz bleibt über das Pfingstwochenende hinweg gesperrt.

Die Situation am absturzgefährdeten Hang oberhalb des Bergdorfes im Bündner Albulatal ist weiterhin angespannt. Es wird erwartet, dass innert Tagen oder Wochen insgesamt rund zwei Millionen Kubikmeter Gestein von der rutschenden Bergflanke herunterkommen. (SDA)

Brienz-Besuch für Freitag und Pfingst-Wochenende abgesagt

Die Einwohnerinnen und Einwohner des vom Felssturz bedrohten und evakuierten Bündner Bergdorfes Brienz haben am Donnerstag ihre Häuser doch nicht betreten dürfen. Der Grund war Nebel, der eine genaue Messung verhinderte. Brienz bleibt nun mehrere Tage gesperrt.

Auch am Freitag und am Wochenende bleibt Brienz für deren Einwohnerinnen und Einwohner unzugänglich, wie die Gemeinde am Donnerstagabend mitteilte – aus Sicherheitsgründen. Das betreffe auch die tageweise Bewirtschaftung der unteren Wiesen.

Ein wichtiges Messinstrument ist ein sogenannter Lasertachymeter. Dieser misst mit einem Laserstrahl die Geschwindigkeit des Gesteins im absturzgefährdeten Hang oberhalb des Dorfes.

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Weil am Donnerstagmorgen dieser Hang nebelverhangen war, konnte der Lasertachymeter keine genaue Messung vornehmen, wie Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Albula am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Somit sei das Risiko zu gross, die Brienzerinnen und Brienzer am Donnerstag ins Bergdorf zu lassen. (SDA)

Besuch in Brienz für Bewohnende verschoben

Die Einwohnenden des vom Bergsturz bedrohten und evakuierten Bündner Bergdorfes Brienz dürfen am Donnerstag trotzdem nicht in ihre Häuser. Grund ist Nebel im absturzgefährdeten Hang, der eine genaue Messung verhindert. Der Besuch wird auf Freitag verschoben.

Ein wichtiges Messinstrument ist ein sogenannter Lasertachymeter. Dieser misst mit einem Laserstrahl die Geschwindigkeit des Gesteins im absturzgefährdeten Hang oberhalb des Dorfes. Weil am Donnerstagmorgen dieser Hang nebelverhangen war, konnte der Lasertachymeter keine genaue Messung vornehmen, wie Christian Gartmann, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Albula am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.

Somit sei das Risiko zu gross, die Brienzerinnen und Brienzer am Donnerstag ins Bergdorf zu lassen. Der Besuch wird nun um einen Tag verschoben, und findet am Freitag statt.

Während zwei Stunden dürfen sich dann in drei Zeitfenstern je 30 Bewohnerinnen und Bewohner im Dorf aufhalten. Sie müssen sich davor aber via Hotline anmelden. (SDA)

Brienzerinnen und Brienzer dürfen am Donnerstag kurz in ihr Dorf

Die Bewohnerinnen und Bewohner des vom Bergsturz bedrohten Bündner Bergdorfs Brienz können am Donnerstag für zwei Stunden das evakuierte Dorf betreten. Aus Sicherheitsgründen dürfen sich nicht mehr als 30 Personen gleichzeitig im Dorf aufhalten.

Zutrittsberechtigt sind maximal zwei Personen pro Haushalt. Sämtliche Personen müssen der Gemeinde via Hotline vorher angemeldet werden, wie die Gemeinde in ihrem Informationsbulletin vom Mittwochabend mitteilte. Den Personen stehen drei Zeitfenster zur Verfügung. Der Besuch des Dorfs kann jedoch nur erfolgen, wenn die Gefahrenlage dies zulässt. Der Entscheid dazu fällt am frühen Donnerstagmorgen.

Kurzer Abstecher nach Hause: Die Einwohnerinnen und Einwohner dürfen am 25. Mai kurz in ihr Dorf zurück.

Die Beschleunigung der Felsmassen habe sich seit der Evakuierung weiter fortgesetzt. Die Geschwindigkeiten sei im Vergleich zum 8. Mai mehr als doppelt so hoch. Jedoch habe sich gezeigt, dass die Beschleunigung nicht mehr exponentiell, sondern nur noch linear zunehme, heisst es in der Mitteilung.

Geld für Sofortmassnahmen bereitgestellt

Die Gemeinde hat laut der aktuellen Information 200'000 Franken für Sofortmassnahmen und die Unterstützung von Betroffenen bereitgestellt. Weitere Mittel für die Unterstützung kämen vom Kanton Graubünden und aus Spenden von Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen.

Als erste Massnahme zur Unterstützung sollen alle von der Evakuierung betroffenen Einwohnerinnen und Einwohner einen finanziellen Sofortbeitrag erhalten. Er wird nach Haushaltsgrösse abgestuft. (SDA)

Gelungener Einsatz der Monteure auf der «Insel»

Im Bündner Dorf Brienz herrscht banges Warten auf den Bergsturz. Auf der rutschenden Gesteinsformation Insel oberhalb des Dorfs nimmt die Geschwindigkeit weiter zu, wie die Gemeinde Albula am Freitag mitteilte. Die kritische Phase stehe aber nicht unmittelbar bevor.

Die Beschleunigung der Insel, die mit Messgeräten überwacht werde, habe sich seit Ostern kontinuierlich fortgesetzt. Es müsse damit gerechnet werden, dass bis zu zwei Millionen Kubikmeter Gestein abbrechen – in Form eines grossen Bergsturzes, mehrerer kleinerer Felsstürze oder einer schnellen Rutschung.

Für Freitagmorgen war oberhalb von Brienz ein Helikoptereinsatz für den Frühwarndienst geplant, wie es weiter hiess. Spezialisten wurden an einem langen Seil in den Hang geflogen. Sie montierten zusätzliche Reflektorspiegel in den rutschenden Hang. Damit können Distanzen und Geschwindigkeiten per Laser gemessen werden.

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Strassensperren vorbereitet

Sobald der Abbruch des Bergs nur noch einen Tag oder einige Stunden bevorsteht, verfügen die Behörden die höchste Alarmstufe «Blau». Dann werden die Strassen von Tiefencastel nach Lenzerheide und nach Filisur/Davos sowie die Albula-Bahnlinie gesperrt.

Auch im Nachbardorf Surava müssen dann zwei Häuser evakuiert werden. Unabhängig von der Entwicklung wird am kommenden Montag der Wanderweg am südlichen Ufer der Albula zwischen Tiefencastel Dalmeras und Surava Gravas aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Sobald die Strassen gesperrt sind, können die meisten Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in Tiefencastel ihr Schulhaus nicht mehr erreichen. Der Unterricht findet dann online statt. Die Primarschulkinder aus Brienz werden mit Bussen in ihre Schule nach Lantsch gebracht.

Solidarität und Ungewissheit

Das Schicksal von Brienz bewege den Kanton und die Schweiz, schreibt Gemeindepräsident Daniel Albertin. Der Kanton, viele Gemeinden, Unternehmen und Private hätten Geld gespendet. Mehr als 160 Wohnungen seien angeboten worden, um die Evakuierten unterzubringen.

Die Gemeinde rief alle Verkehrsteilnehmer der Region auf, sich auf die möglichen Sperrungen vorzubereiten. «Klären Sie, wo Sie bei Sperrungen übernachten können, ohne den weiten Umweg über Landquart oder das Engadin fahren zu müssen.» Kollegen, Freunde und Firmen könnten in dieser Ausnahmesituation helfen. (SDA)

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Bevorstehender Bergrutsch: Felssturz in Brienz: Brocken werden 20 Meter hoch springen

Wertvoller Altar aus der Kirche von Brienz ist in Sicherheit

Der wertvolle spätgotische Altar aus der Kirche St. Calixtus in Brienz ist vor dem Bergsturz in Sicherheit. Studierende und Dozenten der Hochschule für Künste Bern, die Denkmalpflege Graubünden und der Kulturgüterschutz haben ihn zerlegt und abtransportiert.

Die Aktion dauerte drei Tage, wie die Gemeinde Albula am Freitag informierte. Der Flügelaltar von nationaler Bedeutung sei in Hunderte Einzelteile demontiert worden. Danach wurden die Teile verpackt und evakuiert.

Der Altar soll nun umfassend restauriert werden. Die Restauration sei ursprünglich ab Juni vorgesehen gewesen, schreibt die Gemeinde. Nun wurde sie wegen der kritischen Entwicklung der Lage in Brienz vorgezogen. (SDA)

Es ist gelungen, den wertvollen Altar aus der Dorfkirche zu evakuieren. (10. Mai 2023)

Phase Blau steht nicht unmittelbar bevor

Wie die Gemeinde Albula/Alvra am Donnerstagmorgen mitteilt, steht die höchste Gefahrenstufe, die sogenannten Phase Blau, nicht unmittelbar bevor. Die Phase Blau beginnt kurz bevor der Berg kommt. Dann werden auch die im Tal verlaufende Zuglinie und die Kantonsstrassen von Tiefencastel nach Filisur, und nach Lenzerheide gesperrt.

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Medienkonferenz zum Frühwarnsystem

Am Vormittag informierten die Behörden in Graubünden über das Frühwarnsystem, welches beim drohenden Felssturz in Brienz zum Einsatz kommt.

Laut Andreas Huwiler, Geologe und Projektleiter Naturgefahren beim Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden (AWN), betreibt der Kanton mehrere Frühwarndienste: «In Brienz sind mehrere Radars und hochauflösende Kameras in Betrieb. Diese messen die Geschwindigkeit der Erd- und Felsbewegungen.»

Dazu gehören ein Georadar, ein Tachymeter und ein GPS-Messsystem. Sie stellen mit unterschiedlichen Methoden sicher, dass die Felsbewegungen laufend automatisch aufgezeichnet werden. Die Daten werden in der Regel über das Handynetz an die Frühwarnzentrale übermittelt

Andreas Huwiler, Projektleiter Naturgefahren Brienz vom kantonalen Amt für Naturgefahren (rechts), informiert über das Frühwarnsystem in Brienz. (17. Mai 2023)

Spezifisch eingesetzt wird auch ein Steinschlagradar des Tiefbauamts Graubünden. Dieser ist mit der Verkehrsregelung verknüpft und kann akut gefährdete Verkehrswege unmittelbar sperren. Der Radar zählt zusätzlich Steinschläge – dieses Jahr wurden über 1000 Ereignisse registriert.

Team arbeitet auf «höchster Stufe»

Der Ingenieur Stefan Schneider ist Leiter des Frühwarndiensts Brienz. Er ist Chef eines Teams mit vier Geologinnen und Geologen. Die fünf Fachleute analysieren laufend die Daten, die von den verschiedenen Überwachungssystemen angeliefert werden. 

«Aktuell sind wir im Bereitschaftsgrad vier», erklärt Schneider. «Das ist die höchste Stufe.» Die Daten werden nun laufend gesichtet und interpretiert. «Es ist nicht so, dass automatisch rote Lampen aufleuchten. Bei der Interpretation der Bewegungsdaten ist viel Handarbeit im Spiel.»

Stefan Schneider, Leiter Frühwarndienst Albula/Alvra (links), an einer Medienkonferenz in Chur. (17. Mai 2023)

Sobald sich signifikante Änderungen ergeben, werden diese innerhalb des Teams diskutiert und allenfalls weitergemeldet. Schlussendlich entscheidet der Gemeindeführungsstab über einen Wechsel der Alarmstufe, aber immer aufgrund des Frühwarndienstes und seiner Geologinnen und Geologen. «Die Radarkurven zeigen eine starke Zunahme der Felsbewegungen», sagt Schneider.

Riesige Datenmenge zum «Brienzer Rutsch»

Der Experte erklärt auch das Vorhersagemodell, das in Brienz zum Einsatz kommt. «Aufgrund der riesigen Datenmenge, braucht der Computer bis zu zwei Stunden, um eine Prognose für den Abbruch zu erstellen.» Im Moment geht Schneider davon aus, dass sich ein Felsabbruch innerhalb von drei Tagen bis zu mehreren Wochen ereignen kann.

«Wir verlassen uns aber nicht allein auf Zahlen und Modelle, sondern hinterfragen sie auch immer wieder.» Der gesunde Menschenverstand komme auch zum Zug. Alles werde intensiv mit verschiedenen Fachleuten diskutiert.

Fragerunde

Wie kommt Schneider zur Beurteilung, dass ein eigentlicher Bergsturz weit weniger wahrscheinlich ist, als mehrere kleinere Felsstürze über längere Zeit verteilt? Der Ingenieur antwortet: «Wir haben die Erfahrung von früheren Ereignissen und eine Vorstellung davon, wie der Hang aufgebaut ist.» Ein Bergsturz sei aber nicht auszuschliessen.

Mehr dazu: Drei Szenarien für Brienz: Der Berg kommt – nur wie?

Könnte man den Bergsturz nicht künstlich durch eine Sprengung auslösen – sodass die Unsicherheit beendet werden kann und die Überwachung überflüssig wird? «An sich ist das eine gute Idee», sagt Schneider, «nur leider ist das technisch nicht möglich.» Es würde nicht reichen, Sprengladungen vom Helikopter aus abzuwerfen. 

Den Sprengstoff aber mit Bohrungen präzis zu platzieren, ist unmöglich, weil sich der Fels bereits zu schnell bewegt. «Dazu kommen Haftungsfragen: Die müssen bei einer künstlichen Sprengung anders beantwortet werden als bei einem Naturereignis.» (Mehr zum drohender Felssturz in Brienz: «Wir können nichts anderes machen, als auf den Berg zu warten»)

Wenn man jetzt nicht mehr sprengen kann, weil es zu gefährlich ist, um Bohrungen durchzuführen, hat man einfach zu spät gehandelt? «Die sogenannte Insel – der Teil des Hangs, der sich momentan am schnellsten bewegt – hat sich erst vor kurzem als die grösste Gefahrenquelle erwiesen», sagt Schneider. Andreas Huwiler ergänzt, dass eine einzelne Sprengung längst nicht ausgereicht hätte: «Wir hätten über Jahre hinweg sprengen müssen, ohne zu wissen ob wir am richtigen Ort sprengen.» Huwilers Fazit: «Eine Sprengung ist technisch nicht möglich. 

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Trägt der viele Regen der letzten Zeit dazu bei, dass sich der Fels schneller bewegt? «Das ist ein Faktor, aber nicht der entscheidende», sagt Schneider. «Das Beunruhigende ist ja gerade, dass trotz des trockenen Herbsts und Winters das Tempo der Felsbewegungen zugenommen hat.»

Macht der Regen die Vorhersage schwieriger? «Je nach Witterungssituation gibt es Störsignale, die die Qualität der Daten aus den Messgeräten beeinflussen», sagt Schneider. «Das macht die Interpretation schwieriger.» Aber genau aus diesem Grund kämen eben verschiedene Messsysteme mit unterschiedlichen Methoden zum Zug.

Gibt es unter den Geologen auch unterschiedliche Meinungen, und wie kommt es zu einer konsolidierten Empfehlung gegenüber dem Gemeindeführungsstab? «Bisher waren wir immer einstimmig», sagt der Ingenieur, «aber wir haben klar festgelegt, wie wir unsere Meinung bilden.» Falls es Differenzen zwischen den verschiedenen Fachmeinungen gibt, wird das gegenüber dem Gemeindeführungsstab offengelegt. Christian Gartmann, Kommunikationschef im Gemeindeführungsstab, bestätigt, dass die Kommunikation mit den Fachleuten sehr transparent ist.

Hat Brienz nach dem Abbruch dann für längere Zeit Ruhe? «Wir können das noch nicht sagen», sagt Ingenieur Schneider. «Es kommt sehr darauf an, wie stabil sich der Untergrund nach dem nun befürchteten Absturz präsentiert.» Andreas Huwiler vom Amt für Naturgefahren ergänzt, dass der Kanton seine Hoffnung in den geplanten Entwässerungsstollen setzt. Dieser sollte die Lage stabilisieren. «Der Stollen ist aus unserer Sicht die Lösung für Brienz», sagt auch Urban Maissen, der Leiter des Amts für Naturgefahren. Die Planung werde momentan vorangetrieben, offen ist noch die Finanzierung.

Wie lange darf die Bevölkerung nicht ins Dorf zurückkehren? «Die Frage beschäftigt momentan alle, die Evakuation ist sehr belastend», sagt Christian Gartmann. «Tatsache ist: Wir können dazu momentan nichts sagen.» Die Sicherheit sei für die Behörden zentral.  «Aber sobald es die Situation zulässt, lockern wir das Regime so schnell wie möglich.» (Lesen Sie auch zur Evakuierung von Brienz: Dann flüstert der Einheimische: «Madonna!»)

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(Edgar Schuler)

Der Berg kommt – nur wie?

Es gibt drei Szenarien für Brienz, wie unser Artikel erklärt. Felsstürze, Schuttstrom, Bergsturz: Simulationen zeigen, wie weit die Sturzmassen jeweils reichen und ob Brienz oder gar die Albula verschüttet werden.

Drei Szenarien für Brienz: Der Berg kommt – nur wie?

Gemeinde bereitet Phase Blau vor

Der Felsen über Brienz könnte in wenigen Tagen bis mehreren Wochen abbrechen. Dies teilt die Gemeinde Albula/Alvra auf Twitter mit. Der Gemeindeführungsstab und die Partnerorganisationen beginnen daher mit der Vorbereitung der höchsten Gefahrenstufe, der sogenannten Phase Blau.

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Die Phase Blau beginnt kurz bevor der Berg kommt. Dann werden auch die im Tal verlaufende Zuglinie und die Kantonsstrassen von Tiefencastel nach Filisur, und nach Lenzerheide gesperrt. Die Behörden erwarten überregionale Auswirkungen der Strassensperrungen.

Mögliche Szenarien für den Bergsturz

Rund zwei Millionen Kubikmeter Felsmassen drohen über dem Bergdorf Brienz in den kommenden Tagen abzubrechen. Wie, ist schwer vorauszusagen. Möglich sind drei Szenarien:

Am wahrscheinlichsten seien zahlreiche Felsstürze von einigen Tausend bis mehreren Hunderttausend Kubikmetern, teilte die Gemeinde vergangene Woche mit. Dieses Szenario wäre für das Dorf am harmlosesten.

Halb so wahrscheinlich sei ein langsames, aber lange andauerndes Abrutschen als Schuttstrom, der Brienz erreichen und beschädigen könnte.

Ein grosser, schneller und weitreichender Bergsturz mit mehr als 500'000 Kubikmetern und verheerenden Folgen sei weniger wahrscheinlich, könne aber nicht ausgeschlossen werden.

Vier Überwachungssysteme liefern andauernd Daten der absturzgefährdeten Hangfläche. Aktuell gilt die Gefahrenstufe Rot. Unmittelbar vor einem Abbrechen verfügt die Behörde die Phase Blau und evakuiert die beiden westlichsten Häuser von Surava im Talgrund. Mehrere Strassen und die Albula-Bahnlinie werden dann gesperrt. (SDA)

Lesen Sie zum Thema auch unser Interview mit dem ETH-Geologen Simon Löw: «Ein Bergsturz-Szenario können wir nicht ausschliessen »

Ein Mann arbeitet an einem Messgerät, das den Hang überwacht. (10. Mai 2023)

Evakuierung in Brienz abgeschlossen

Die Evakuierung im vom Bergsturz bedrohten Bündner Bergdorf Brienz ist abgeschlossen. Der Gemeindeführungsstab stellte in einem letzten Rundgang durchs Dorf sicher, dass alle 84 Einwohnerinnen und Einwohner sowie alle Tiere weg sind.

«Es ist niemand mehr im Dorf», bestätigte der Kommunikationsverantwortliche der Gemeinde Albula, Christian Gartmann, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitagabend. Während des Kontrollrundgangs versicherte sich der Gemeindepräsident von Albula zusammen mit Einsatzkräften der Feuerwehr und Polizei, dass sich niemand mehr in den Wohnhäusern befindet.

Mediensprecher Christian Gartmann an einer Begehung im Dorf unter dem «Brienzer Rutsch» in Brienz. (10. Mai 2023)

Über 130 Wohnungen seien der Gemeinde angeboten worden, hiess es. Alle Evakuierten fanden deshalb ein vorübergehendes Zuhause. Auch alle Tiere, darunter das Grossvieh wurden in Sicherheit gebracht.

Gefahrenstufe Rot

Seit Freitag, 18.00 Uhr gilt die Gefahrenstufe Rot. Das bedeutet, dass das gesamte Dorf nun nicht mehr betreten werden darf. «Plünderungen sind höchst unwahrscheinlich», erklärte Gartmann weiter. Die Brienzerinnen und Brienzer hätten schliesslich alles Wertvolle mitgenommen.

Insgesamt sechs Strassensperren wurden errichtet. Betonelemente verhindern ein Passieren der Strassen komplett. Das Dorf wird währenddessen elektronisch überwacht.

Die Zufahrt zum Dorf Brienz wurde mit Betonelementen komplett gesperrt. (12. Mai 2023)

Ausserdem wurde eine Flugverbotszone über dem Dorf eingerichtet. Diese gilt auch für Drohnen. Die Behörden rechnen mit einem Niedergang der absturzgefährdeten 2 Millionen Kubikmeter Gesteinsmassen oberhalb des Dorfes in den nächsten zwei bis vierzehn Tagen. (SDA)

Brienzerinnen und Brienzer nehmen Abschied vom Bergdorf

Kurz vor dem Ende der Evakuierung in Brienz haben sich die Einwohnerinnen und Einwohner von ihrem Dorf verabschiedet. «Ich wollte noch einmal hochkommen und Abschied nehmen von meinem Elternhaus. Wir wissen ja nicht, ob es unser Brienz in 14 Tagen noch gibt», sagte Anna Bergamin am Mittwoch im Gespräch mit einer Videojournalistin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Brienzerin wuchs im Bergdorf auf, wohnt jedoch mittlerweile im Tal. Der Abschied falle ihr sehr schwer, erklärte sie mit Tränen in den Augen. Lange habe sie nicht daran geglaubt, dass man das Dorf wirklich evakuieren muss. (SDA)

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Lesen Sie zur Evakuierung von Brienz auch: Dann flüstert der Einheimische: «Madonna!»

SDA/Redaktion