Ticker zum Vaterschaftsurlaub«Zwei Wochen sind nur das Etappenziel»
Das Schweizer Stimmvolk hat die Vorlage für gesetzlich verankerte Papi-Ferien mit einem Ja-Stimmen Anteil von über 60 Prozent angenommen. News und die Resultate zur Abstimmung im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze:
- Kurz vor 17 Uhr ist das Schlussresultat bekannt: Der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub ist mit 60,3 Prozent Ja-Stimmen angenommen.
- Abgelehnt wurde der Vaterschaftsurlaub nur in der Inner- und in der Ostschweiz.
- Der Bundesrat wird die neuen Bestimmungen voraussichtlich bereits per 1. Januar 2021 in Kraft setzen.
Die anderen Vorlagen in der Übersicht:
Ticker zur Begrenzungsinitiative / Ticker zu Kampfjets / Ticker zum Jagdgesetz / Ticker zum Kinderabzug
Präsident des Gewerbeverbands bedauert Annahme der «Papizeit»
Der Präsident des schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV), Hans-Ulrich Bigler, bedauert die Annahme des Vaterschaftsurlaubs. Dies werde eine Belastung für die junge Generation sein.
«Ich mache mir Sorgen, wie man alle diese Sozialversicherungen finanzieren soll», sagte Bigler, der auch Mitglied des Referendumskomitees gegen den Vaterschaftsurlaub ist, am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Referendumskomitee rund um den SGV kämpfte gegen den Vaterschaftsurlaub.
Gemäss der Trendrechnung von gfs.bern im Auftrag der SRG ist das entsprechende Bundesgesetz klar angenommen worden, so sollen Väter künftig innerhalb von sechs Monaten ab Geburt eines Kindes zwei Wochen bezahlten Urlaub beziehen können.
Tamedia bestätigt klaren Ja-Trend beim Papi-Urlaub
Nun zeigt auch unsere Auswertung einen ersten Trend beim Vaterschaftsurlaub. Es zeichnet sich ein deutliches Ja ab. Kurz nach 12 Uhr nehmen 60 Prozent laut Tamedia-Hochrechnung die Vorlage an.
Auch gemäss der Trendrechnung von gfs.bern im Auftrag der SRG ist das entsprechende Bundesgesetz klar angenommen worden. Von einem Ja-Trend spricht das Forschungsinstitut, wenn der erwartete Ja-Anteil über 55 Prozent liegt. Das deutliche Ergebnis war erwartet worden: Die Umfragen von SRG und Tamedia rechneten in den Wochen vor der Abstimmung mit einer deutlichen Zustimmung.
Basel-Stadt: Über 70 Prozent sagen Ja zum Vaterschaftsurlaub
Der Kanton Basel-Stadt hat die brieflichen Stimmabgaben bereits ausgezählt. 74 Prozent stimmen für eine gesetzlich verankerte Papi-Zeit von zwei Wochen.
Kanton Zürich sagt laut Hochrechnung Ja zum Vaterschaftsurlaub
Laut erster Hochrechung aus dem Kanton Zürich sagen 58,5 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Ja zum Vaterschaftsurlaub.
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Ausland schaut gespannt auf Schweizer Abstimmungen
Herzlich Willkommen zum grossen Abstimmungssonntag. Heute kommen fünf eidgenössische Vorlagen zur Abstimmung. Im Zentrum steht aber einmal mehr die Europafrage (zum Ticker), die auch ausserhalb der Landesgrenze die Gemüter bewegt («BBC», «Voice of America»). Hier geht es heute aber ausschliesslich um den Vaterschaftsurlaub, der als ungefährdet gilt. Dafür interessiert sich die renommierte «New York Times». Der Vaterschaftsurlaub soll wie die Mutterschaftsentschädigung über die Erwerbsersatzordnung (EO) finanziert werden. Die Kosten werden auf 230 Millionen Franken pro Jahr geschätzt. Es handelt sich um einen indirekten Vorschlag zu einer Volksinitiative, die vier Wochen Vaterschaftsurlaub verlangte. Hinter dem Referendum stehen SVP-Vertreter sowie Jungfreisinnige.
Ausgangslage
Darum gehts
Väter sollen bei der Geburt eines Kindes Anrecht auf zwei Wochen Urlaub haben. Diese zwei Wochen können am Stück oder tageweise in den ersten sechs Monaten nach der Geburt bezogen werden. Der Lohnersatz beträgt 80 Prozent des durchschnittlichen Lohns vor der Geburt, höchstens aber 196 Franken pro Tag – wie auch beim Mutterschaftsurlaub. Die Kosten für die Erwerbsersatzordnung belaufen sich nach Berechnungen des Bundes auf 230 Millionen Franken pro Jahr, das entspricht 0,05 Lohnprozenten.
Das sagen die Befürworter
SP, Grüne, CVP, Grünliberale und BDP befürworten die Vorlage. Der Anstoss kam ursprünglich von der Gewerkschaft Travailsuisse und weiteren (Angestellten-)Verbänden, welche 2017 eine Volksinitiative für vier Wochen Vaterschaftsurlaub lanciert hatten. Die Initiative wurde nach dem Parlamentsentscheid für den Kompromiss zwei Wochen zurückgezogen. Die Befürworter erachten einen gesetzlich geregelter Vaterschaftsurlaub in der Schweiz überfällig, die umliegenden Länder haben ihn schon lange. Daneben zählt für sie das Argument der Gleichstellung: Väter sollen sich wie Mütter Zeit für ihre neugeborenen Kinder nehmen dürfen, ohne dafür Ferien beziehen zu müssen.
Das sagen die Gegner
Die SVP ist dagegen, allerdings stimmte eine Minderheit von elf Nationalräten dafür. Die FDP-Fraktion hat die Vorlage im Parlament grossmehrheitlich befürwortet, doch wenige Wochen vor der Abstimmung hat die Partei mit einem knappen Entscheid der Delegierten die Nein-Parole gefasst. Der stärkste Widerstand kommt von der SVP, dennoch hat die Partei auf das Referendum verzichtet. Ergriffen haben es die Nationalrätin Diana Gutjahr (SVP, TG) und Zürcher Gemeinderätin Susanne Brunner (SVP) zusammen mit Vertretern der Jungparteien von SVP und FDP. Zahlreiche Unternehmer und Politiker aus SVP, FDP und CVP unterstützen das Referendum.
Das sagt die letzte repräsentative Umfrage
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