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Reaktion auf Omikron-Ausbreitung
Sollen auch Geimpfte in Quarantäne geschickt werden?

Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit und Tanja Stadler, die Präsidentin der wissenschaftlichen Taskforce, rechnen wegen Omikron mit hohen Corona-Fallzahlen.
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Omikron breitet sich rasend schnell aus. Schon in den nächsten Tagen erwartet die Corona-Taskforce des Bundes 20’000 Neuinfektionen pro Tag. Die gute Nachricht: Wer geimpft ist, hat auch mit Omikron gute Chancen auf einen milden Covid-Verlauf. Doch vor einer Ansteckung mit dieser Virus-Variante schützt die doppelte Impfung kaum.

Da nach wie vor viele Menschen ungeimpft sind, wird es mit der starken Verbreitung auch viele schwere Verläufe geben. Omikron führe gemäss den aktuellen Erkenntnissen zwar zu milderen Erkrankungen als Delta, aber zu schwereren als das ursprüngliche Virus von Anfang 2020, sagte Taskforce-Chefin Tanja Stadler am Dienstag vor den Medien. Sie erinnerte daran, dass es damals viele schwere Verläufe gab.

«Wir haben es in der Hand»

«Laufen lassen» ist somit keine Option, zumal die Spitäler bereits jetzt an die Kapazitätsgrenzen stossen. Das Ziel ist es, die Verbreitung zu verlangsamen – in erster Linie durch ein angepasstes Verhalten der Bevölkerung. Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit rief dazu auf, die Kontakte zu reduzieren. «Wir haben es alle in der Hand», sagte er.

Zur Verlangsamung beitragen könnten – neben Booster und Maske – auch schärfere Quarantäne-Regeln. Aktuell sehen die Regeln des Bundes vor, dass geimpfte Personen nicht in Quarantäne müssen, wenn sie engen Kontakt zu Infizierten hatten. Weil diese Regel mit Omikron nicht mehr sinnvoll ist, diskutieren Bund und Kantone über eine Anpassung. Es gebe keinen Grund, bei doppelt geimpften Personen auf Quarantäne-Massnahmen zu verzichten, sagt Stadler.

Einige Kantone sind bereits dazu übergegangen, bei Omikron auch Geimpfte und Genesene in Quarantäne zu schicken. Andere bleiben bei der Quarantäne-Befreiung für diese Gruppen oder warten eine schweizweit neue Regel ab. Laut Mathys liegen verschiedene Varianten auf dem Tisch.

Contact-Tracing bereits am Anschlag

Ob Quarantäne für geimpfte Kontaktpersonen als schweizweite Lösung taugt, ist allerdings fraglich: Die Contact-Tracings sind schon jetzt nicht mehr überall in der Lage, die Kontaktpersonen zu kontaktieren, um ihnen die Quarantäne zu verordnen. Mit der zu erwartenden hohen Zahl an Infektionen dürften die Schwierigkeiten noch zunehmen: Je höher die Fallzahlen seien, desto schwieriger sei es, die Kontakte nachzuverfolgen, gab Stadler zu bedenken.

Hinzu kommt, dass mit schärferen Quarantäneregeln Personalmangel droht, wenn viele Menschen gleichzeitig krank sind und sich deren Kontaktpersonen alle in Quarantäne begeben müssen. Das könnte auch kritische Infrastrukturen betreffen.

Eine Option ist deshalb, die Quarantäne zwar auf Geimpfte auszudehnen, gleichzeitig aber den Kreis der Betroffenen auf die engsten Kontakte zu beschränken. In Quarantäne müsste somit nur noch, wer zum Beispiel im selben Haushalt wohnt. Solche Optionen würden diskutiert, sagte Rudolf Hauri, der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte.

Von der Quarantäne befreit wären dann wohl nur noch Personen, die eine Auffrischimpfung erhalten haben, da diese gemäss den aktuellen Erkenntnissen gut vor einer Ansteckung geschützt sind. Offen zeigte sich Hauri auch für eine Verkürzung der Isolation von Infizierten. Die USA haben die Dauer bereits von zehn auf fünf Tage verkürzt, weil es Hinweise darauf gibt, dass mit Omikron Infizierte weniger lang ansteckend sind. Tanja Stadler betonte allerdings, dass man über Omikron noch wenig wisse.

Die geltenden Quarantäne-Regeln sind im Covid-Gesetz verankert. Dort steht: «Personen, die mit einem Covid-19-Impfstoff geimpft sind, der zugelassen ist und hinreichend gegen die Übertragung schützt, wird keine Quarantäne auferlegt. Der Bundesrat kann Ausnahmen vorsehen.» Somit bräuchte es für neue Regeln einen Bundesratsbeschluss, wie Mathys sagte. Schon jetzt können die Kantone jedoch bei Geimpften eine Quarantäne anordnen, wenn der Verdacht besteht, dass die betroffene Person mit einer Omikron-infizierten Person Kontakt hatte.

Luzern war gegen schärfere Massnahmen

Schärfere Massnahmen des Bundes forderte am Dienstag der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf. An einer Medienkonferenz gemeinsam mit den Verantwortlichen der Luzerner Spitäler warnte er vor den kommenden Wochen. Auf den Intensivstationen dürften bald einzelne Patientinnen und Patienten wegen knapper Ressourcen nicht mehr aufgenommen werden können. Die Triage sei absehbar, sagte Graf.

Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet damit, dass die Belegung der Intensivstationen noch zunehmen wird. «Eine optimale Versorgung ist dann nicht mehr gewährleistet», sagte Mathys. Aktuell werden fast 40 Prozent der verfügbaren Intensivpflegeplätze von Covid-Patienten belegt. Die Situation sei angespannt, sagte Mathys. «Doch es bringt nichts, den schwarzen Peter hin- und herzuschieben.»

Luzern ruft zwar nun nach schärferen Massnahmen. Doch noch kurz vor Weihnachten sprach sich der Kanton für die mildere von zwei Varianten aus, die der Bundesrat zur Diskussion gestellt hatte – und gegen eine 2G-plus-Regel, also gegen eine Testpflicht, wo eine Masken- und Sitzpflicht nicht möglich ist. «Wir favorisieren klar die Variante 1, weil Variante 2 einer faktischen Schliessung von Betrieben gleichkommen würde», schrieb der Kanton in seiner Vernehmlassungsantwort.

Tests für Geimpfte würden auf grosses Unverständnis stossen und zu empfindlichen Einbussen in der Freizeitbranche führen. Ausserdem forderte Luzern, dass für Gottesdienste keine weitergehenden Massnahmen beschlossen werden. Die Taskforce hingegen empfahl dem Bundesrat damals sogar, die Restaurants zu schliessen, wie sie im jüngsten Lagebericht schreibt.

Obwohl der Bundesrat eine Woche vor Weihnachten die 2G-Regel eingeführt hat und damit die Fallzahlen vor der Omikron-Welle noch senken wollte, steigen die Infektionszahlen bereits wieder an. Am Dienstag meldete das BAG 13375 neue Fälle, vor einer Woche waren es noch 8167 gewesen. Die Corona-Taskforce präsentierte mehrere Szenarien, wie sich die Omikron-Variante in den nächsten Wochen auf die Fallzahlen auswirken könnte. Allerdings steigen in allen Szenarien die täglichen Fallzahlen auf 20’000.