Kommentar zu OmikronWarum schweigt der Bundesrat?
Will die Regierung eine harte Triage in den Spitälern noch abwenden, muss sie jetzt handeln.
Die Experten des Bundes malen kurz vor Jahresende ein schwarzes Bild. Die seit Wochen überlasteten Intensivstationen müssen mit noch mehr Covid-Patientinnen und -Patienten rechnen. Täglich kommen Warnungen aus Spitälern, dass es dringend Kontaktbeschränkungen brauche, um die Omikron-Welle zu brechen. Und selbst der letzte Kanton hat nun nach Bern gemeldet, dass beim heranbrausenden Sturm kantonale Massnahmen-Alleingänge nutzlos seien.
Nur der Empfänger dieser Botschaften schweigt, nicht das erste Mal in dieser Pandemie. Zwar heisst es, der Bundesrat habe sich keineswegs in die Weihnachtsferien verabschiedet, die Lage werde beobachtet, gezieltes Handeln sei jederzeit möglich. Es entsteht aber der Eindruck, die Landesregierung sei vor der Omikron-Welle in Schockstarre verfallen.
Oder sie überlasse die Seuchenbekämpfung nun der Einsicht des Einzelnen, weil sie niemandem die Silvesterlaune verderben will. Partys mit 30 Leuten unter 2-G-Regeln sind möglich, obwohl die Bundesexpertinnen und -experten eindringlich davor warnen, weil auch Geimpfte und Genesene das Virus verbreiten.
Einmal mehr werden auch zusätzliche Kontaktbeschränkungen oder Schliessungen nötig sein.
Selbst wenn die meisten nicht schwer erkranken, drohen innert weniger Wochen Hunderttausende wegen Krankheit am Arbeitsplatz auszufallen. Die Folgen solcher Personalausfälle können für Spitäler und andere für die Grundversorgung notwendige Betriebe gravierend sein.
Abwarten und zu spätes Handeln ist ein Markenzeichen der Schweizer Pandemiepolitik. Die 2-G-Regeln wurden eingeführt, als Omikron schon an die Tür klopfte. Wieweit diese Massnahmen überhaupt wirken, lässt sich kaum mehr feststellen, weil bereits die Omikron-Welle über uns brandet.
Zu einer harten Triage dürfe es in den Spitälern nicht kommen, sagte Gesundheitsminister Alain Berset mehrfach. Wenn das immer noch gilt, wäre es jetzt höchste Zeit, das zu verhindern. Dazu werden einmal mehr auch unpopuläre Massnahmen nötig sein wie zusätzliche Kontaktbeschränkungen oder Schliessungen dort, wo das Ansteckungsrisiko zu gross ist.
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