Starker Anstieg der Fälle befürchtetOmikron dominiert nun in der Schweiz
Die neue Corona-Variante hat die Delta-Variante zwei Wochen früher als erwartet überholt. Über die Weihnachtstage gab es mehr als 36’000 Ansteckungen. Aber auch geboostert wurde fleissig.
Letzte Woche ging das Bundesamt für Gesundheit (BAG) noch davon aus, dass Omikron in dieser oder in der ersten Januarwoche in der Schweiz zur vorherrschenden Variante würde. Doch nun weist das BAG in den jüngsten Corona-Daten vom Montag bereits für letzte Woche einen Omikron-Anteil von 55,7 Prozent aus. Die erstmals in Südafrika sequenzierte Variante hat also die Delta-Variante in weiten Teilen der Schweiz bereits vor Weihnachten abgelöst. Der effektive Omikron-Anteil dürfte zurzeit sogar höher sein, da die Daten mit einer bis zwei Wochen Verspätung gemeldet werden. Die 55,7 Prozent entsprechen dem 7-Tage-Schnitt, der am 17. Dezember errechnet wurde.
«Wir gehen davon aus, dass Omikron bereits in verschiedenen Teilen der Schweiz das Infektionsgeschehen dominiert», teilte das BAG am Montag auf Anfrage mit. Es bestünden aber wohl weiterhin regionale Unterschiede. In den Kantonen Zürich und Tessin hat Omikron das Zepter bereits vor einigen Tagen übernommen. Auch in Genf beträgt der Omikron-Anteil schon 68 bis 78 Prozent, wie der Berner Epidemiologe Christian Althaus mit Verweis auf Daten des Universitätsspitals Genf auf Twitter vermeldete.
Weiterhin angespannte Lage in den Spitälern
Da Omikron deutlich ansteckender ist als die bisher dominierende Delta-Variante, wird in den nächsten Tagen mit einem starken Anstieg der Corona-Fallzahlen gerechnet. Patrick Mathys vom BAG beschrieb die Lage letzte Woche als «Ruhe vor dem Sturm». Und die wissenschaftliche Covid-Taskforce präsentierte ein Szenario, gemäss dem in der zweiten Januarwoche tägliche Fallzahlen von über 20’000 erreicht werden.
Über die Weihnachtstage, also vom Freitag bis Montagmorgen, registrierte das BAG 36’261 neue Fälle. Im Kanton Zürich haben die Corona-Fallzahlen am 24. Dezember bereits ein neues Allzeithoch seit Beginn der Corona-Pandemie erreicht: Der Kanton registrierte an diesem Tag 2017 neue Fälle und knackte damit eine neue Tausendermarke. Ob dieser Anstieg bereits auf Omikron zurückzuführen ist, lässt das BAG offen. Es müsse die Entwicklung der nächsten Tage abgewartet werden. Aufgrund der Feiertage und des damit verbundenen unklaren Testverhaltens sei eine seriöse Aussage noch nicht möglich. Die Verbreitung von Omikron lasse sich jedoch nicht verhindern, allenfalls verlangsamen. Laut BAG werden geeignete Massnahmen derzeit diskutiert.
Seit letztem Donnerstag wurden 345 Covid-Patienten ins Spital eingeliefert. Die Auslastung der Intensivstationen ist über Weihnachten nochmals angestiegen, auf momentan 78,7 Prozent. Über 38 Prozent der Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen sind Covid-Fälle. Insgesamt liegen in Schweizer Spitälern zurzeit 327 Personen mit Covid auf einer Intensivstation.
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Die Lage in den Spitälern ist also weiterhin angespannt. Die Möglichkeiten zur Verlegung zwischen den Spitälern seien weitgehend ausgeschöpft, meldet etwa der Kanton Luzern. Deshalb könnten in den Luzerner Spitälern nun Triage-Entscheide in der Intensivmedizin notwendig werden. Über Einzelheiten will der Kanton am Dienstag informieren. Auch der Kanton Zürich hält fest, die Spitäler seien sehr belastet. Die Situation auf den Intensivstationen sei jedoch stabil.
Das BAG empfiehlt die Impfung weiterhin als die effektivste Möglichkeit, sich vor einer Erkrankung und insbesondere vor einem schweren Verlauf zu schützen. Viele Menschen haben sich denn auch über die Festtage den Booster verabreichen lassen. Bis zum 26. Dezember haben insgesamt 1’899’464 Personen (21,8 Prozent) eine Auffrischimpfung erhalten, zwischen dem 22. Und dem 26. Dezember waren es 95’993 Personen. Das Boostern ist seit letzter Woche für alle möglich, deren Zweitimpfung mindestens vier Monate zurückliegt.
Quarantäne auch für Geimpfte
Angesichts der Omikron-Welle beschliessen manche Kantone Verschärfungen. Dies betrifft vor allem die Quarantäneregeln. Gemäss den schweizweit geltenden Mindestregeln müssen Personen, die doppelt geimpft sind, nach engem Kontakt mit einer positiv getesteten Person nicht in Quarantäne. Das BAG hat den Kantonen jedoch empfohlen, bei Omikron-Fällen auch Geimpfte und Genesene in Quarantäne zu schicken.
Der Kanton Tessin hat vergangene Woche die Quarantäneregeln entsprechend verschärft. Auch im Kanton Aargau gilt die «Quarantäne für alle»-Regel bei Omikron-Fällen. Es besteht jedoch die Möglichkeit einer verkürzten Quarantänedauer mit einem negativen Test nach sieben Tagen. Im Kanton Basel-Stadt und im Kanton Freiburg dagegen können die Kontaktpersonen bei Verdacht auf Omikron die Quarantäne nicht mit einem Test verkürzen.
Die Kantone Zürich, Bern und Waadt gehen momentan nicht über die schweizweit geltenden Mindestregeln hinaus. Der Kanton Waadt hält aber fest, er beteilige sich an Diskussionen mit dem Bund über allfällige Anpassungen. Der Kanton Freiburg findet, weitere Verschärfungen müssten unbedingt schweizweit koordiniert werden. Neue Weisungen des Bundes würden demnächst erwartet. Der Kanton Graubünden nahm am Montagabend eine Lagebeurteilung vor. Über die Ergebnisse will er am Dienstag informieren.
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