Kantone verschärfen QuarantäneOmikron ist mancherorts schon dominant
Die neue Virusvariante soll im Raum Zürich und im Tessin inzwischen für die Mehrzahl der Corona-Fälle verantwortlich sein. Erste Kantone ergreifen Massnahmen.
Die Prognose der Covid-Taskforce des Bundes könnte sich erfüllt haben. Anfang Woche schätzte die Taskforce den Omikron-Anteil an den Corona-Fällen im Ballungsraum Zürich auf 25 Prozent. «Die Häufigkeit von Omikron hat sich seit dem Auftreten um das 2- bis 3-Fache pro Woche erhöht», heisst es im Lagebericht der Taskforce. «Wir rechnen daher damit, dass diese Variante zum Jahreswechsel das Infektionsgeschehen dominieren wird.»
Jetzt ist es offenbar in Teilen der Schweiz so weit, unter anderem eben in Zürich. Laut «NZZ am Sonntag» geht Taskforce-Vizepräsident Urs Karrer davon aus, dass Omikron in Zürich inzwischen die Mehrzahl der Fälle stellt. Auch den Kanton Tessin scheint der aus Südafrika stammende Virusmutant erobert zu haben. Omikron sei im Südkanton nun vorherrschend, erklärte der Tessiner Kantonsarzt Giorgio Merlani gegenüber Radio RSI.
Im Tessin gelten denn auch schon seit Donnerstag striktere Regeln. Mit Ausnahme der Geboosterten müssen sämtliche Personen, die mit Corona-Kranken Kontakt hatten, in Quarantäne: auch dann, wenn sie doppelt geimpft sind. Man habe jetzt den Beweis für die ausgeprägte Fähigkeit von Omikron, Geimpfte zu infizieren, so Kantonsarzt Merlani. In der Tat breitet sich Corona im Tessin wieder rasant aus. Am Freitag vermeldeten die Behörden 747 Neuinfektionen. Noch Anfang Monat lag der 7-Tage-Schnitt bei rund 150 Fällen täglich.
Unklar, wie Omikron-Hotspot Zürich reagieren wird
Andere Kantone könnten dem Tessiner Beispiel folgen und ebenfalls die Regeln verschärfen. Die Bündner Behörden etwa werden voraussichtlich am Montag entscheiden. Zur Diskussion stehen gemäss Mitteilung der Regierung «weitere Massnahmen, um die Gesundheitsversorgung, den Schutz der Bevölkerung und die Verhinderung von negativen Folgen auf die Wirtschaft zu gewährleisten». Es gehe vorab um Verschärfungen der Quarantäneregelungen – analog zum Tessin – und eine erweiterte Maskentragepflicht, präzisierte die Bündner Kantonsärztin Marina Jamnicki gegenüber Radio SRF. In einem aufsehenerregenden ersten Schritt entschied der Kanton am Wochenende, die Durchführung des traditionellen Spengler-Cup-Hockeyturniers in Davos zu untersagen. Erklärtes Ziel ist es dabei, einen «Omikron-Ausbruch» zu verhindern.
Ob auch im Omikron-Hotspot Zürich zusätzliche Massnahmen ergriffen werden, ist noch unklar. Die Gesundheitsdirektion liess eine entsprechende Anfrage am Sonntag unbeantwortet. Ebenfalls unklar ist, ob allenfalls der Bundesrat in den nächsten Tagen einschreitet. Die nächste offizielle Bundesratssitzung ist erst für den 12. Januar terminiert – also für eine Zeit, in der Omikron laut sämtlichen Vorhersagen längst schweizweit dominieren wird. Ein kurzfristig anberaumtes ausserordentliches Treffen der Bundesrätinnen und -räte ist laut Auskunft der Bundeskanzlei jederzeit möglich. Konkret geplant ist aber offenbar noch nichts.
Die Diskussion um Teil-Lockdowns dürfte in jedem Fall wieder Fahrt aufnehmen. Taskforce-Chefin Tanja Stadler lässt sich dazu in der «NZZ am Sonntag» folgendermassen zitieren: «Wenn das Ziel ist, die Ausbreitung von Omikron mit Massnahmen zu verlangsamen, dann wären aus epidemiologischer Sicht eine stärkere Kontaktreduzierung, eine Erhöhung der Impfgeschwindigkeit und ein breiteres Testen als jetzt nötig.» Klar ist aber auch, dass ein Lockdown politisch schwer durchzusetzen ist. Dies stellte der scheidende Bundespräsident Guy Parmelin (SVP) im Interview mit der «SonntagsZeitung» klar: «Zählt für Sie nur ein Lockdown? Für mich nicht! Das ist das allerletzte Mittel, das der Bundesrat möglichst vermeiden will.»
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