Omikron bald dominantTaskforce rechnet mit 20’000 Fällen in zweiter Januarwoche
In Zürich dürfte Omikron bereits in den nächsten Tagen dominieren, in der ganzen Schweiz nächste Woche. Die Situation in den Spitälern ist schon jetzt angespannt.
Auf den ersten Blick sieht es nach einer Entspannung aus. Seit einer Woche liegen die täglichen Neuinfektionen wieder klar unter 10’000. Auch die Zahl der Hospitalisierungen ist zurückgegangen. Doch das Bild täuscht. Die Schweiz hat nach wie vor eine der weltweit höchsten Inzidenzraten. Und da sich auch hierzulande die hochansteckende Omikron-Variante rasch ausbreitet, rechnen die Behörden bereits bald wieder mit stark steigenden Fallzahlen. «Wir müssen uns auf eine Vielzahl neuer Erkrankter einstellen, und das in äusserst kurzer Zeit», sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag. Er vergleicht die aktuelle Situation in der Schweiz mit der «Ruhe vor dem Sturm».
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Zurzeit dürften 10 bis 20 Prozent der Neuinfektionen auf Omikron zurückgehen, sagte Mathys. Diese Schätzung beruht auf speziellen PCR-Tests. Der Anteil in den Ballungsräumen liege wohl bei 20 Prozent, auf dem Land eher bei 10 Prozent. Die Science-Taskforce schätzt den Omikron-Anteil für Zürich in ihrem jüngsten Lagebericht sogar auf 25 Prozent. Der Anteil der Omikron-Fälle verdoppelt sich alle drei bis vier Tage. Das bedeutet: In Zürich könnte Omikron bereits diese Woche dominieren.
Die wissenschaftliche Taskforce rechnet damit, dass Omikron-Infektionen schweizweit zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar mehr als 50 Prozent der Fälle ausmachen werden. Gemäss ihrem Szenario erwartet die Taskforce, dass die Fallzahlen vor Jahresende ein zwischenzeitliches Minimum erreichen und dann wieder ansteigen. In diesem Szenario seien tägliche Fallzahlen von über 20’000 in der zweiten Januarwoche plausibel.
Mehr Spitaleinweisungen
Für das bereits stark belastete Gesundheitswesen sind das keine guten Nachrichten. Nach wie vor liegen auf den Intensivstationen über 300 schwer kranke Covid-Patienten, und diese Zahl dürfte bis zum Zeitpunkt, in dem Omikron übernimmt, kaum abnehmen, sagte Mathys. Zwar ist noch unklar, ob Omikron im Vergleich zur bisher dominanten Delta-Variante zu weniger, gleich vielen oder mehr schweren Krankheitsverläufen führt. Doch wenn die Fallzahlen stark ansteigen, wie im Szenario der Taskforce, ist in jedem Fall mit mehr Hospitalisationen zu rechnen. Der Druck auf die Spitäler werde noch einmal deutlich zunehmen, sagte Mathys.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Ob angesichts dieser Entwicklung die seit Montag geltenden verschärften Massnahmen genügen, ist laut Mathys offen. Entscheidend dafür, ob weitere Verschärfungen nötig seien, sei die Belastung der Spitäler. Gesundheitsminister Alain Berset hatte bereits letzten Freitag darauf hingewiesen, dass nach der Einführung der 2-G-plus-Regeln als nächste Stufe nur noch Schliessungen bleiben.
Auch Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif), rechnet mit einer grossen und rasch anrollenden Welle mit einer Vielzahl von Infektionen und Reinfektionen. Umso wichtiger sei es, dass das Boostern intensiviert werde. Neu wird die Booster-Impfung für alle Geimpften über 16 Jahre bereits ab vier Monaten empfohlen. Denn das Risiko einer Ansteckung sei auch bei Geimpften hoch. Der Booster erhöhe den Schutz jedoch deutlich.
Berichte aus Südafrika, wo die Omikron-Variante zuerst entdeckt wurde, bieten für manche Beobachter zwar Anlass zu Hoffnungen. Dort scheint die Welle schon abzuflachen – und die Zahl der schweren Erkrankungen scheint vergleichsweise gering. Allerdings ist grösste Vorsicht geboten, wenn man diese Erfahrungen auf die Schweiz übertragen möchte. Denn zum einen ist die hiesige Bevölkerung im Durchschnitt deutlich älter als jene in Südafrika; zum anderen ist mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung Südafrikas bereits mit früheren Varianten von Sars-CoV-2 in Berührung gekommen. Sprich: Die Population ist bereits durchseucht, die meisten Menschen haben daher einen Immunschutz gegen neue Varianten wie Omikron, der zumindest schwere Verläufe verhindern kann.
mRNA-Impfstoffe möglicherweise im Vorteil
Wie schnell sich die Omikron-Variante verbreitet, zeigt sich momentan in den USA. Dort macht Omikron 73 Prozent aller gemeldeten Covid-19-Fälle aus – nach wenigen Wochen. Auch Grossbritannien und Dänemark wurden von Omikron geradezu überrollt, die Stadt London hat den Katastrophenfall ausgerufen. Die etwas tiefer geschätzte Wachstumsrate in der Schweiz im Vergleich zu Grossbritannien und Südafrika könne möglicherweise auf die fast ausschliessliche Verwendung von mRNA-Impfstoffen mit einem hohen Anteil von Moderna und den Verzicht auf AstraZeneca zurückzuführen sein, schreibt die Taskforce
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Die Verbreitung von Omikron in der Schweiz lässt sich nur feststellen, wenn diese von anderen Varianten unterschieden werden kann. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Bestimmte PCR-Tests lassen eine Analyse innerhalb von wenigen Stunden zu, sind aber nicht ganz zuverlässig. Darauf basieren nun die aktuellen Schätzungen des BAG.
Eine sichere Bestimmung erfolgt durch die sogenannte Sequenzierung, bei der das Erbgut des Virus im Detail erfasst wird. Dieser Prozess, der meist in Laboren an Universitäten durchgeführt wird, benötigt insgesamt etwa zwei Wochen. Deshalb sind die Zahlen, die das BAG auf seinem offiziellen Covid-19-Dashboard angibt, um etwa zwei Wochen im Verzug.
Fehler gefunden?Jetzt melden.