Abspaltung von NovartisSandoz dürfte an der Börse einen Abschlag kassieren
Der weltgrösste Konzern für patentfreie Medikamente geht an die Börse. Doch die Vorzeichen sind erst mal negativ.
Es ist der grösste Schweizer Börsengang seit Jahren: Der Pharmakonzern Novartis spaltet seine Generika-Tochter Sandoz ab. Bei Anlegerinnen und Anlegern dürfte die neue, verkleinerte Novartis glänzen, Sandoz aber keinen guten Börsenstart hinlegen.
«Wir spüren einen nur flauen Appetit von vielen Novartis-Aktionärinnen und Aktionären auf Sandoz als alleinstehende Firma», sagt Peter Welford von der US-Investmentbank Jefferies. Dies gelte wohl vor allem für die USA, wegen der niedrigen Börsenbewertung anderer Generikafirmen.
Unsicher, ob es Sandoz in den SMI schafft
Welford rechnet entgegen ersten Markterwartungen auch nicht damit, dass Sandoz sogleich in den Schweizer Leitindex SMI aufgenommen werden wird. Bei der Abspaltung des Augenheilmittelherstellers Alcon durch Novartis war dies der Fall. Damals kam es zu einer ausserordentlichen Indexanpassung noch vor Alcons Börsengang. Wegen der niedrigeren Marktkapitalisierung von Sandoz könnte dies laut Welford diesmal anders sein.
Die Schweizer Börse SIX berechnet den Börsenwert von Sandoz noch vor der Abspaltung, indem sie den Handel der Novartis-Aktie der vergangenen zwölf Monate zugrunde legt und den Anteil daran von Sandoz schätzt. Kommt Sandoz nicht in den SMI, müssten Fonds, die den Index nachbilden, ihre Sandoz-Aktien abstossen.
Für Sandoz ist laut Welford entscheidend, dass sie Ankeraktionäre noch vor ihrem Börsengang gewinnt, um erwartete Abflüsse auszugleichen. In der Tat ist Sandoz-Chef Richard Saynor in den nächsten Wochen bei Anlegerinnen und Anlegern unterwegs. Trotzdem erwartet Welford, dass Sandoz an der Börse einen Abschlag gegenüber der neuen Novartis kassieren wird.
Bei Biotech-Medikamenten ist Sandoz gut aufgestellt
Der Börsenstart ist für den 4. Oktober geplant. Was ihn zusätzlich spannend macht: Der Börsenkurs von Sandoz wird nichts mit dem angenommenen Unternehmenswert zu tun haben und auch nichts mit dem Tauschverhältnis, das von Novartis festgelegt worden ist. Aktionärinnen und Aktionäre erhalten automatisch für fünf ihrer Novartis-Aktien jeweils eine Sandoz-Aktie.
Trotz des wohl schwierigen Börsenstarts zeigen sich Analysten für Sandoz langfristig optimistisch. Dies wegen der führenden Stellung bei kompliziert herzustellenden Medikamenten mit abgelaufenem Patentschutz. Und sie heben die schiere Grösse hervor: Sandoz ist die grösste reine Herstellerin von Nachahmermedikamenten weltweit.
Entscheidend für Sandoz wird die Lancierung günstiger Biotech-Therapien sein, sogenannte Biosimilars. Hier hat der Patentablauf erst begonnen. Neben Sandoz gibt es nur wenige Firmen, die diese komplexen Medikamente herstellen können. Deswegen sind die Preise hier auch deutlich höher als bei einfachen Generika.
«Sandoz ist da bestens aufgestellt, gerade auch am wichtigen US-Markt», sagt Michael Nawrath, Analyst beim Researchhaus Octavian. Zudem seien 24 weitere Biosimilars in der Entwicklung und noch weitere zu erwarten.
Auch Novartis hat Interesse am Erfolg von Sandoz. Für die nächsten Jahre wird sie noch einen Teil der Medikamente für sie herstellen. Damit bleiben die Kapazitäten von Novartis besser ausgelastet. Sandoz ihrerseits baut ihre Produktion erst noch weiter aus.
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