Medienmogul Murdoch tritt abDer Mann, der Trump und den Brexit ermöglichte
Rupert Murdoch baute sein Medien-Unternehmen zu einem krakenhaften Giganten aus, der sich über drei Kontinente erstreckt. Nun soll sein Sohn Lachlan übernehmen.
Jetzt wäre da also das reale Finale von «Sucession», der ganz und gar famosen Serie, der das Leben der Familie Murdoch ja keineswegs fremd ist. In dem HBO-Drama um einen alternden, rechtskonservativen Medientycoon, der einen Nachfolger für sein Imperium sucht, erliegt der Patron in seiner Privatmaschine einem Herzinfarkt, was den Erbstreit noch einmal deutlich verschärft. Der wahre Rupert Murdoch lebt zwar noch, aber am Donnerstag gab er überraschend bekannt, dass er nun tatsächlich bald abtreten und einem seiner Söhne Platz machen will.
Vor allem das westliche Amerika schlief noch, als die Nachricht als Breaking News aufploppte, natürlich auch bei Fox News. In einem Memo teilte Rupert Murdoch seiner Belegschaft mit, dass sein Sohn Lachlan (52) Chef von Fox und News Corporation werden soll und er in die Funktion des Chairman Emeritus wechseln werde: «Mein ganzes Berufsleben lang habe ich mich täglich mit Nachrichten und Ideen beschäftigt, und das wird sich nicht ändern», schrieb er. «Aber die Zeit ist reif für mich, andere Aufgaben zu übernehmen, weil ich weiss, dass wir wirklich talentierte Teams haben.»
Er hat die Weltpolitik verändert
Angesichts seines Alters ist dieser Rückzug in eine Art aktiven Ruhestand im Prinzip wenig verwunderlich, Murdoch senior befindet sich im 93. Lebensjahr. Er ist 12 Jahre älter als zum Beispiel Joe Biden, der älteste US-Präsident bisher, doch es handelt sich halt nicht nur für Biden um eine besondere Personalie. Es geht um einen Mann, der die Weltpolitik verändert hat, und das nach Ansicht jenseits sehr rechter Kreise keineswegs zum Guten. Da tritt einer ab oder zumindest zur Seite, ohne den Donald Trump wahrscheinlich nie ins Weisse Haus geraten und Grossbritannien kaum die EU verlassen hätte. Fox News überzieht die USA seit Jahren mit reaktionärer Propaganda.
Dieser gebürtige Australier war einst selbst ein Nachfolger, übernahm in seinem Heimatland die Zeitungen seines verstorbenen Vaters und erweiterte das Unternehmen zu einem krakenhaften Giganten, der sich über drei Kontinente erstreckt. Murdoch kaufte oder gründete weitere Blätter in Australien wie «The Daily Telegraph» und «The Australian», erfand oder vergrösserte die modernen Boulevardzeitungen, vorneweg die britische «Sun», und verdiente nachher ausserdem mit Film und Fernsehen vor allem in den USA ein Vermögen. «Forbes» führt Rupert Murdoch & Family mit 17,1 Milliarden Dollar derzeit auf Platz 99 der Weltrangliste, im Vergleich zu Elon Musk (180 Milliarden Dollar) verlor der Clan demnach etwas an Boden.
Den Murdochs gehören über ihre Firmen unter anderem ausserdem die «Times», Sky News Australia, ihnen gehörten «News of the World», bis 2018 Sky, bis zum Verkauf 2019 an Disney auch 21st Fox Century. Seit 1985 ist Rupert Murdoch US-Bürger, er besitzt hier auf verschiedene Weise einflussreiche Titel wie das «Wall Street Journal», die «New York Post» und eben den längst berüchtigten Kanal Fox News, sein verschärftes Kontrastprogramm zu CNN. «The last of the moguls», setzte der «Economist» 2011 als Überschrift über eine Betrachtung dieses Phänomens und empfahl einem der letzten Moguln den Abschied. Vor elf Jahren.
«Rupert wusste, dass Trump ein Idiot war.»
Zwischenzeitlich ist allerlei passiert. Trump wurde allen Ernstes Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten, im Amt dann nicht unwesentlich gefördert von Fox News, obwohl Murdoch senior offenbar wenig von ihm hielt oder noch hält. «Rupert wusste, dass er ein Idiot war», zitierte «Vanity Fair» im Mai 2023 einen Insider. Andere Leute von Fox News sollen das ebenfalls gewusst haben, doch da waren diese wunderbaren Einschaltquoten und andere gemeinsame Interessen. Im November 2024 will der unterdessen noch unberechenbarere Trump zurück ins Oval Office, und man wird bald sehen, ob oder wie Murdochs Firmen erneut auf seine Linie einschwenken.
Zuletzt gab es ansatzweise Distanz. Einen führenden Scharfmacher, den vormaligen Moderator Tucker Carlson, entliess Fox News kürzlich, er wechselte in Musks Netzportal. Zuvor hatte sich der Sender einer offenkundig sehr fundierten Verleumdungsklage des Wahltechnologie-Unternehmens Dominion Voting Systems gegen eine Zahlung von 787,5 Millionen Dollar entledigt. Weitere Klagen sind in Arbeit, Anlass ist die Verbreitung von Trumps penetranten Wahllügen, entgegen besserem Wissen.
Der Alte fiel immer wieder und stand wieder auf. Nach einer überstandenen Prostatakrebs-Erkrankung war Murdoch 1999 dem Vernehmen nach «überzeugt von meiner eigenen Unsterblichkeit», mit seinerzeit 69. Mit fast 87 stürzte er 2018 auf seiner Jacht, deren Cockpit sich laut «New York Times» in einen Pool verwandeln liess und deren Kinderkabinendecken sich je nach Wunsch wie der südliche oder nördliche Sternenhimmel beleuchten lassen. Dabei brach er sich mehrere Wirbel.
Rupert Murdoch war viermal verheiratet und hat sechs Kinder, vier davon sitzen wie er im Vorstand des Konglomerats. Anna, Elisabeth, Lachlan und James. Mit der Erbfolge war es, wie gesagt, mehr als ein bisschen wie bei «Sucession», wobei sich im echten Drama der stramm rechte Lachlan nun offenbar gegen seinen liberalen Bruder James durchgesetzt hat. Man ahnt, was das für Fox News bedeutet und das nächste Duell Biden gegen Trump.
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