Analyse zum Fox-News-BesitzerDie falsche Reue des Rupert Murdoch
Der australische Medienmann distanziert sich von seinen Fernsehstars. Aber Macht bedeutete Murdoch schon immer mehr als Loyalität. Deshalb hat er auch Donald Trump fallengelassen.
«Kleinlaut» sei er jetzt, das Adjektiv stammt vom «Spiegel». Denn Rupert Murdoch ist in einem entscheidenden Punkt von der Berichterstattung seines Fernsehsenders Fox News abgerückt. Und hat die Behauptung seines Senders als Lüge bestätigt, Donald Trump sei um seine Wiederwahl gebracht worden.
Ein wichtiges Argument von Murdochs Fernsehleuten war gewesen: Die Wahlsoftware von Dominion, einer kanadischen Firma, habe versagt und damit geholfen, Joe Biden fälschlicherweise ins Präsidentenamt zu bringen. Mit dieser Lüge der verweigerten Wiederwahl zog Trump zwei Jahre durchs Land und tut es nun erneut für seine Wiederkandidatur.
Alle wussten, dass es eine Lüge war
Jetzt, da Murdoch eine Klage von 1,6 Milliarden Dollar der kanadischen Softwarefirma gewärtigen muss, distanziert er sich vor Gericht von Starreportern wie Sean Hannity und Maria Bartimoro. Hannity hatte früher für Trump gearbeitet, trat während dessen Präsidentschaft faktisch als sein Sprecher auf und wiederholte auch nach Trumps Abwahl bei jeder Gelegenheit, dieser sei der rechtmässig wiedergewählte Präsident der Vereinigten Staaten. Hannity und andere bei Fox News arbeiteten damit als eingebettete Journalisten von Donald Trump.
Die Berichterstattung über den Prozess macht klar, dass die Leute bei Fox News – und auch ihre Vorgesetzten – immer gewusst hatten, dass Trumps Vorwurf der Wahlmanipulation eine Lüge war. Auch deshalb lässt Murdoch sie fallen: um sich selbst zu retten. Zwar denkt der Mann ausgesprochen konservativ. Murdoch hat konservative Politikerinnen und Politiker wie den US-Präsidenten Ronald Reagan, die britische Premierministerin Margaret Thatcher und ihre Nachfolger John Major und Tony Blair unterstützt.
Dennoch desavouiert Murdoch jetzt seine eigenen Leute bei Fox TV. Das hat mit derselben Einstellung von ihm zu tun, aus der heraus er sich nach den Midterms von Trump distanzierte und seither auf Ron DeSantis setzt, den Gouverneur aus Florida. Denn Rupert Murdoch war schon immer mehr an Macht interessiert denn an Loyalität.
Und es geht immer weiter
Das zeigte sich schon bei den jahrelangen Skandalen um Murdochs «News of the World», der englischen Sonntagszeitung, das älteste, aggressivste und erfolgreichste Boulevardblatt der Welt. Die Zeitung kam in Schwierigkeiten, als bekannt wurde, dass manche ihrer Journalistinnen und Journalisten Handys von Prominenten, Politikerinnen oder Royals gehackt hatten – selbst den Beantworter einer entführten und später ermordeten Schülerin. Der Skandal weitete sich dermassen aus, dass Rupert Murdoch die Zeitung am 10. Juli 2011 abrupt schliessen liess.
Er wollte seinen zweiten Versuch nicht gefährden, das Fernsehunternehmen Sky News zu erwerben. Der Deal scheiterte damals trotzdem, denn selbst den boulevardgestählten Britinnen und Briten und ihren Medienkommissionen war so viel Murdoch zu viel. Wie viel Macht der Australier in Grossbritannien hatte, zeigt er mit seiner «Sun», mit deren Hilfe er den Brexit durchbrachte – ein Entscheid, dessen Nachteile Grossbritannien seither immer wieder zu spüren bekommt.
In der Öffentlichkeit entschuldigte sich Murdoch in grossen Worten für das Vorgehen seiner Zeitung. Wie aus privaten Gesprächen bekannt wurde, lag ihm Reue aber fern. Das Abhören, sagte er, sei nichts anderes als eine normale Praxis britischer Medien. Zwar wurde Rebekah Brooks, damals Chefredaktorin von «News of the World», teilweise schuldig gesprochen, musste aber trotzdem nicht ins Gefängnis. Und ist eine enge Freundin von Rupert Murdoch geblieben. Obwohl sie nicht Teil seiner Familie ist, wird ihr bereits eine wichtige Rolle bei seiner Nachfolge vorausgesagt. So gibt man sich kleinlaut. Und macht dennoch immer weiter.
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