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Prozess um Trumps Wahllügen
Murdoch gesteht, dass Fox-Moderatoren bewusst gelogen haben 

«Ich wünschte rückblickend, dass wir die Lüge stärker denunziert hätten»: Rupert Murdoch vor Gericht über die Berichterstattung des rechtspopulistischen amerikanischen TV-Senders Fox News nach der Präsidentschaftswahl 2020.  (AP Photo/Mary Altaffer, File)
Rupert Murdoch
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Fox-News Besitzer Rupert Murdoch hätte die Wahllüge vom November 2020 stoppen können, tat es aber nicht. Er wusste, dass sich die Propagandisten von Donald Trump der Niederlage des Ex-Präsidenten bewusst waren und sich über Anhänger wie Rudy Giuliani mokierten, aber das Publikum trotzdem belogen, weil sie die Zuschauer nicht an extreme rechte Sender verlieren wollten. Solche Aussagen von Rupert Murdoch dürften die Position von Fox News vor Gericht schwächen, wenn es darum geht, eine Verleumdungsklage des Wahlcomputer-Herstellers Dominion abzuwehren.

Fox News verwickelte sich am Wahlabend in einen tiefen Widerspruch, den der Sender bis heute nicht auflösen konnte. Fox war der erste Fernsehsender, der gestützt auf das Wahlresultat im hart umkämpften Arizona Joe Biden zum Wahlsieger erklärte. Das überraschte nicht nur andere Fernsehsender, Fox-Reporter gerieten in eine Schockstarre. Sie hatten Mühe, die Niederlage von Trump zu erklären, während Murdoch und sein Stab hinter den Kulissen um die Positionierung des Senders rangen, der seit Monaten den sicheren Sieg Trumps herbeigeredet hatte.

Chef-Jurist warnte in der Wahlnacht

Sean Hannity, Sprachrohr und heimlicher Berater von Trump, hielt die Wahllüge aufrecht. «Es ist unmöglich, die wahren und fairen Wahlresultate je zu kennen.» Derweil warnte Fox-Chefjurist Viet Dinh vor den juristischen Konsequenzen der fortgesetzten Lüge. «Hannity bewegte sich haarscharf an der Grenze», sagte er gemäss den am Montag veröffentlichten Gerichtsunterlagen. Und das Fox-Management wusste gemäss Viet Dinh um die Lügen und «hätte sie stoppen müssen».

«Sean Hannity bewegte sich haarscharf an der Grenze», sagte der Fox-Jurist laut Gerichtsunterlagen in der Wahlnacht zu den Aussagen des Moderators. 

Murdoch befand sich nach seinen Worten in einem Zwiespalt. Er wusste, dass Trump verloren hatte, und akzeptierte dennoch, dass Fox-Prominente wie Sean Hannity, Jeanine Pirro, Lou Dobbs und Maria «Money Honey» Bartiromo das Publikum weiterhin belogen. «Ich wünschte rückblickend, dass wir (die Lüge) stärker denunziert hätten.» Aufschlussreich ist, dass Murdoch die Schuld zwar eingesteht, sie aber nur einzelnen Kommentatoren zuschiebt, nicht auf das Unternehmen. Fox habe die Wahllüge nie unterstützt, behauptet er. «Fox nie. Nein. Fox nicht».

Murdoch hätte die bizarren Auftritte von Trump-Anwalt Giuliani stoppen sollen. «Aber ich tat es nicht.»

Der 91-jährige Murdoch hätte freilich mehrmals die Chance gehabt, die Behauptungen Trumps und seiner Gehilfen über angeblich massenhafte Wahlbetrügereien und die Rolle von Dominion zu unterbinden. Es sei falsch gewesen, den Unternehmer Mike Lindell, einen fanatischen Trump-Anhänger, mit seinen Attacken auf Dominion gewähren zu lassen, so Murdoch. Ebenso hätte er Trump-Anwalt Rudy Giuliani mit seinen bizarren Auftritten auf Fox stoppen sollen. «Aber ich tat es nicht.»

Auch die Warnung von Paul Ryan, einem früheren Mehrheitsführer der Republikaner im US-Kongress und Fox- Verwaltungsrat, die Verbreitung von Verschwörungstheorien abzustellen, wurde ignoriert. Aus internen Textnachrichten und E-Mails wird klar, dass Murdoch und seine TV-Leute fürchteten, das Trump-hörige Publikum an die winzigen Propaganda-Sender Newsmax und OANN zu verlieren.

Fox verurteilte die Veröffentlichung von Murdochs Aussagen: Aushängeschilder Bill O'Reilly, Tucker Carlson und Sean Hannity auf Werbeplakaten. 

Sie machten sich gemäss der Klageschrift damit mitverantwortlich für den Sturm auf das Capitol am 6. Januar 2021. Murdoch sagte dazu, Fox hätte Wahllüge an diesem Tag öffentlich widerrufen sollen. Doch weder er noch seine Manager sagten etwas, als die Attacke der Trump-Anhänger begann. «Wir müssen vorsichtig sein und unsere Zuschauer nicht vor den Kopf stossen», gab Fox-Geschäftsführerin Suzanne Scott zu. Dass es um Einschaltquoten und Gewinn ging, gab Murdoch vor Gericht offen zu: «Niemand will Trump als Feind. Wir alle wissen, dass Trump eine grosse Gefolgschaft hat. Wenn er sagt, nicht mehr Fox zu folgen, dann werden es manche so tun.» (Mehr zum Thema Kehrtwende bei Fox News & Co: Medienmogul Murdoch lässt Trump fallen)

Arglistiges Vorgehen vermutet

Dominion Voting Systems verklagt Fox wegen übler Nachrede und Rufschädigung auf einen Schadenersatz von 1,6 Milliarden Dollar. Das Unternehmen war 2020 in 28 der 50 US-Bundesstaaten für die Wahlcomputer verantwortlich. Dutzende von Untersuchungen zeigten, dass die von Fox kolportierte Unterstellung, die Wahlmaschinen seien zugunsten der Demokraten manipuliert worden, eine Lüge war.

Fox verurteilte die Veröffentlichung der Aussagen von Murdoch und bestand darauf, der Sender habe die Anwürfe gegen Dominion nie unterstützt. Juristen allerdings sehen die Aussagen des Fox-Chefs als belastend, weil er, Sohn Lachlan und seine engsten Mitarbeiter um die verleumderischen Attacken gewusst hatten, aber nicht durchgreifen wollten.

Die Beweislage deute darauf hin, dass die Fox-Angestellten arglistig agieren, meinte Rechtsprofessor Carl Tobias von der Richmond University. Die Klage von Dominion Votings Systems soll im April vor Gericht verhandelt werden und dürfte wahrscheinlich bis vor den Supreme Court weitergezogen werden.