Executive Order des US-PräsidentenMake America Plastic Again!
Joe Biden bekämpfte Plastik-Strohhalme, der aktuelle US-Präsident setzt nun zur Gegenbewegung an. Und nennt teils kuriose Argumente dafür.
![Trump will die Papierstrohhalme loswerden, denn diese würden kaputtgehen oder explodieren, behauptet er. Umweltschutzbedenken lässt er nicht gelten. Er denke, dass Plastik im Meer einem Hai nicht viel anhaben könne, sagte er.](https://cdn.unitycms.io/images/1QeGFDkWqsF8Q_1r-iVHp_.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=cxCws3J0F50)
Am Montagabend gegen 20 Uhr, in Europa Dienstagfrüh, kam eine bahnbrechende Meldung aus dem Weissen Haus. Nicht, dass dort sonst keine bahnbrechenden Ideen entstanden wären, seit Donald Trump am 20. Januar wieder als Präsident der USA eingezogen ist. Unter anderem hat er den Golf von Mexiko zum Golf von Amerika ernannt – Google Maps hat bereits eingelenkt: Wenn man die Landkarte in den USA aufruft, trägt die Bucht den neuen Namen.
Nun verblüfft der Präsident mit einer weiteren Massnahme, die er im Wahlkampf gar nicht angekündigt hatte. Obwohl es hier um ein massgebendes Manöver auf dem Weg zu alter Grösse geht, zu «Make America Great Again». «Ending procurement and forced use of paper straws», steht über diesem Dekret, unterschrieben von Trump. «Beendigung der Beschaffung und Zwangsverwendung von Papierstrohhalmen» in den Bundesbehörden.
Wer das für einen besonders schrägen Scherz hält, kennt den absolut ernsten Oberbefehlshaber und das von ihm erträumte Land nicht. Teil dieses Traums sind die Zölle auf Stahl und Aluminium, Gespräche mit Putin oder Xi, die geplante Einverleibung von Grönland, Kanada, dem Panama-Kanal und Gaza, das Ende der Ära von Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion oder die Auflösung ganzer Behörden wie der Agentur USAID oder wohl bald dem Bildungsministerium. Der andere Teil ist die Rückkehr zu uramerikanischen Trinkgewohnheiten.
Trump trinkt gern Cola light, die Rückkehr zu Plastikhalmen war da der nächste logische Schritt
Trump zum Beispiel trinkt bevorzugt Diet Coke (Cola light), der Konzern Coca-Cola brachte zu seinem Amtsantritt gar eine Sonderedition heraus. Doch bis zuletzt musste sich der Feinschmecker Trump mit diesen Papierdingern linker Ökos plagen. Schluss damit! Der Boss greift durch. «Eine irrationale Kampagne gegen Plastikstrohhalme» habe dazu geführt, «dass grosse Städte, Staaten und Unternehmen die Verwendung oder das automatische Mitliefern von Plastikstrohhalmen bei Getränken verboten haben», heisst es in dieser speziellen Verfügung.
«Plastikstrohhalme werden oft durch Papierstrohhalme ersetzt, die nicht funktionieren, Chemikalien enthalten, die die menschliche Gesundheit gefährden können, in der Herstellung teurer sind als Plastikstrohhalme und die Benutzer oft zwingen, mehrere Strohhalme zu verwenden.»
Das muss man sich mal vorstellen: zwei oder mehr Papierstrohhalme auf einmal. Noch dazu würden Papierstrohhalme «manchmal einzeln in Plastik verpackt, was das Umweltargument für ihre Verwendung untergräbt», wie der Vorstoss erläutert. Dann, so die unbedingt logische Konsequenz, lieber gleich Plastikstrohhalme. Es sei daher «die Politik der Vereinigten Staaten, die Verwendung von Papierstrohhalmen zu beenden».
Der Schaden durch Plastik im Meer wird auf 281 Billionen Dollar geschätzt
Das Innenministerium unter Trumps Vorgänger Joe Biden wollte Einwegplastik in den kommenden Jahren aus Behörden und Nationalparks verbannen. Es verschmutze die Ozeane, vergifte in der Nähe von Produktionsanlagen die Luft und bedrohe die öffentliche Gesundheit, erklärte die Regierung damals.
Laut UN-Umweltprogramm werden jährlich 460 Millionen Tonnen Plastik produziert, die vielfach als Müll im Meer landen und neben Tieren auch Menschen schaden. Die Kosten für dieses Desaster wurden kürzlich bei einem Vortrag in Davos für die Jahre 2016 bis 2040 auf 281 Billionen Dollar geschätzt. So viel Geld hat nicht mal Elon Musk.
![Stabssekretär Will Scharf hat die Rückkehr zu Plastik eingefädelt und Trump die Executive Order vorgelegt. Die Papierstrohhalme seien unbrauchbar und kosteten eine Menge Geld, sagte er.](https://cdn.unitycms.io/images/0RLvW1wtqZW8MgDoGD8CXT.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=t06WMgHhdFc)
Doch Trump hält die Umweltideen seines Vorgängers insgesamt für Mist und den Klimawandel für «woken» Schwindel. Bereits bei seiner Kandidatur zur Wiederwahl 2020 verkaufte sein Wahlkampfteam Plastiktrinkhalme in Zehnerpacks für je 15 Dollar. Jetzt greift der Staatschef richtig durch. Trump liebt die Ölindustrie, «drill, baby, drill», und aus all dem Erdöl liessen sich viele Plastikstrohhalme machen. «Ich glaube nicht, dass Plastik einen Hai beim Fressen auf seinem Weg durch den Ozean besonders stark beeinträchtigt», sagte Trump Journalisten beim Unterzeichnen des Dekrets.
Binnen 45 Tagen nach dem Datum der Anordnung solle der Assistent des Präsidenten für Innenpolitik «in Abstimmung mit den zuständigen Stellen eine nationale Strategie zur Beendigung der Verwendung von Papierstrohhalmen» herausgeben, steht in der Executive Order. «Wir werden wieder zu Plastikstrohhalmen zurückkehren», informierte Trump die Reporter.
Zu den Papierhalmen sagte er: «Diese Dinger funktionieren nicht, ich habe sie schon oft benutzt, und gelegentlich gehen sie kaputt, sie explodieren. Wenn etwas heiss ist, halten sie nicht sehr lange, nur ein paar Minuten, manchmal nur ein paar Sekunden. Es ist eine lächerliche Situation.» Was soll man sagen? Make America Plastic Again!
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