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Fussball wird immer absurder
Yann Sommer spielt in Saudiarabien das Mailänder Derby – und das ist nur der Anfang

Milans Verteidiger Fikayo Tomori reagiert, während Inters Goalie Yann Sommer den Ball beim italienischen Supercup-Final in Riad hält.
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In Kürze:
  • Yann Sommer spielte diese Woche mit Inter Mailand den italienischen Supercup in Saudiarabien.
  • Im Sommer steigt die Club-WM in den USA, erstmals im von Fifa-Präsident Gianni Infantino angeregten und fast monströs aufgeblähten Modus mit 32 statt 7 Vereinen.
  • Trotz Überlastungen scheinen Spieler und Clubs nicht bereit, sich ernsthaft gegen das Vollstopfen des Kalenders zu wehren, Geld regiert.

Es war der passende Auftakt ins Fussballjahr 2025. Schliesslich verspricht dieses so irrwitzig zu werden wie keines zuvor.

Und Yann Sommer war mittendrin. Am Montag verlor der Schweizer Goalie mit Inter den italienischen Supercup gegen den Stadtrivalen Milan. Er tat das nicht etwa in Mailand oder Rom, wie man das angesichts des Wettbewerbs mit nationalem Charakter vermuten könnte, sondern in der saudiarabischen Kapitale Riad. Die beiden Fanlager waren nur sehr spärlich vertreten, dafür wurden etliche frühere Grössen des Calcio eingeflogen – von Andrea Pirlo über Marco Materazzi bis Christian Vieri. Sie sollten der Veranstaltung doch noch so etwas wie einen italienischen Anstrich verleihen.

So absurd, so normal. Der italienische Supercup wird mit Ausnahmen schon länger im Ausland ausgetragen. 2002 wurde die Affiche etwa nach Tripolis verlegt, wo noch Muammar al-Ghadhafi herrschte, der beste Beziehungen in den italienischen Fussball unterhielt. Die Verbindung führte 2003 dazu, dass der Seria-A-Club Perugia Ghadhafis Sohn Al-Saadi verpflichtete. Dass dieser keinen geraden Pass spielen konnte? Bedeutungslos.

Später wurde der Supercup in New York, in Peking, Doha und Shanghai ausgetragen, dort eben, woher gerade das Geld floss. Die Italiener sind in dieser Hinsicht flexibel: Will Saudiarabien dank Sportswashing einen Imagewandel vollziehen, helfen sie gern mit. So weit, so normal.

Auch Real Madrid und Barça sind in Saudiarabien

Aber seit der letzten Saison kommt hinzu, dass es den Italienern nicht mehr genügt, den Sieger des Supercups in einem Match zu küren, mittlerweile gibt es vier Teilnehmer, vor dem Endspiel finden schon Halbfinals statt. Das bedeutet zwar für die Vereine noch mehr Partien, aber auch – und das ist entscheidend – Mehreinnahmen. 23 Millionen Euro lockten diesmal Milan, Inter, Juventus und Atalanta nach Riad, wobei die Mailänder Finalisten den Grossteil davon erhalten. Da nimmt man die Strapazen gern auf sich.

Die Italiener sind nicht allein, vielmehr sind sie nur ein Sinnbild für die Auswüchse im Fussball, in dem die Gleichung gilt: mehr Partien, mehr Geld.

Auch die Spanier um Real und Barça tragen in diesen Tagen ihren Supercup in Saudiarabien aus, auch sie seit geraumer Zeit mit vier Teilnehmern. Für die geliebten Euros sind auch sie bereit, den Kalender immer noch weiter vollzustopfen. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen nur die Engländer mit ihrem legendären Boxing Day pausenlos spielten.

Yann Sommers Mammutprogramm

Im Falle von Familienvater Yann Sommer sieht das dann so aus: Einsätze am 23. und am 28. Dezember in der Serie A, am 2. und am 6. Januar im Supercup. Am Sonntag folgt in Venedig schon die dritte Partie des Jahres, danach geht es im Dreitagesrhythmus munter weiter, erst in der Liga, dann in der Champions League. Eine Verschnaufpause? Ist vorerst nicht in Sicht.

Auch weil die Champions League auf diese Saison hin auf 36 Teams aufgestockt wurde, was für die Teilnehmer zwei weitere Spiele bedeutet, die im Januar angesetzt sind. Und Juni und Juli steigt die Club-WM in den USA, erstmals im von Fifa-Präsident Gianni Infantino angeregten und fast monströs aufgeblähten Modus mit 32 statt 7 Vereinen.

Einer der Teilnehmer ist Inter mit Sommer, dort trifft der Schweizer dann auf Clubs wie River Plate (Argentinien), Urawa (Japan) und Monterrey (Mexiko). Nach dem Vorgeplänkel dürften die europäischen Topclubs den Titel unter sich ausmachen, quasi wie in der Champions League. Die Vorfreude darauf hält sich bei ihnen in sehr engen Grenzen. Sie werden der Einladung dennoch folgen, weil es viel Geld zu verdienen gibt.

Reals Valverde als Sinnbild für den Wahnsinn

Die Spieler sind so pausenlos gefordert. An keinem lässt sich dieser Zustand so gut festmachen wie an Federico Valverde. Die Stammkraft von Real Madrid ist weltweit der meisteingesetzte Feldspieler. Offiziell steht der Uruguayer diese Saison schon bei 36 Partien, wobei da der Final der noch alten Club-WM, die vor ein paar Wochen in Doha ausgetragen wurde, nicht mit eingerechnet ist.

Andre Almeida von Valencia CF und Federico Valverde von Real Madrid kämpfen während eines La-Liga-Spiels um den Ball im Estadio Mestalla, Valencia.

Dazu reist Valverde immer wieder interkontinental, im März stehen zwei Partien in der südamerikanischen WM-Qualifikation an, ebenso Anfang Juni – just vor der Club-WM also, an welcher der Mittelfeldspieler mit Real teilnehmen wird. Nicht nur für Valverde werden es Wochen des Wahnsinns, betroffen sind etliche weitere Spitzenspieler. Und wenn seine Saison dann irgendwann Ende Juni, Mitte Juli zu Ende ist, wird er sich nur kurz ausruhen können. Im August beginnt schon die neue, die dann im Sommer 2026 in der WM in den USA, in Mexiko und Kanada gipfeln wird – erstmals mit 48 statt 32 Ländern.

Klage gegen Fifa wegen Überfüllung des Kalenders

Das kann nicht gesund sein, schon gar nicht für die Spieler. Der Schweizer Abwehrchef Manuel Akanji sprach schon mehrmals davon, dass er sich längere Auszeiten wünschen würde, mit Manchester City absolviert er Jahr für Jahr ein immenses Programm. Er fehlte der Schweiz bei den Länderspielen im November, worauf Pierluigi Tami, der Direktor des Nationalteams, Alarm schlug. Man merke, dass die Spieler müde seien, nicht nur körperlich, sondern auch mental, sagte der Tessiner. Die Erholung komme viel zu kurz. «Es gibt Spieler, die haben nie frei.»

Aber ein ernsthafter Widerstand gegen die Überfüllung des Kalenders ist nicht erkennbar, auch wenn der Fifa deshalb eine Klage bei der EU-Kommission in Brüssel vorliegt, angestrengt von der internationalen Spielergewerkschaft Fifpro, der englischen PFA und den europäischen Ligen. Dass diese die Zustände verändern kann, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Clubs und die Spieler müssten sich schon überzeugter wehren.

Anzeichen dafür gibt es keine. Im Gegenteil: Die AC Milan mit ihrem neuen Trainer Sérgio Conceição feierte den Titelgewinn im italienischen Supercup ausgelassen. Als hätte sie soeben die Meisterschaft gewonnen.

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