Geldblog: PrimeEnergy CleantechWorauf Sie bei Obligationen von nachhaltigen Firmen achten sollten
Auch bei Firmen aus dem Solarsektor mit gutem Unternehmenszweck sollte man bei der Risikobeurteilung realistisch bleiben.
![Rendite versus Anlagerisiko: Wenn Obligationen einen hohen Zins bieten, deutet dies auf eine schlechtere Schuldnerqualität hin.](https://cdn.unitycms.io/images/FBRjjvjMawI84bcYmqXHZz.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=u4oO_z784fc)
Wie beurteilen Sie einen Einstieg in eine Obligation von PrimeEnergy Cleantech? Ist dieses Unternehmen vertrauenswürdig? Leserfrage von C.K.
Wenn Sie in Obligationen der Westschweizer PrimeEnergy Cleantech investieren, beteiligen Sie sich an der Finanzierung von Solarkraftwerken des Unternehmens. Laut Unternehmensangaben wird das aufgenommene Kapital vollumfänglich für die Finanzierung der Solarkraftwerke genutzt. Sie tätigen eine nachhaltige Anlage, was im Trend liegt. Auch die Renditechancen sind interessant: Die neuste Obligation mit einer Laufzeit von zehn Jahren bietet einen Zins von 4,25 Prozent pro Jahr, was verlockend ist.
Störend finde ich allerdings die Ausgabegebühren von immerhin 5 Prozent, die man einmalig bezahlen muss. Das Unternehmen ist aus meiner Sicht grundsätzlich vertrauenswürdig, zumal es sich bereits seit 11 Jahren auf solch nachhaltige Investments fokussiert.
Ein guter Zweck bedeutet nicht, dass man keine Risiken eingeht.
Allerdings gebe ich Ihnen zu bedenken, dass Sie bei einer Anlage in diese Obligation beträchtliche Risiken tragen. Sollte das Unternehmen in Schieflage geraten, müssten Sie damit rechnen, dass zumindest ein Teil Ihres Geldes verloren ist. Als kleines Unternehmen aus dem Solarsektor verfügt PrimeEnergy Cleantech über kein Kreditrating von bekannten Ratingunternehmen wie Moody’s oder Standard & Poor’s. Für Aussenstehende ist es kaum möglich, sich ein effektives Bild über die Kreditrisiken zu machen. Sie würden der Firma ihr Geld anvertrauen, in der Hoffnung, dass Sie am Ende der Laufzeit das investierte Geld wieder zu hundert Prozent zurückerhalten, wie dies versprochen wird. Doch eine Sicherheit dafür haben Sie nicht.
Wie jedes Unternehmen ist auch PrimeEnergy Cleantech vielfältigen unternehmerischen Risiken ausgesetzt. Gerade der Solarkraftwerkbereich könnte in den nächsten Jahren nochmals mit starken Veränderungen konfrontiert sein. Ich erinnere daran, dass viele Privatanleger in der Vergangenheit mit Investitionen in Solarenergie in Deutschland viel Geld verloren hatten. Das muss bei der Westschweizer Firma keineswegs der Fall sein. Aus meiner Sicht sollte man aber bei einem Kauf dieser Obligation trotz der positiven Ziele der Firma und dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit die Risiken nicht ausblenden.
Generell rate ich, bei Obligationen eher einen Fonds zu nutzen, statt in einzelne Obligationen anzulegen.
Auch bei nachhaltigen Investments sollte man punkto Anlagerisiken die gleichen Massstäbe bei der Beurteilung anwenden wie bei allen übrigen Anlagen. Ein guter Zweck bedeutet nicht, dass man keine Risiken eingeht. Gerade Privatanleger machen oft den Fehler, dass sie bei Firmen mit trendigen oder durchaus sinnvollen Unternehmenszielen grosse Abstriche bei der Einschätzung der Kredit- und Anlagerisiken machen. Man sieht nur noch den guten Zweck und vielleicht die attraktive Rendite und denkt zu wenig daran, dass man erhebliche Anlagerisiken übernimmt. Dies ist erst recht der Fall, wenn man ein Einzelinvestment tätigt, also direkt in eine einzelne Obligation oder in einzelne Aktie von einem Unternehmen investiert. In diesem Fall geht man automatisch ein mehr oder weniger grosses Klumpenrisiko ein.
Generell rate ich, bei Obligationen eher einen Fonds zu nutzen, statt in einzelne Obligationen anzulegen. Bei einem Obligationenfonds investiert man automatisch in eine Vielzahl von verschiedenen Obligationen. Damit trägt man kein Klumpenrisiko, weil sich dank der Diversifikation das Risiko auf eine Vielzahl von Unternehmen verteilt. Sollte eines der Unternehmen zusammenbrechen, würde dies nur wenig spürbar sein. Wenn man aber sein Geld in eine Obligation von nur einem einzigen Unternehmen investiert und dieses macht Konkurs, ist man selbst mit einem hohen Verlust konfrontiert.
Bei Papieren von Top-Schuldnern erhalten Sie wesentlich weniger Zins.
Dass Sie mit einem Investment in die PrimeEnergy Cleantech ein erhöhtes Anlagerisiko eingehen, zeigt Ihnen auch die Ihnen angebotene attraktive Rendite von 4,25 Prozent. Zwar sind die Zinsen auch im Schweizerfranken-Segment in den letzten Monaten gestiegen. Wenn Sie aber einen Vergleich machen mit den Renditen von Obligationen mit einem erstklassigen Schuldnerrating, sehen Sie rasch, dass Sie bei Papieren von Top-Schuldnern wesentlich weniger Zins erhalten.
Unternehmen mit schlechterer Schuldnerqualität hingegen sind gezwungen, den Investoren höhere Zinsen anzubieten, damit sie überhaupt Investoren finden. Dies bedeutet aber auch, dass man mehr Risiken in Kauf nehmen muss, da es auch bei nachhaltigen Anlagen eine höhere Rendite nie gratis gibt. Ich würde nicht direkt in diese Einzelobligation investieren, sondern aus Risikoüberlegungen einen nachhaltig aufgestellten Obligationenfonds mit breiter Diversifikation vorziehen.
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