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Geldblog: Folgen des Zinsanstiegs
Warum und welche Obligationen unter Druck geraten

Gefährlicher Trugschluss: Anleger wähnen sich mit Obligationen in Sicherheit. Dabei gibt es durchaus Risiken.
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Wir halten schon immer hauptsächlich sichere Obligationen mit langen Laufzeiten aus der Schweiz, Europa und den USA im Depot und nur wenig Aktien, weil es uns Mühe macht, wenn die Kurse stark schwanken. Doch jetzt musste ich feststellen, dass auch bei einigen von unseren Obligationen die Kurse sinken. Was ist der Grund? Wir halten doch sichere Obligationen, weil wir solche Schwankungen nicht wollen. Leserfrage von H.I.

Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass Obligationen kaum Schwankungen ausgesetzt und sehr sicher seien. Leider stimmt beides längst nicht in jedem Fall. Schwankungen sind bei Obligationen in der Regel geringer als bei anderen Anlageklassen wie etwa bei Aktien und erst recht bei Kryptowährungen. Doch auch Obligationen unterliegen Kursschwankungen. Keine Kursschwankungen haben Sie nur bei Kassenobligationen, welche wegen der tiefen Zinsen in den letzten Jahren aber stark an Bedeutung verloren hatten. Klassische Obligationen, die an der Börse gehandelt werden, unterliegen ebenfalls Schwankungen.

Starke Schwankungen kann es etwa geben, wenn sich die Bonität des Schuldners überraschend deutlich verschlechtert – wenn etwa ein Zahlungsausfall droht. Dann gehen auch die Kurse der Obligationen dieses Schuldners dramatisch in den Keller, weil die Investoren befürchten müssen, dass der Schuldner seine Schuld gegenüber den Obligationären nicht mehr zurückzahlt.

Kursschwankungen bei Obligationen kann es aber auch bei erstklassigen Schuldnern geben – nämlich dann, wenn es zu Zinsveränderungen kommt. Das ist nicht immer schlecht: Wenn die Zinsen sinken, steigen die Kurse der bestehenden Obligationen. Davon dürften Sie in den letzten Jahren profitiert haben, vielleicht auch ohne, dass Sie es gross zur Kenntnis genommen haben. Wenn aber die Zinsen steigen, so wie wir es aktuell gerade in den USA erleben, wo die Notenbank wegen der hohen Inflation die Geldpolitik verschärft, sinken die Kurse der bestehenden Obligationen.

Im aktuellen Umfeld würde ich mich im Obligationensegment nur auf Anleihen mit tiefer Duration fokussieren.

Ihren Zeilen entnehme ich, dass Sie auch US-Anleihen mit langer Laufzeit im Depot haben. Gerade solche Papiere reagieren momentan sensibel auf die anziehenden Zinsen. Das ist einfach verständlich: Mit den steigenden Zinsen bekommt man künftig auf vergleichbaren US-Anleihen mit der gleichen Laufzeit mehr Zins als auf den bestehenden US-Anleihen, die Sie im Depot haben. Die steigenden Zinsen sind denn auch der Grund, warum viele Leute, die Obligationen im Depot haben, ebenfalls mit Kursschwankungen konfrontiert sind.

Da Sie viele Anleihen mit langen Laufzeiten halten, befürchte ich, dass die Kurse Ihrer Obligationen künftig wohl noch stärker unter Druck geraten werden. Je mehr die Zinsen steigen, desto mehr werden bestehende Kurse unter Druck kommen. Die USA machen mit der Verschärfung der Geldpolitik den Anfang. Europa hält noch still. Sollte die hohe Inflation auch in Europa anhalten, dürfte auch die Europäische Zentralbank irgendwann nicht darum herumkommen, die Zinsen vorsichtig anzuheben, da die Teuerung sonst ganz aus dem Ruder laufen könnte.

Bei Obligationen ist man dem Schuldnerrisiko, dem Zinsänderungsrisiko und allenfalls noch dem Währungsrisiko ausgesetzt. Das Erstere kann man begrenzen, indem man auf Schuldner mit guter Bonität achtet. Das Zweite kann man im Griff behalten, indem man auf die Duration seiner Obligationen achtet. Die Duration gibt Auskunft über die Bindungsdauer der jeweiligen Obligationen und wie empfindlich diese Anleihen auf Zinsänderungen reagieren. Im aktuellen Umfeld würde ich mich im Obligationensegment nur auf Anleihen mit tiefer Duration fokussieren. Bei Anleihen mit langer Duration dürften die Kursrückschläge im Zuge steigender Zinsen stärker spürbar werden.