Geldblog: Ausfallrisiko und KursverlusteVon wegen sichere Obligationen
Wenn die Zinsen steigen, geraten die Kurse von Anleihen mit langer Laufzeit unter Druck – und es drohen beträchtliche Zinsverluste. Worauf Anleger achten sollten.
Bisher war ich immer der Meinung, mit Obligationen sei man auf der sicheren Seite. Die Kurs-Entwicklung meines EURO Obli Fonds Allianz Euro Rentenfonds Valoren-Nr. 329743 belehrt mich aber eines Besseren. Seine TER: 0,71 Prozent. In seinem Portfolio sind ja Titel mit einer Verzinsung bis zu 6,5 Prozent erstklassiger Schuldner. Die Bandbreite reicht von 1,5 bis 6,5 Prozent, jedoch werden nur mickrige ca. 1,6 Prozent ausgeschüttet. Können Sie mir die Gründe für den stetigen Kurszerfall dieses Fonds nennen? Leserfrage von J.R.
Obligationenfonds, wie der von Ihnen gehaltene Allianz Euro Rentenfonds, investieren das Kapital meist fokussiert fast vollständig in Anleihen mit unterschiedlichen Bonitätsrisiken ihrer Schuldner wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder Pfandbriefe, aber auch in Hochzinsanleihen. Für einen Fonds spricht die breite Diversifikation: Statt nur eine einzelne Obligation zu halten, investiert man in eine Vielzahl verschiedener Anleihen und vermeidet so ein Klumpenrisiko bei nur einem einzigen Schuldner.
Dank der breiten Diversifikation kann man selbst als auf Sicherheit bedachter Anleger eher zusätzlich auch in deutlich riskantere Hochzinsanleihen investieren, weil der Fonds ansonsten auf Papiere von erstklassigen Schuldnern setzt. So erreicht man im positiven Fall eine bessere Durchschnittsrendite.
Bei Obligationen trägt man immer ein mögliches Ausfallrisiko: Wenn der Schuldner das Geld nicht zurückzahlen kann, droht ein Verlust. Dank der Diversifikation wird dieses Risiko vermindert. Wenn man sich auf Schuldner mit erstklassiger Bonität fokussiert, ist das Ausfallrisiko gering. Als Anleger fühlt man sich entsprechend sicher.
Allerdings ist man als Investor bei Obligationen und Obligationenfonds nicht nur mit dem Ausfallrisiko konfrontiert, sondern auch mit dem wichtigen Zinsrisiko. Wenn die Zinsen steigen, wie wir es momentan gerade in den USA und später auch in anderen wichtigen Märkten erleben, fallen die Kurse von Obligationen. Würden die Zinsen hingegen sinken, wie sie es in den letzten Jahren getan hatten, würden die Kurse der Obligationen steigen.
Im aktuellen Umfeld mit anziehenden Zinsen würde ich – wenn überhaupt – nur Obligationen mit kurzer Duration halten.
Wenn man eine Obligation mit beispielsweise 10 Jahren Laufzeit zu einem bestimmten Preis im Depot hat und die Zinsen steigen, sinkt der Kurs dieser Obligation, weil die Anleger wissen, dass sie künftig für eine vergleichbare Obligation mit ebenfalls 10 Jahren Laufzeit mehr Zins bekommen. Sie würden somit die Obligation mit dem höheren Zins vorziehen. Die bestehende Obligation im Depot mit dem tieferen Zins wird weniger attraktiv, womit der Kurs sinkt.
Nun ist es so, dass Obligationenfonds, die auch viele Anleihen mit langen Laufzeiten halten, wie derjenige, den Sie im Depot haben, stark unter Kursverlusten leiden, wenn so wie jetzt die Zinsen steigen. Das ist der Grund, warum sich der Kurs Ihres Fonds enttäuschend entwickelt. Ihr Fonds hält rund 98 Prozent Obligationen und den Rest in liquiden Mitteln.
Weil in dem Fonds auch viele Papiere mit längerer Laufzeit sind, gibt der Kurs angesichts der anziehenden Zinsen nach. Gleichzeitig bringt der Fonds, der mehrheitlich auf Papiere von Schuldnern mit hoher Bonität setzt, nur wenig Rendite. Denn angesichts der nach wie vor tiefen Zinsen insbesondere im Euroraum, sind die Renditen, die man mit erstklassigen Obligationen erwirtschaftet, weiterhin mickrig.
Hochzinsanleihen von schlechteren Schuldnern bringen zwar deutlich mehr. Ein auf Sicherheit fokussierter Fonds wie der Allianz Euro Rentenfonds A EUR kann aber aus Risikoüberlegungen nur wenige solche riskante Hochzinsanleihen halten, womit die Rendite über den gesamten Fonds hinweg gering bleibt.
Wenn man verhindern will, dass man auf seinen Obligationen und Obligationenfonds hohe Kursverluste erleidet, sollte man genau auf die Duration der Obligationen achten. Diese gibt Auskunft über die durchschnittliche Bindungsdauer in einem Obligationenfonds. Mit der Duration können Sie abschätzen, wie empfindlich ein Obligationenfonds auf Zinsänderungen reagiert. Bei langer Duration müssen Sie bei steigenden Zinsen mit deutlichen Kursverlusten rechnen, bei kurzer Duration mit geringeren Kursverlusten.
Im aktuellen Umfeld mit anziehenden Zinsen würde ich – wenn überhaupt – nur Obligationen mit kurzer Duration halten. Mit einer kurzen Duration können Sie allfällige Kursverluste auf Ihren Anleihen im Griff behalten. Leider ist Ihre Annahme falsch, dass man mit Obligationen und Obligationenfonds auf der sicheren Seite ist. Man trägt auch da Risiken: einerseits das Ausfallrisiko und anderseits das Zinsänderungsrisiko.
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