Geldblog: Rendite verbessernBei Aktien sind die Risiken höher als bei Anleihen von guten Schuldnern
Wer aus Frust über eine schwache Entwicklung aus einem Anleihenfonds in Einzelaktien wechselt, muss sich bewusst sein, worauf sie oder er sich einlässt.
Seit einigen Jahren habe ich den Vontobel Fund SICAV-Euro Corporate Bond B EUR CAP in meinem Portfolio. Nun ist mir aufgefallen, dass der Wert im laufenden Jahr keine positive Veränderung erfahren hat. Alle meine Aktien und anderen Fonds hingegen sind gestiegen. Da ich gut 65’000 Euro in diesem Fonds angelegt habe, bin ich der Meinung, dass sich dieser positiv entwickeln sollte. Da ich die Währung behalten möchte, überlege ich mir, einen Teil in VW- und/oder SAP-Aktien anzulegen. Leserfrage von S.S.
Der von Ihnen gehaltene Vontobel-Fonds investiert in Unternehmensanleihen in Euro von Schuldnern mit guter Qualität aus Industrieländern. Genutzt werden Obligationen mit verschiedene Laufzeiten, die Schuldner stammen aus diversen Branchen und haben unterschiedliche Kredit-Ratings. So kann innerhalb des Fonds eine gute Diversifikation erreicht werden, wobei der Fokus auf Anleihen von Schuldnern mit einem Rating A+ bis BBB- liegt. Bei Schuldnern mit noch besserem Rating gab es überhaupt keine Rendite mehr oder diese war teilweise sogar negativ, sodass ein Investment keinen Sinn macht.
Zu den grössten Positionen des Fonds gehören Anleihen der spanischen Caixa Bank, der Enel, der Intesa Sanpaolo, Volkswagen, Credit Agricole, Telecom Italia, Allianz und Barclays Bank. Da der Fonds thesaurierend ist, erhalten Sie direkt keine Ausschüttung – denn die Ausschüttungen werden laufend wieder in den Fonds reinvestiert. Bei dem Vehikel handelt es sich um einen aktiv verwalteten Fonds. Das mach ihn für Sie nicht gerade günstig: Dem Fonds werden Gebühren von 1,34 Prozent verrechnet, was letztlich Ihrer Rendite weggeht.
Ich verstehe, dass Sie über die Entwicklung des Geldes, das Sie in diesen Fonds angelegt haben, nicht glücklich sind. Allerdings dürfen Sie nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: Natürlich haben Aktien in diesem bislang guten Börsenjahr deutlich mehr gebracht als Unternehmensanleihen. Denn die Zinsen sind sowohl in Euro als auch anderen Währungen wie dem Schweizer Franken nach wie vor rekordtief oder sogar negativ. Mit Anleihen von guten Schuldnern kann derzeit man kaum Rendite erwirtschaften. Wenn man dann noch alle Gebühren berücksichtigt, verliert man mit solchen Anleihen momentan oft Geld.
Aktien haben den Anlegern in diesem Zinsumfeld viel mehr Freude gemacht. Aber man muss fairerweise feststellen, dass die Risiken, die Sie mit Aktien eingehen, deutlich höher sind als jene von Unternehmensanleihen von Schuldnern mit guten Rating. Auch müssen Sie bei Aktien mit deutlich stärkeren Kursschwankungen rechnen. An den Aktien-Börsen kann es auch wieder steil abwärts gehen.
Bei den Aktien müssen Sie einen Anlagehorizont von wenigstens acht bis zehn Jahren haben.
Wenn Sie nun den Fonds verkaufen und das so gelöste Geld in Aktien von SAP und VW investieren wollen, müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie damit ein deutlich höheres Anlagerisiko eingehen. Ich teile Ihre Zuversicht für die Aktien von SAP und stufe das Unternehmen als vielversprechend ein. Auch VW bietet angesichts der strategischen Neuausrichtung Chancen.
Allerdings tragen Sie bei solchen Einzelaktien ein Klumpenrisiko und müssen damit rechnen, dass die Papiere auch wieder deutlich zurückkommen, falls es an den Börsen zu stärkeren Verwerfungen kommt – was jederzeit möglich ist.
Dies spricht nicht grundsätzlich gegen Ihr Vorhaben. Aber es ist wichtig, dass Sie sich bewusst sind: Die Risiken Ihres bestehenden Anleihen-Fonds unterscheiden sich grundsätzlich von jenen der genannten Einzelaktien. Bei den Aktien müssen Sie bereit sein, starke Kursschwankungen und Risiken zu tragen und einen langen Anlagehorizont von wenigstens acht bis zehn Jahren haben.
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