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Snackautomaten am Bahnhof
Selecta-Deal der SBB wirft Fragen auf

Selecta-Automat am Bahnhof Wiedikon, fotografiert am 6. Januar 2017, zeigt Snacks und Getränke zur Auswahl. © Dominique Meienberg
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In Kürze:
  • 2023 vergaben die SBB den Grossauftrag für die Snackautomaten am Bahnhof vollumfänglich an Selecta.
  • In der Ausschreibung war vorgesehen, dass der Auftrag auf mehrere Firmen aufgeteilt werden sollte.
  • Namhafte Unternehmen hatten sich Hoffnungen gemacht.

«Selecta und SBB setzen ihre gemeinsame Reise fort», lautete der Titel einer Medienmitteilung im Juli 2023. Der Inhalt: Nach einer Ausschreibung hatten die SBB entschieden, wie bis anhin den Betrieb der Snackautomaten an den Schweizer Bahnhöfen Selecta zu überlassen und das Unternehmen mit einem Vertrag für sieben Jahre auszustatten.

Selecta ist wirtschaftlich angeschlagen – und dies schon länger. Erst kürzlich stufte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit des Unternehmens mit Sitz in Cham erneut herab. Dazu taucht immer wieder die Kritik auf, dass die Produkte in den Automaten zu teuer seien, zum Beispiel in den Kommentaren zu Medienberichten über Selecta.

Auftrag sollte auf mehrere Firmen aufgeteilt werden

Die Ausschreibung von 2023 sah die Aufteilung des Auftrags auf vier sogenannte Lose vor: Snackautomaten in den Regionen West, Mitte und Ost sowie der schweizweite Betrieb von sogenannten Smart Fridges, einer Art intelligenter Kühlschränke. Das Los sollte jeweils an den Anbieter mit der höchsten Punktzahl in der jeweiligen Kategorie gehen. Diverse Firmen testeten deshalb im Rahmen von sogenannten Piloten ihre Ideen für das eine oder andere Konzept an den Bahnhöfen aus.

Ebenfalls hiess es in der Ausschreibung, dass die SBB zur Diversifikation die Auftragsvergabe an mindestens zwei Anbieter anstrebten. Die SBB schreiben dazu heute auf Anfrage: «Die SBB haben die Ausschreibung auf mehrere Lose verteilt, Selecta hat diese gewonnen und betreibt die Verpflegungsautomaten an den SBB-Bahnhöfen in der ganzen Schweiz.» Zusammengefasst: Es gab zwar mehrere Lose, aber Selecta gewann alle.

In der Ausschreibung war explizit die Rede davon gewesen, dass die SBB sich das Recht vorbehalten, auch den zweitplatzierten Anbieter auszuwählen – selbst wenn ein Anbieter bei allen vier Losen den ersten Platz belegen sollte. Mit Coop, Valora und dem italienischen Automatenbetreiber IVS hatten sich dem Vernehmen nach gleich mehrere namhafte Konkurrenten an der Ausschreibung beteiligt.

10 Prozent der Automaten sollten lokale Produkte haben

Ein nicht unwichtiger Aspekt der Ausschreibung war zudem, dass zukünftig vermehrt regionale Produkte in den Automaten angeboten werden sollten. Man wollte also auf Vielfalt statt auf Snickers, Coca-Cola und Co. setzen. In der Pilotphase testete beispielsweise der Kaffeespezialist Dallmayr in Zusammenarbeit mit dem Verein Schweizer Regionalprodukte an Bahnhöfen Automaten mit Schweizer Produkten.

Die Ausschreibung erwähnt, dass die Gewinnerin der Lose für die jeweiligen Regionen 10 Prozent der Automaten mit regionalen Produkten befüllen und für diese ein eigenes Konzept erarbeiten solle. Da Selecta alle Lose gewonnen hat, müsste Selecta demnach für diese regionalen Automaten sorgen.

Dieses Projekt sei noch nicht umgesetzt worden, lassen die SBB dazu heute auf Anfrage verlauten. Selecta wiederum sagt, dass man sich zu Details der kommerziellen Ausschreibung nicht äussern könne. Und: «Die Modernisierung der Selecta-Automaten an SBB-Standorten verläuft wie von uns geplant.»

Kritik an den Preisen der verkauften Produkte will Selecta nicht gelten lassen. Die Preise seien vergleichbar mit jenen in ähnlichen Verkaufskanälen an Bahnhöfen, wenn auch nicht mit jenen von Supermärkten, schreibt ein Sprecher.

Ein nicht repräsentativer Preisvergleich von vier beliebten Produkten von einem Selecta-Automaten und einem K-Kiosk zeigt jedoch, dass die Preise am Kiosk teils deutlich tiefer sind:

Flasche Coca-Cola: 3.90 Franken (Selecta), 3.75 Franken (K-Kiosk)

Doppelpack Snickers: 3.10 Franken (Selecta), 2.50 Franken (K-Kiosk)

Dose Red Bull: 3.90 Franken (Selecta), 2.95 Franken (K-Kiosk)

M&M, 125-Gramm-Packung: 4.30 Franken (Selecta), 3.75 Franken (K-Kiosk)

Und wie steht es um die Vielfalt beim Sortiment in den Selecta-Automaten? Auch hier wehrt sich das Unternehmen gegen Kritik: «Die Sortimente orientieren sich grundsätzlich an den Produkten, die Kunden nachfragen», sagt Selecta. Dazu werde das Kaufverhalten elektronisch getrackt und die Beliebtheit einzelner Produkte mit Bestsellern in anderen Verkaufskanälen verglichen.