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Trotz Prestigelage an Bahnhöfen
Wenig Verkäufe, hohe Schulden: Wie tief steckt Selecta in der Krise?

Person mit zwei Kindern an einem Selecta-Automaten im Bahnhof Zürich Gleis 41.
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In Kürze:
  • Der Snackautomatenbetreiber Selecta ist in der Krise.
  • Die Ratingagentur Moody’s hat Selectas Kreditwürdigkeit auf Ramsch-Niveau herabgestuft.
  • 2023 verlängerten die SBB den Grossauftrag in Bahnhöfen.
  • Kürzlich wurde ein neuer Schweiz-Chef verpflichtet.

Vieles hat sich in den letzten Jahren an Schweizer Bahnhöfen verändert, doch die roten Selecta-Automaten sind geblieben. Auch was ihr Inhalt betrifft: Chips, Schoggi, Süssgetränke oder Wurststicks. Manchenorts haben sie nun eine neue Farbe: blau. Mit dem Nachteil, dass man sie in der Nacht, wenn man nach dem Ausgang noch einen Snack braucht, nicht mehr sieht, wie in der Branche gescherzt wird.

Bei den blauen Selecta-Automaten handelt es sich um die neuen Automaten. Dass Selecta die Geräte an den Bahnhöfen modernisieren muss, ist Teil eines Deals mit den SBB.

Im Sommer 2023 haben die Bundesbahnen mitgeteilt, dass Selecta erneut die Ausschreibung für die Automaten am Bahnhof gewonnen habe. Involvierte wunderte dies nicht, denn Selecta wollte anscheinend den Prestigeauftrag unbedingt behalten. Weil das Unternehmen den SBB viele Zugeständnisse gemacht habe, hätten Mitbewerber keine Chance gehabt, heisst es.

Doch war dies der richtige Entscheid der SBB?

Hohe Schuldenlast

Selecta steckt seit der Coronapandemie in der Krise. Während andere Unternehmen sich mit der Rückkehr der Menschen in die Büros und an die Bahnhöfe wieder aufrappeln konnten, will das Geschäft bei Selecta einfach nicht richtig zum Laufen kommen.

Fehlende Investitionen und gleichzeitige Preiserhöhungen werden von Branchenkennern als zwei der Ursachen für die Probleme genannt. Zu den operativen Problemen kommt beim sich im Besitz des amerikanischen Finanzinvestors KKR befindlichen Unternehmens eine hohe Schuldenlast, unter anderem durch Zukäufe.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Automatenbetreiberin eine Zinsfrist für bestehende Darlehen verlängern musste und sich zusätzliche Liquidität in Form eines weiteren Darlehens in Höhe von 50 Millionen Euro gesichert hat.

Selecta auf Ramsch-Niveau eingestuft

Das Unternehmen aus dem Kanton Zug, das in der Schweiz 700 und weltweit 6000 Mitarbeitende beschäftigt, wurde nun von der Ratingagentur Moody’s herabgestuft. Im Ranking befindet sich Selectas Kreditwürdigkeit längst auf sogenanntem Ramsch-Niveau, wurde nun aber noch einmal von Caa1 (erhebliches Risiko) um zwei Stufen auf die drittschlechteste Kategorie Caa3 (Zahlungsausfall, mit geringer Aussicht auf Verbesserung) heruntergestuft.

Selecta-Automat und Lavazza-Kaffeeautomat beim Bahnhof Wiedikon in Zürich, fotografiert von Reto Oeschger, 2018.

Diese Herabstufung kann Branchenkennern zufolge für Selecta unangenehme Folgen haben. Beispielsweise, dass Lieferanten auf Vorauszahlungen pochen. Umso mehr stellt sich die Frage: Kann Selecta die Verpflichtungen aus dem Vertrag mit den SBB noch erfüllen?

Die SBB teilen auf Anfrage mit, keine laufenden Verträge oder Geschäftspartnerschaften zu kommentieren. Kurz nach der Vergabe hatten die Bundesbahnen auf Anfrage noch erklärt: «Selecta hat nach unseren Kriterien das beste Angebot abgegeben und mit ihrem Angebot überzeugt.» Selecta schreibt zum aktuellen Stand des Auftrags: «Die Modernisierung der Selecta-Automaten an SBB-Standorten verläuft wie geplant.»

Neuer Schweiz-Chef soll für frischen Wind sorgen

Grundsätzlich gilt die Schweiz als einer der Märkte bei Selecta, die besser laufen. Und auch als einer, der allenfalls von neuen Investoren übernommen werden könnte. Doch rosig läuft es auch hier noch nicht: Aus einer Investorenpräsentation geht hervor, dass Selecta im dritten Quartal des letzten Jahres länderübergreifend einen Umsatzrückgang von 5,8 Prozent hatte. In der Schweiz fiel der Rückgang sogar noch höher aus, genaue Zahlen werden nicht genannt.

Trotzdem gilt die Schweiz wenigstens als profitabel. In den letzten Jahren setzte Selecta hierzulande auf harte Restrukturierungsmassnahmen, auch, um sich für einen allfälligen Börsengang fit zu machen, aus dem bis jetzt nichts wurde. Was teils für schlechte Presse sorgte.

Anfang Monat wurde nun bekannt gegeben, dass Selecta-Schweiz einen neuen Länderverantwortlichen hat: Beat Welti, der schon bei der Migros, bei Mars und zuletzt beim Anbieter von Tiefkühlprodukten Bofrost tätig war. Selecta sei optimal positioniert, «um den wachsenden Bedarf an flexiblen, digitalen und nachhaltigen Verpflegungslösungen zu decken», wurde er vor wenigen Tagen optimistisch in einer Mitteilung zitiert.

Weder Welti noch Selecta wollten sich zur aktuellen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens äussern.