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Apples Reaktion auf den Handelskrieg
Analysten sehen iPhone-Produktion in den USA als «Ding der Unmöglichkeit»

Präsentation des neuen iPhone 16 Modells im Apple-Hauptquartier in Cupertino, USA, mit verschiedenen farbigen Geräten.
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Die neuen Zölle gegen China würden Apple dazu bringen, das iPhone erstmals in den USA zu produzieren – so lautete zumindest die Prognose der Regierung von US-Präsident Donald Trump. Doch das ist ein unwahrscheinliches Szenario, selbst bei den schwindelerregenden Zöllen auf Produkte aus China. Dort lässt der Technik-Gigant Apple den Grossteil seiner iPhones herstellen, seit vor 18 Jahren das erste Modell auf den Markt kam.

Gegen eine Verlegung der Produktion in die USA spricht aus Sicht von Apple unter anderem eine komplexe Lieferkette, die das Unternehmen seit den 1990er-Jahren in China aufgebaut hat. Der Bau neuer Fabriken in den USA würde mehrere Jahre dauern und Milliarden von Dollar kosten. Zudem wäre Apple dann mit einem wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert, das den Preis eines iPhones verdreifachen und den Absatz des Spitzenprodukts torpedieren könnte.

Produktion der iPhones in den USA? Unmöglich!

Für Apple und Co. könnte es nun zumindest an der Zollfront eine Verschnaufpause geben. Die Trump-Regierung gab in der Nacht zum Samstag bekannt, dass sie Elektronikartikel wie Smartphones und Laptops von wechselseitigen Zöllen ausnehme. Die Sonderreglung solle auch bei Festplatten, Flachbildschirmen und einigen Chips greifen, teilte die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde CBP mit. Gleiches gelte zudem für Maschinen zur Herstellung von Halbleitern. Dies würde bedeuten, dass die Produkte nicht den Zöllen von insgesamt 145 Prozent auf Einfuhren aus der Volksrepublik unterliegen würden. Die Trump-Regierung könnte aber zu einem späteren Zeitpunkt neue oder andere Zölle auf Elektronik erheben.

«Das Konzept, iPhones in den USA herzustellen, ist ein Ding der Unmöglichkeit», sagt der Analyst Dan Ives vom Finanzdienstleister Wedbush Securities. Diese Einschätzung teilen viele in der Investment-Community, die jeden Schritt von Apple genau verfolgt. Der aktuelle Preis eines iPhones von 1000 Dollar dürfte bei einer Verlagerung der Produktion in die USA auf mehr als 3000 Dollar steigen, wie Ives schätzt. Und möglich sei diese vermutlich frühestens im Jahr 2028.

Apple äusserte sich bisher nicht zur Zollpolitik

Apple äusserte sich auf Nachfrage nicht. Das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Cupertino hat öffentlich noch nicht auf Trumps Zölle gegen China reagiert. Das Thema könnte jedoch am 1. Mai aufkommen, wenn CEO Tim Cook bei einer vierteljährlichen Telefonkonferenz zu den Finanzergebnissen und zur Strategie von Apple Fragen von Analysten beantworten wird. Eine brisante Sache werden die China-Zölle in jedem Fall sein. Denn der Aktienkurs von Apple ist um 15 Prozent und der Marktwert des Unternehmens um 500 Milliarden Dollar gesunken, seit Trump am 2. April mit der Erhöhung der Zölle begonnen hat.

Wenn die Zölle in Kraft bleiben, ist eine Preiserhöhung bei iPhones und anderen beliebten Produkten zu erwarten. Schliesslich ist die Lieferkette des Silicon Valleys stark auf China, Indien und andere Übersee-Märkte konzentriert, die im Kreuzfeuer des eskalierenden Handelskriegs stehen. Die grosse Frage ist nur, ab welchem Zeitpunkt Apple einen Teil der Belastung auf die Verbraucherinnen und Verbraucher abwälzen wird.

Dabei verfügt das Unternehmen über einen gewissen Spielraum, wie Analyst Dipanjan Chatterjee von Forrester Research erklärt. Dieser rühre daher, dass Apple weiterhin enorme Gewinnspannen mit Abonnements und anderen produktgebundenen Dienstleistungen erziele. Diese Sparte, die im vergangenen Geschäftsjahr für 96 Milliarden Dollar Umsatz sorgte, bleibe von Trumps Zöllen unberührt. «Apple kann einige der durch die Zölle verursachten Kostensteigerungen ohne nennenswerte finanzielle Auswirkungen auffangen, zumindest kurzfristig», sagt Chatterjee.

500-Milliarden-Dollar-Investition zur Besänftigung Trumps?

Mit der Ankündigung, in den USA bis 2028 insgesamt 500 Milliarden Dollar zu investieren und 20’000 neue Beschäftigte einzustellen, bemühte sich Apple im Februar um eine Besänftigung Trumps. Keine der Massnahmen war jedoch an eine iPhone-Produktion in den Vereinigten Staaten geknüpft. Stattdessen versprach Apple, ein KI-Rechenzentrum im texanischen Houston zu finanzieren. Vertreter der Trump-Regierung demonstrieren jedoch weiter Zuversicht, dass künftig iPhones im eigenen Land produziert werden. 2017 hatte Cook sich bei einer Konferenz in China skeptisch darüber geäussert, ob es dafür in den USA genug qualifizierte Fachkräfte gebe.

Trump hatte schon in seiner ersten Amtszeit vergeblich Druck auf Apple ausgeübt, die iPhone-Herstellung in die USA zu holen. Schliesslich nahm die Regierung das iPhone von den Zöllen aus, die der Präsident damals gegen China verhängt hatte – zu jener Zeit hatte Apple sich zu Investitionen in den USA in Höhe von 350 Milliarden Dollar verpflichtet. Die China-Zölle aus Trumps erster Amtszeit waren auch Anlass dafür, dass Apple einen Teil der iPhone-Produktion nach Indien und die Herstellung anderer Produkte nach Vietnam verschob.

2019 lud Cook den Präsidenten zu einer Führung durch ein Werk in Texas ein, in dem Apple seit 2013 einen Teil seiner Mac-Computer baut. Kurz nach dem Besuch beanspruchte Trump die Lorbeeren für das Werk für sich, das Apple während der Amtszeit von Präsident Barack Obama in Betrieb genommen hatte. Er postete am 19. November 2019: «Heute habe ich eine grosse Apple-Fabrik in Texas eröffnet, die hochbezahlte Jobs zurück nach Amerika bringen wird.»

DPA/wy