Schweizer Wirtschaftsjahr 2025Tiefere Preise im Laden, mehr Touristen und ein drohender Preiskrieg
Die Bedingungen für Firmen haben sich verändert. Welche Branche profitiert? Wer verliert? Und was erwartet die Kundschaft? Wir wagen eine Prognose.

Die Vorzeichen für die Wirtschaft sind im neuen Jahr andere. Egal ob Migros-Umbau oder die kommende neue US-Regierung: Die Bedingungen für Detailhandel, Industrie und Exporte haben sich verändert.
Die Wirtschaftsredaktion wagt eine Prognose, was da auf uns zukommen dürfte.
Detailhandel: 100-Jahr-Jubiläum der Migros

Die Migros kann dank ihrem 100-Jahr-Jubiläum in der Öffentlichkeit punkten. Zudem winken Schlagzeilen zu den Verkäufen von Mibelle und Hotelplan – im besten Fall positive.
Die Branche wird auch 2025 auf tiefere Preise setzen, obwohl der Einkaufstourismus mit der Senkung der Zollfreigrenze auf 150 Franken schrumpft. Davon profitieren insbesondere Discounter, die weiter wachsen werden. Onlineshopping könnte dank KI-Tools neuen Schwung erhalten.
Einnahmen werden die Detaillisten auch vermehrt mit Kundendaten generieren. Ihr Wissen über die Einkaufsgewohnheiten der Menschen lässt sich in der vernetzten Digitalwelt gut versilbern.
Tourismus: Grossanlässe in der Schweiz

Für den inländischen Tourismus wird die kommende Sommersaison ausschlaggebend: Grossanlässe wie der Eurovision Song Contest in Basel und die Fussball-Europameisterschaft der Frauen sollten für ein Wachstum bei den Logiernächten sorgen. Beide Veranstaltungen dürften neue Gäste aus Europa anlocken, die bislang noch nicht in die Schweiz gekommen sind. Damit sollte sich die Erholung des Tourismus nach den massiven Einbussen während der Coronapandemie weiter festigen.
Banken: grösstes Informatik-Projekt der Schweiz

Es ist vielleicht das grösste Informatik-Projekt, das die Schweiz je gesehen hat: Die Kundendaten der Credit Suisse werden derzeit auf die UBS-Systeme überführt. Die Übertragung wurde in einigen kleineren Testmärkten wie Hongkong oder Luxemburg bereits getestet.
In den kommenden Monaten steht die Schweiz auf dem Programm. Es geht um vertrauliche Daten von 1,3 Millionen CS-Kunden. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Dieser Schritt muss unbedingt klappen, denn auch ein Grossteil der Kosteneinsparungen, die sich die UBS von der CS-Übernahme erhofft, hängt davon ab.
Dennoch dürfte die Schweizer Kundschaft davon kaum etwas merken, denn die Bankspitze um Sergio Ermotti wird alles dafür tun, dass alles reibungslos abläuft.
Uhrenindustrie: hoffnungsvoller Blick in die USA

Im Januar wird Donald Trump zum neuen US-Präsidenten vereidigt. Für die Schweizer Uhrenindustrie mit dem wichtigsten Absatzmarkt USA sind das willkommene Vorzeichen: Unter republikanischen Präsidenten brummen die Geschäfte normalerweise, da ihre wirtschaftsfreundliche Politik den Konsum ankurbelt.
Trotzdem bleiben Unsicherheiten: Trumps liebstes Instrument sind Handelszölle. Derzeit gibt es jedoch keine Anzeichen dafür, dass er Uhren ins Visier nehmen möchte.
Öffentlicher Verkehr: steigende Passagierzahlen und Baustellen

Für den öffentlichen Verkehr wird 2025 ein herausforderndes Jahr. Die Fahrgastzahlen werden steigen und das Bahnnetz weiter ausgebaut. Gleichzeitig wird es noch mehr Unterhaltsarbeiten geben als im letzten Jahr.
Die rund 20’000 Baustellen werden dazu führen, dass sich Reisezeiten kurzfristig ändern und Reisende häufiger umsteigen müssen. Weiter hat das Bundesamt für Verkehr Ende November angekündigt, dass der bereits beschlossene Ausbauschritt 2035 um rund 14 Milliarden Franken teurer wird als erwartet.
Die Finanzierung dieser Beträge über den Bahninfrastrukturfonds ist derzeit nicht gesichert. Wir können uns also auf den Beginn von harten Verteilkämpfen zwischen Bund, Kantonen und den Regionen gefasst machen.
Gastronomie: neuer Gesamtarbeitsvertrag in Sicht

Hier stehen die Zeichen auf Versöhnung. Die Arbeitgeberverbände wollen sich nächstes Jahr nach jahrelanger Pause wieder mit den Gewerkschaften zusammensetzen, um über einen zeitgemässen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu verhandeln. Es geht um die bessere Vereinbarkeit von Gastroberufen und Freizeit sowie Investitionen in die Bildung.
Wichtige Themen in einer Branche, die weiterhin Probleme hat, offene Stellen zu besetzen. Das kommt gut. Weiter für Schlagzeilen sorgen dürfte die Debatte rund um die Frage, ob und ab wann das Trinkgeld in der Schweiz Lohnbestandteil ist. Ein Thema, das aber wohl ausgesessen wird. Würde doch jede verbindliche Regelung auch Nachteile mit sich bringen.
Pharmaindustrie: Preiskrieg mit den USA?

Im neuen Jahr werden die Diabetes- und Fettleibigkeitsspritzen in den USA zu den meistverkauften Therapien. Dies wird die Debatte um die Medikamentenpreise verstärken – auch in Europa.
Die neuartigen Spritzen machen eine Massenkrankheit behandelbar und bringen Milliarden an Mehrausgaben für die Krankenkassen mit sich (auch wenn sie nur beschränkt erstattet werden).
Für die Pharmakonzerne wird es ungemütlich, sie werden ihre Preisvorstellungen kaum mehr so einfach wie bisher durchsetzen können, egal ob für Fettleibigkeit, Krebs oder seltene Krankheiten. Ja, ihr ganzes globales Preisgefüge ist infrage gestellt: Bislang sind Medikamente nirgendwo teurer als in den USA.
Die designierte US-Regierung unter Trump hat jedoch schon vorgeschlagen, dass die Pharmaindustrie die Preise in den USA senken und zum Ausgleich dafür in Europa erhöhen soll. Das heisst: Uns droht ein Preiskrieg, der verschiedene Länder gegeneinander auszuspielen versucht.
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