Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Kommunikation an der CS-Generalversammlung
Wie glaubwürdig war Axel Lehmanns Entschuldigung?

Sein Auftritt war professionell, aber aus Expertensicht zu distanziert: Axel Lehmann, Präsident der Credit Suisse, an der letzten Generalversammlung vom Dienstag in Zürich. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Mitten im Pfeifkonzert der Aktionärinnen und Aktionäre und gleich zu Beginn der GV hat sich Axel Lehmann entschuldigt – eine Geste, die viele bereits am Sonntag, 19. März, erwartet hatten, bei der Pressekonferenz in Bern, als die CS-Übernahme durch die UBS verkündet wurde. 

«Endlich», sagt Kommunikationstrainer Marcel Juen. Die Artikulation der Entschuldigung sei klar und verständlich gewesen, doch: «Leider spricht Lehmann in diesem Moment ein wenig zu laut und dadurch in der Nuance zu monoton.» Er hätte ruhiger sprechen sollen und zudem näher ans Mikrofon. «Das hätte seine Glaubwürdigkeit akustisch stark unterstrichen.»

Sogar als «hervorragend» erachtet Kommunikationsberater Patrick Rohr die Tatsache, dass der CS-Präsident die Entschuldigung gleich an den Anfang der GV gesetzt hat. Trotz Verspätung: Solche «Asche auf unser Haupt»-Äusserungen seien in Situationen wie dieser wichtig, sagt der frühere SRF-Moderator. Als «spannend» erachtet er allerdings den Wortlaut der Entschuldigung. 

Indem Axel Lehmann sagt, «dass die Zeit dafür nicht da war» und «dass unsere Pläne durchkreuzt wurden», nehme er die aktuelle CS-Führungsriege aus der Schusslinie. «Mit Verweisen auf die äusseren Umstände und mit der Passivformulierung ist niemand in der Verantwortung», findet Rohr. 

Allerdings habe Lehmann später explizit auf die Verantwortung der aktuellen Führungspersonen hingewiesen, was ihm zugutezuhalten sei. 

Krawatte sass während ganzer GV schief

Darüber hinaus habe sich Axel Lehmann durchaus empathisch gezeigt, etwa als er in Nebensätzen erwähnte, dass ihn das alles «schmerze» und es ihm «aufrichtig leidtut». Rohr sagt: «Es ist klar, dass es zum jetzigen Zeitpunkt für die Führung rechtlich heikel wäre, sich für die eigenen Fehler zu entschuldigen, da das einem Schuldeingeständnis gleichkäme.»

Axel Lehmann habe das Wort Entschuldigung deshalb nur im rechtlich unverbindlichen Zusammenhang gebraucht – also indem er sich dafür entschuldigte, «dass wir Sie alle enttäuscht haben». Rohr fand das professionell und überzeugend. Einziger Wermutstropfen: «Axel Lehmann las diese ganze Passage von den Telepromptern links und rechts seines Rednerpultes ab, was eine emotionale Distanz zum Gesagten schaffte.» Besser wäre es seiner Ansicht nach gewesen, er hätte diese Sätze frei und direkt zum Publikum gesprochen.

Experte Juen fügt an, Lehmann sei abgesehen von der Entschuldigung schlecht in die GV gestartet. «Leider verpasste er es, Empathie zu zeigen – und dies bei der Beerdigung seiner Bank.» Bei der Vorschau auf den Ablauf der Versammlung habe er zwar den Aktionären gedankt, doch «komplett emotionslos». «Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck wirkten kalt. Nicht nahbar, nicht wertschätzend.»

Ausserdem ist Juen ein Detail aufgefallen, das beim Styling hinter der Bühne zu wenig beachtet worden war: Die Krawatte sass wegen des Ansteckmikrofons schief. Der Kommunikationsberater findet: «Das wirkt nervös und unvorbereitet.»

Ein Detail, das bei der Vorbereitung hinter der Bühne zu wenig beachtet wurde: Axel Lehmanns Krawatte sitzt nicht ganz adrett.

Erleichterung nach Wiederwahl

Für Rohr hat Lehmann äussere Gelassenheit und stoische Ruhe gezeigt. «Axel Lehmann ist der Kapitän, der das Schiff entschieden durch den Sturm führt, während um ihn herum das Meer tobt.» Doch auch er sagt, diese Qualitäten seien gleichzeitig Lehmanns Handicap: «Es scheint, als könnte ihn nichts erschüttern, das lässt ihn oft seltsam unbeteiligt und unberührt wirken.»

Im direkten Austausch, bei dem neben dem Gesagten das Non- und das Paraverbale, also das, was man sieht und über die Stimme wahrnimmt, eine grosse Rolle spielen, sei das problematisch. Um dies zu illustrieren, macht Rohr ein Beispiel: Wenn Lehmann beispielsweise zu einem verärgerten Aktionär sagt: «Ich kann Ihre Enttäuschung nachvollziehen», dann höre das zwar das Publikum, doch es fühle dies nicht wirklich. «Zu sehr scheinen an Axel Lehmann auch die heftigsten Anwürfe abzuprallen.»

Der einzige Moment, wo der CS-Präsident emotional betroffen gewirkt habe, war laut Rohr jener, als die Aktionäre ihm mit knapper Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen hatten. «Da wirkte er sichtlich erleichtert.»