Aktie auf TiefststandWie die Credit Suisse aus der Krise finden will
Es hagelt schlechte Nachrichten. CS-Chef Thomas Gottstein sagt, wie er die Bank vorwärtsführen will. Und warum sie rund 800 Millionen Franken bei der IT sparen kann.
«David flickt die Risikoabteilung, Rafael flickt die Compliance, Joanne flickt die Informatik und ich das Vermögensverwaltungsgeschäft»: So erklärt Francesco De Ferrari, Chef der Vermögensverwaltung bei der Credit Suisse, was der Job der neuen CS-Geschäftsleitungsmitglieder sei.
Bankchef Thomas Gottstein versucht mit seiner neuen Führungsriege an einer Investorenkonferenz in London, Aktionäre und Kunden von den Fortschritten der Bank zu überzeugen. Es gehe darum, eine neue CS zu bauen, die widerstandsfähiger und konkurrenzlos stark bei der Kundenbetreuung sei, so Gottstein.
Daran hat der Markt seine grossen Zweifel. Die Aktie der Bank ist in den letzten Wochen auf Rekordtiefs abgestürzt. Der Aktienkurs notiert weiterhin unter 6 Franken, seit Jahresbeginn hat er gegen 40 Prozent verloren. Es hagelte zuletzt schlechte Nachrichten: Erst am Dienstag kassierte die Bank vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona eine bittere Niederlage. Der Greensill-Skandal ist noch nicht verdaut, weitere Rechtsfälle drohen Hunderte Millionen Franken zu kosten. Kritik wurde jüngst etwa auch daran laut, dass das Institut Software im Umfang von 8 Milliarden Franken in den Büchern hat.
Jeder sei ein Risikomanager, wiederholte Gottstein das neue Mantra der Credit Suisse. So werde das Vertrauen in die Bank wieder gestärkt. Es seien schwierige 16 Monate gewesen, gestand Gottstein ein. Aber die Bank werde gestärkt aus der Krise hervorgehen. Mit jedem neuen Franken, den sie verdiene, werde sie stabilisiert und neu aufgebaut.
Neue Chefs räumen auf
Laut dem neuen Risikochef David Wildermuth war der Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos, der die Credit Suisse Milliarden kostete, ein spezieller und katastrophaler Fall. Er habe viele Schwachstellen offengelegt. Seither habe die Bank die Risiken heruntergefahren. Die schnelle Antwort auf den Ukraine-Krieg habe gezeigt, dass die Bank schon heute viel aus der Krise gelernt habe.
Der neue Compliance-Chef Rafael Lopez Lorenzo schlug in die gleiche Kerbe. Alle entscheidenden Leute in der Abteilung seien ausgetauscht worden. Dass die CS die Russlandsanktionen so schnell habe umsetzen können, zeige, dass Rechtsfälle wie in der Vergangenheit heute kaum noch vorkommen könnten.
Joanne Hannaford, die neue Technologiechefin, zeigte zuerst auf, weshalb die Informatik so wichtig für das künftige Wachstum der Bank sei, etwa beim neuen digitalen Angebot CSX, das Ende des Jahres mehr als 200’000 Kunden haben soll.
Rund 13’000 externe IT-Fachkräfte zählt die CS. Dem stehen rund 11’000 interne gegenüber.
Gleichzeitig sollen die Kosten der Informatik stark sinken. 200 Millionen Franken Ausgaben sollen schon in diesem Jahr gespart werden. Weitere 200 Millionen Franken kommen im nächsten Jahr hinzu. Mittelfristig sollen die IT-Ausgaben um 400 Millionen Franken sinken. Das macht bis 2025 jährliche Kosteneinsparungen von rund 800 Millionen Franken aus.
Ein besonders grosser Kostenblock sind die auswärtigen Fachkräfte. Rund 13’000 externe IT-Entwickler zählt die CS derzeit. Dem stehen rund 11’000 interne IT-Fachkräfte gegenüber. Das Verhältnis bezeichnet die CS selbst als «schief». Es ist auch teuer: Die externen Fachkräfte kosten bis zu 50 Millionen Franken pro Monat.
Vermögensverwaltungschef De Ferrari soll das Kerngeschäft mit der vermögenden Kundschaft ankurbeln. Er arbeitete früher schon für die CS und heuerte jüngst wieder bei der Bank an. «Ich weiss, dass ich in einer schwierigen Situation zur Bank zurückgekehrt bin», so der Manager in London. Das schwierige Umfeld führe dazu, dass die Erträge tiefer ausfielen. Doch wirke die Bank dagegen. So sollen allein die steigenden Zinsen bis 2024 zu höheren Einnahmen von rund 800 Millionen Franken führen.
Es gibt bei der CS noch viel zu flicken, schnell wird das nicht gehen. Immerhin steht die Aktie heute leicht im Plus.
Fehler gefunden?Jetzt melden.