Angeschlagene GrossbankCredit Suisse bleibt in den roten Zahlen und baut die Chefetage um
Die zweitgrösste Schweizer Bank schreibt zum Jahresauftakt einen Verlust. Zahlreiche Wechsel im Management sollen nun Besserung bringen.
Die Credit Suisse ist im ersten Quartal 2022 in den roten Zahlen geblieben. Wie in der vergangenen Woche bereits angekündigt, lasten insbesondere hohe Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten auf dem Ergebnis der zweitgrössten Schweizer Bank.
Gleichzeitig gibt die Bank einen Grossumbau in der Chefetage bekannt. Der langjährige Finanzchef David Mathers gibt seinen Abschied, das gilt auch für den Rechtschef Romeo Cerutti und den Asienchef Helman Sitohang. Mathers bleibt bei der Bank bis die Nachfolge geregelt ist. Für Cerutti übernimmt der langjährige UBS-Rechtschef Markus Diethelm. Er soll dafür sorgen, dass die Bank ihre zahlreichen Rechtsfälle schneller und weniger kostspielig beilegt. Sitohang wird durch den internen Aufsteiger Edwin Low ersetzt. Neu in die Geschäftsleitung steigt auch Francesca McDonagh auf. Sie wird dort die Region Europa, naher Osten und Afrika verantworten.
Der scheidende Financhef Mathers sagt: «Wir haben schon viele Rechtsfälle abgearbeitet.» Dutzende seien in den letzten Jahren beigelegt worden. Es seien aber noch einige Rechtsfälle offen. Ein bedeutender Posten ist etwa das Greensill-Debakel. Die Bank hatte Fonds der australischen Finanzboutique im Umfang von 10 Milliarden Franken verkauft. Noch immer ist nicht klar, wie teuer das Greensill-Debakel für die Credit Suisse und ihre Kundschaft wird. Die Bank ist weiterhin damit beschäftigt, das Kapital wieder einzusammeln. So hat sie gegenüber Greensill kürzlich Versicherungsansprüche im Umfang von 2 Milliarden Dollar gemacht.
Das erste Quartal 2022 schliesst die Bank mit einem Reinverlust von rund 270 Millionen Franken ab. Bereits im ersten Quartal 2021 war die Grossbank in die roten Zahlen abgerutscht. Wegen dem Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos hatte damals ein Verlust von 252 Millionen resultiert. Auch das Gesamtjahr 2021 hatte die unter einer Serie von Grosspannen leidende CS mit tiefroten Zahlen abgeschlossen.
Die Grossbank stellte nun im ersten Quartal 2022 insgesamt 703 Millionen Franken für Rechtsstreitigkeiten zurück. Dazu kamen Belastungen wegen dem Einfluss des Ukraine-Kriegs, welche die CS auf 206 Millionen Franken beziffert. Dagegen konnte die Bank von Sondererträgen aus aufgelösten Rückstellungen aus dem Archegos-Fall sowie von Immobiliengewinnen profitieren.
Auch die Erträge der Bank schrumpften deutlich: Die CS erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres noch einen Nettoertrag von 4,41 Milliarden Franken, was einem Rückgang um 42 Prozent gegenüber dem sehr starken Vorjahresquartal entspricht. Die Bank verweist in ihrer Mitteilung auf die volatilen Marktbedingungen und die Risikoaversion im Kundengeschäft. Besonders die Kunden in Asien seien vorsichtiger geworden. Ähnliches berichtete am Vortag die UBS.
Und auch beim Zufluss neuer Gelder machen sich die Probleme bemerkbar. So zog die Bank im ersten Quartal noch Nettoneugelder in Höhe von 7,9 Milliarden Franken an. In der Vorjahresperiode flossen noch 28,4 Milliarden zu. Finanzchef Mathers erwartet immerhin, dass die Neugelder bald profitabel sein sollen.
Als einzige Sparte konnte die Schweizer Einheit gegenüber dem Vorjahr wachsen. Das liegt aber hauptsächlich an den mehr als 80 Millionen Franken Erlös aus Immobilienverkäufen.
Mit Material der SDA
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