Investition im UnterwallisWenn Öl von Burger und Kebab zu Treibstoff wird
In Monthey entsteht bis 2024 die erste Fabrik in der Schweiz zur Herstellung von Kraftstoff aus gebrauchtem Speiseöl und tierischen Abfallfetten. Die Firma Helvoil investiert 100 Millionen Franken in die Anlage.
Helvoil stellte das Projekt am Freitag auf dem Chemiestandort Monthey den Medien vor, wo die Anlage auf einer Parzelle von rund 20'000 Quadratmetern inklusive Lagerhalle errichtet werden soll. «Wir werden unser Baugesuch noch vor Ende des Monats einreichen und hoffen, bis Ende Jahres die Genehmigung zu erhalten», sagte Helvoil-Verwaltungsratspräsident Luca Schenk der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Nach seinen Angaben unterstützt der Kanton das Vorhaben. An der Medienkonferenz war auch Staatsrat Christophe Darbellay, Vorsteher des Wirtschaftsdepartements, anwesend.
Wenn alles nach Plan verläuft, soll die Fabrik Mitte 2024 eröffnet werden. Sie soll 100'000 Tonnen Treibstoff pro Jahr produzieren. Dies sei genug, um den Verbrauch des gesamten Strassengüterverkehrs zwischen Basel und Chiasso während zwölf Monaten zu decken oder alle Schweizer Dieselautos zweimal pro Jahr zu betanken, rechnete Schenk vor.
Öl von «Junk Food»
An der Tankstelle gezapft oder zum Beispiel mit Diesel gemischt, könne hydriertes Pflanzenöl, kurz HVO (Hydrogenated Vegetable Oil), für den Strassenverkehr und nach einer zusätzlichen Produktionsphase grundsätzlich auch für den Luftverkehr verwendet werden. Dabei werden gebrauchtes Speiseöl und Fett aus Tierkadavern mittels katalytischer Reaktion unter Zugabe von Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe umgewandelt.
«In der Schweiz werden jährlich rund 150'000 Tonnen Pflanzenöl verbraucht. Davon können wir 20 Prozent, also 30'000 Tonnen, wiederaufbereiten. Die Hälfte davon stammt aus Grossküchen wie Burger- oder Kebab-Restaurants, die andere aus Sammelstellen für Privathaushalte. Der Rest muss aus den Nachbarländern Frankreich, Italien und Deutschland importiert werden», erklärte Schenk.
Zurzeit importiert die Schweiz den gesamten HVO-Treibstoff, den sie verwendet. Laut den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung belief sich diese Menge auf 50'000 Tonnen im Jahr 2020, wie Schenk ausführte. «Das Werk in Monthey soll dazu beitragen, die Selbstversorgung der Schweiz mit erneuerbaren Kraftstoffen für den Strassenverkehr zu verbessern, und das bei bis zu 90 Prozent geringeren CO2-Emissionen», sagt der Helvoil-Verwaltungsratspräsident weiter.
40 neue Arbeitsplätze
Die Inbetriebnahme der Anlage erfordert eine Investition von rund 100 Millionen Franken. Laut Schenk ist die Summe vollständig finanziert durch einen UBS-Fonds, der Schweizer Unternehmen gewidmet ist, die im Bereich der nachhaltigen Energieerzeugung tätig sind. Im Laufe der Zeit sollen bis zu 40 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Anders als in der Schweiz gibt es HVO-Fabriken bereits in Frankreich, Italien, den Niederlanden, den USA und Singapur. Rund 40 Ingenieure arbeiten seit zwei Jahren an dem Projekt für die geplante Fabrik im Wallis.
SDA/fal
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