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«Greenwashing» bei Banken
Warum nachhaltige Fonds nicht halten, was sie versprechen

Die Ölindustrie – hier ein Bild der mittlerweile geschlossenen Raffinerie Tamoil in Collombey VS – ist einer der Sektoren, die nachhaltige Fonds oft ausschliessen. 

Verglichen mit klassischen Fonds lenken solche, die in der Schweiz als nachhaltig vermarktet werden, kaum zusätzliches Kapital in nachhaltige Aktivitäten: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Beratungsunternehmen Inrate und Infras im Auftrag von Greenpeace Schweiz. Nachhaltigkeitsfonds seien nur besser darin, Investments in umweltkritische Bereiche zu vermeiden, schreiben die drei Autorinnen. Einen spürbaren Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele würden die untersuchten 51 Nachhaltigkeitsfonds dagegen kaum leisten, heisst es.

Greenpeace Schweiz spricht daher von «Greenwashing» und fordert staatliche Mindestanforderungen für nachhaltige Anlagen. Derzeit untersucht das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen, ob Gesetzesänderungen nötig sind, um das Falschetikettieren von Fonds zu unterbinden. Im Herbst sollen die Ergebnisse vorliegen. Klar ist: Der Markt boomt. Das Volumen der unter Nachhaltigkeitskriterien angelegten Gelder in der Schweiz ist im vergangenen Jahr um 31 Prozent auf 1,5 Billionen Franken gewachsen.

Die Studienautorinnen selbst erheben dagegen nicht den Vorwurf des «Greenwashings», dies sei nicht untersucht worden. Das Problem ist komplexer. Denn Banken haben sehr wohl erkannt, dass Investoren darauf erpicht sind, mit ihren Investments den Klimawandel nicht anheizen zu wollen. Warum aber versagen hier die untersuchten Produkte?

Die Studie untersucht den Nachhaltigkeitseffekt der Fonds anhand von vier Kriterien: Zum einen ziehen die Autorinnen ihr eigenes Nachhaltigkeitsrating zurate. Zum Zweiten schauen sie, wie CO₂-intensiv die Umsätze der im Portfolio enthaltenen Unternehmen sind. Die Kriterien drei und vier umfassen die Frage, wie stark umweltkritische oder umweltschädliche Aktivitäten in den Fonds enthalten sind.

Die Untersuchung zeigt, dass Nachhaltigkeitsfonds nur beim Ausschluss umweltkritischer Aktivitäten besser abschneiden als klassische Fonds. Beim ESG-Score – der Standard nachhaltiger Anlagen beschreibt drei Verantwortungsbereiche von Unternehmen: Environment, Social, Governance – schnitten sie dagegen kaum besser ab. Laut den Autorinnen mangle es den Anbietern nicht am guten Willen, das Kapital so einzusetzen, dass es Nachhaltigkeitsziele erreicht. «Wir vermuten, dass die nötigen Voraussetzungen für eine effektive Kapitalallokation nicht vollständig gegeben sind», so die Studie.

Datenbasis ist lückenhaft

Nach Ansicht der Autorinnen fehlten den Fondsmanagern verlässliche Methoden und Daten, um den Umwelteinfluss ihrer Investments klar zu messen. So würden auch die Unternehmen, in die investiert würden, zu wenige verlässliche Daten publizieren, um die Umweltwirkung ihrer Geschäfte zu messen. Den Fonds selbst wiederum fehle es an Transparenz, wie zum Beispiel an klar dokumentierten und nachvollziehbaren Nachhaltigkeitszielen, die überprüfbar sind. «Ausreichende und klare Standards in Bezug auf Transparenz, Methodologie und Wirkung für nachhaltige Anlagen fehlen», folgert die Studie.

Dies sei auch für die Finanzunternehmen unbefriedigend. Denn gibt es Zweifel an der Wirkung der als nachhaltig vermarkteten Produkte, wird das Marktpotenzial nicht voll ausgeschöpft. Ferner drohen der Branche Imageprobleme.

Einen Ansatzpunkt für einen Nachhaltigkeitsstandard biete die EU-Taxonomie. Sie legt fest, welche Aktivitäten als klimafreundlich gelten. Das riesige Regularium müsse sich aber erst in der Praxis bewähren, so die Studie. Greenpeace fordert, dass als nachhaltig ausgewiesene Fonds in solche Aktivitäten investiert sein müssen, deren Emissionsabsenkungspfad mit dem Ziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grand vereinbar ist.