Geldblog: Dilemma der NotenbankenWarum die Inflation vorerst bleiben wird
Da viele Staaten auf riesigen Schuldenbergen sitzen, profitieren sie von der Inflation und haben kein Interesse an zu hohen Zinsen.
Die Notenbanken haben die Inflation lange als nur temporär bezeichnet. Wird das Inflationsproblem dank steigender Zinsen rasch gelöst? Leserfrage von B.E.
Nein. Für den Preisanstieg verantwortlich sind die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise im Zuge des Krieges in der Ukraine und die Lieferengpässe wegen der Pandemie. Aber auch die Notenbanken haben die Teuerung mitverursacht, was sie gerne ausklammern.
Sie hatten im grossen Stil Geld gedruckt, die Märkte mit spotbilligem Geld geflutet und Anreize zum Schuldenmachen geliefert. Es kann sein, dass sich die Energie- und Rohstoffpreise je nach geopolitischer Entwicklung beruhigen und sich die Teuerung wegen den Zinsanstiegen abflacht. Weil aber noch zu viel billiges Geld in den Märkten ist, dürfte es lange dauern und eine Reihe starker Zinserhöhungen brauchen, bis die Inflation in den USA und Europa stark zurückkommt. Der Preis wird eine Konjunkturabschwächung sein.
Vor allem die Europäische Zentralbank dürfte die Inflation aus politischen Gründen nur zaghaft bekämpfen.
Einfach verschwinden wir die Inflation selbst dann nicht. Nachdem wir geldpolitisch während Jahren in einem Ausnahmezustand lebten, müssen Notenbanken die Geldpolitik zuerst normalisieren. Erst dann wirkt der verschärfte Kurs richtig. Dazu kommt, dass viele Staaten auf riesigen Schuldenbergen sitzen und kein Interesse an hohen Zinsen haben. Vor allem die Europäische Zentralbank dürfte die Inflation aus politischen Gründen nur zaghaft bekämpfen und die Zinsen nicht so stark erhöhen, wie es wohl nötig wäre.
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