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Wahlen in Rumänien
Hat Russland seine Hand im Spiel?

BUCHAREST, ROMANIA - NOVEMBER 26: Romanian presidential candidate Calin Georgescu gives a statement to media in the village of Izvorani on November 26, 2024 on the outskirts of Bucharest, Romania. Calin Georgescu, a far-right, pro-Russia candidate, won a surprise victory in the first round of Romania's presidential election on Sunday. He faces reformist presidential candidate Elana Lasconi in the second and final round of the election runoff on December 8. (Photo by Andrei Pungovschi/Getty Images)
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In Kürze:
  • Das Verfassungsgericht ordnete eine Neuauszählung der Wahlstimmen in Rumänien an.
  • Ein Extremist gewann die erste Runde überraschend mit möglicher Moskauer Hilfe.
  • Zweifel an der Wahlkampffinanzierung führten zu Ermittlungen in Rumänien.
  • Politikexperten erwarten einen Rechtsruck bei den Parlamentswahlen am Sonntag.

Wenige Tage nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Rumänien hat das Verfassungsgericht in Bukarest beschlossen, die zentrale Wahlbehörde mit einer Neuauszählung der Stimmen zu beauftragen. Grund dafür waren massive Zweifel an der Legitimität des Sieges von Călin Georgescu, einem Rechtsextremisten, in der ersten Runde. Am Donnerstagmorgen trat das Verfassungsgericht zusammen, am Nachmittag folgte der Nationale Sicherheitsrat.

Das Verfassungsgericht war von zwei Bewerbern angerufen worden, die überzeugt sind, dass die Wahl manipuliert war. Nun sollen sowohl die gültigen als auch die ungültig abgegebenen 9,4 Millionen Stimmen neu ausgezählt werden. Eine Entscheidung darüber, ob die erste Runde der Präsidentschaftswahl ganz annulliert wird, wurde auf diesen Freitag verschoben.

Der Sicherheitsrat berät sich laut Medienberichten auch mit den amerikanischen Geheimdiensten. Er soll klären, ob es Hinweise darauf gibt, dass «staatliche oder nichtstaatliche Cyber-Aktivisten» – also Hacker – die Wahlen in Rumänien manipuliert haben könnten.

Woher stammte das Geld für die Wahlkampagne?

Seit der weitgehend unbekannte Politiker am vergangenen Sonntag überraschend auf 23 Prozent der Stimmen gekommen war, steht der Verdacht im Raum, dass er Unterstützung aus Moskau bekommen haben könnte. Georgescu, ein 62-jähriger Agrarökonom, war nach eigenen Angaben ohne Wahlkampfmittel und ohne Team angetreten. Er hatte aber eine intensive Kampagne in den sozialen Medien, vor allem auf Tiktok geführt. Nach Angaben von Experten dürfte diese mindestens zwei Millionen Euro gekostet haben.

Georgescu bewundert rumänische Faschisten und den russischen Präsidenten Wladimir Putin, er ist nationalistisch und extrem religiös. Vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl lagen nach Medienangaben in zahlreichen Gotteshäusern der rumänisch-orthodoxen Kirche Flugblätter für ihn aus.

Die Vertreterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bukarest, Katja Plate, berichtet am Telefon, Georgescu habe in der Vergangenheit Verschwörungsmythen verbreitet. Dazu zählten Behauptungen, Kaiserschnitte seien schädlich, Ultraschall mache ungeborene Kinder «dumm» und in Pepsi-Cola seien Mikrochips enthalten. Er habe auch Sympathien für den nationalistischen, russischen Ideologen Alexander Dugin gezeigt, der Wladimir Putin stark beeinflusst hat. Der parteilose Bewerber um das Präsidentenamt würde in der Stichwahl in zehn Tagen gegen die Zweitplatzierte, die liberale Kandidatin Elena Lasconi von der Partei USR (Union Rettet Rumänien), antreten. Zuvor steht jedoch mit der Parlamentswahl am kommenden Sonntag in Rumänien ein weiterer wichtiger Wahltermin an.

Screenshots sollen Kontakt zu Moskau-nahen Personen beweisen

Am Donnerstagmittag wurde dann auch bekannt, dass die oberste Wahlbehörde AEP Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und der Polizei erstattet hat. Laut AEP-Präsident Toni Greblă gebe es Zweifel an der Wahlkampffinanzierung; nun müssten auch die Konten von Georgescu und seinem Umfeld auf illegale Wahlkampffinanzierung hin überprüft werden.

epa11740367 Elena Lasconi (C), leader of the USR (Save Romania Union) party and presidential candidate, waves a Romanian national flag in front of supporters after advancing in the 2nd round of the presidential elections, during her first appearance at Romexpo hall in Bucharest, Romania, 25 November 2024. Elena Lasconi won 19,18 percent of the total number of votes, qualifying for the presidential runoff against first placed independent candidate Calin Georgescu, who scored 22.94 percent, according to AEP (Permanent Electoral Authority) closing report. The second round of Romania's presidential election will be held on 08 December 2024.  EPA/ROBERT GHEMENT

In Rumänien gilt es derzeit als sehr wahrscheinlich, dass russische Spezialisten Georgescu bei seinem Wahlkampf geholfen – und diesen in Teilen finanziert haben. Es soll zudem Belege dafür geben, dass ein Vertrauter des unter anderem wegen Wahlfälschung, Geldwäsche und Steuerbetrugs gesuchten, moldauischen Oligarchen Vladimir Plahotniuc nach der Präsidentschaftswahl in Moldau weiter nach Rumänien gereist sei. Dort soll er die Kampagne von Georgescu betreut haben. Die Einflussnahme Moskaus auf die Wahl in Moldau vor einigen Wochen ist belegt.

Entsprechende Screenshots von Bildern, die den Moldauer mit Georgescu zeigen, kursieren im Internet – ebenso wie Fotos von Georgescu mit russischen Agenten und Putin-Vertrauten. Die renommierte Zeitung «Adevărul» etwa präsentierte am Donnerstag eine ganze Fotogalerie von Männern aus dem Umfeld Georgescus unter der Überschrift: «Der Kandidat, der sich als Systemgegner bezeichnet, wird von Moskau-nahen Personen unterstützt.»

Bei der Parlamentswahl droht ein Rechtsruck

In der aufgewühlten politischen Lage stehen nun am kommenden Sonntag auch noch Parlamentswahlen an, bei denen nach Einschätzung rumänischer Politikbeobachter ein starker Rechtsruck zu erwarten ist. Georgescu, der keine Partei im Rücken hat, tritt nicht an. Jedoch kandidieren sowohl die nationalistische, Moskau-freundliche Partei AUR als auch die rechtsextreme Partei SOS Rumänien unter der EU-Abgeordneten Diana Şoșoacă.

Şoșoacă war zuvor von der Kandidatur für das Präsidentenamt ausgeschlossen worden. Politikexperten in Bukarest halten es für wahrscheinlich, dass der Überraschungssieg Georgescus auch eine Reaktion darauf ist, dass die Bewerberin von SOS Rumänien nicht antreten durfte. Diese ist extrem Nato-kritisch und fordert einen Austritt Rumäniens aus der EU. Sollte, heisst es nun, das Verfassungsgericht vor der Parlamentswahl auch die Präsidentschaftswahl annullieren, werde das Gefühl des «Jetzt erst recht» bei vielen Wählern nur noch stärker werden.