Präsidentschaftswahl in RumänienAuf Elena Lasconi ruhen plötzlich die Hoffnungen des Westens
Am 8. Dezember geht die Liberale in eine Stichwahl gegen den Putin-Bewunderer Calin Georgescu. Das Rennen dürfte eng werden.
Auf sie richten sich nun hoffnungsvolle Blicke aus Tausenden Kilometern Entfernung: aus Brüssel, aus Washington, aus den Hauptstädten zahlreicher westlicher Partnerländer. Elena Lasconi, 52 Jahre alt, tritt am 8. Dezember in der Stichwahl um die rumänische Präsidentschaft an, und sie steht dabei auf der Seite derjenigen, die weiter die benachbarte Ukraine in ihrer Verteidigung gegen die russische Aggression unterstützen wollen.
In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am Wochenende erzielte ein als politischer Aussenseiter geltender Rechtsextremer und Kremlfreund namens Calin Georgescu mit knapp 23 Prozent den grössten Anteil der Stimmen – zur grossen Überraschung auch einheimischer Meinungsforscher. Umfragen hatten den amtierenden Ministerpräsidenten Marcel Ciolacu, der nun Präsident werden wollte, als Favoriten gesehen – tatsächlich landete er abgeschlagen auf dem dritten Platz. Dazwischen positionierte sich als Zweite die proeuropäische Liberale Elena Lasconi mit gut 19 Prozent. Sie tritt nun, zwei Wochen später, in der Stichwahl gegen Georgescu an – ein Rennen mit vielen Unbekannten.
Da wäre etwa die Tatsache, dass am kommenden Sonntag zunächst noch über das Parlament abgestimmt wird; das Ergebnis dürfte die weitere politische Dynamik massgeblich beeinflussen. Zum anderen gilt das Resultat der ersten Runde auch als eine Abrechnung vieler Wählerinnen und Wähler mit den etablierten Parteien. Das kann sich für Elena Lasconi durchaus als Vorteil erweisen, mit ihrer Partei «Union Rettet Rumänien» tritt sie als vergleichsweise frische politische Kraft an, die sich der Stärkung der Kommunen und dem Kampf gegen Korruption verschrieben und auch schon Massenproteste unzufriedener Bürgerinnen und Bürger unterstützt hat.
Eher konservativ gesinnt
Politisch tritt sie für eine stärkere Repräsentation von Frauen ein, verortet sich zugleich aber im eher konservativen Teil des Spektrums: Bei einem Referendum, das im Herbst 2018 ein Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen in der Verfassung verankern wollte (und mangels Teilnahme scheiterte), stimmte sie nach eigener Aussage mit «Ja» – die Familie basiere schliesslich auf einem Bund zwischen Mann und Frau. Das brachte ihr durchaus Ärger in der eigenen Partei ein und öffentliche Widerworte ihrer Tochter.
Vor der Stichwahl gibt sie sich nun kämpferisch (man befinde sich im «Existenzkampf um die rumänische Demokratie») und betont zugleich ihre Bodennähe: Sie wisse, was es bedeute, ohne Privilegien aufzuwachsen und hart arbeiten zu müssen; ihre Mutter habe als Spülerin in Restaurants gearbeitet, erzählte sie in einer Rede am Montag: «Ihr ganzes Leben lang hat sie Gläser gespült, mit kaltem Wasser, für 12 bis 14 Stunden am Tag.» Ob das genügt, um sich gegen den Tiktok-erfahrenen Populisten Calin Georgescu durchzusetzen?
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