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SVP-Chef Marco Chiesa im Interview
«Ich erwarte, dass wir mit der Mitte wichtige Reformen voranbringen können»

Marco Chiesa, Parteipraesident SVP und Staenderat SVP-TI, reagiert kurz vor der Elefantenrunde der Parteipraesidenten, im Vorzimmer des Nationalrats, am Wahltag der Eidgenoessischen Parlamentswahlen, am Sonntag, 22. Oktober 2023, im Bundeshaus, in Bern. Die Schweizer Buergerinnen und Buerger waehlen das Bundesparlament mit den beiden Kammern Nationalrat und Staenderat. (KEYSTONE/Anthony Anex)
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Marco Chiesa, Ihre Partei erreicht voraussichtlich mit 28,9 Prozent das zweitbeste Resultat überhaupt. Ziel erreicht?

Unser Ziel war es vor allem, 100’000 neue Wählerinnen und Wähler zu gewinnen. Ob wir das erreicht haben, weiss ich noch nicht. Was wir definitiv geschafft haben: Die Sektionen waren voll motiviert und haben stark mobilisiert. Wir haben wie eine Mannschaft zusammengearbeitet.

Die SVP verlor vor vier Jahren zwölf Sitze, nun hat sie neun zurückerobert. Das dürfte Sie nicht ganz zufrieden stimmen.

Ich bin zufrieden, weil alle zusammengearbeitet haben. Ich bin zufrieden mit der investierten Energie und der Motivation, die ich in diesem Wahlkampf gespürt habe.

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Vor vier Jahren gingen in ländlichen, konservativen Gemeinden verhältnismässig weniger Leute an die Urne. Wie gelang es der SVP nun, wieder stärker zu mobilisieren?

Wir haben zwei Sachen gemacht. Erstens: mit den Leuten gesprochen und ihnen zugehört. Ihre Probleme und Sorgen wahrgenommen.

Und zweitens?

Wir haben immer nur die Realität vorgelegt. Die Leute haben gemerkt, dass wir die Probleme erkennen und bereit sind, sie zu lösen.

Sie sprechen von der Zuwanderung. Sie ist im Verlauf des Wahljahres in den Sorgenbarometern des Landes nach oben geklettert. Davon hat Ihre Partei stark profitiert.

Das politische System in der Schweiz ist stabil. Aber klar, die Wahlen sind geprägt davon, was im Alltag der Menschen passiert. Tatsache ist: Es leben heute 9 Millionen Menschen in der Schweiz, und es geht Richtung 10 Millionen. Vor einer Woche war ich in Chiasso. Glauben Sie mir, dort würden Sie nicht leben wollen.

«Unsere politische Einstellung ist klar: Wir stehen für Freiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit.»

Warum?

Wenn die Polizei in acht Monaten 400 Einsätze machen muss, um die Sicherheit zu gewährleisten, dann ist das höchst bedenklich. Gerade erst wurde eine Minderjährige in einem Zug zwischen Lugano und Chiasso vergewaltigt. Wir sind eine Partei, die davor nicht die Augen verschliesst.

Ihre Gegner würden jetzt wieder sagen, die SVP erfinde und schüre Ängste.

Nein, wir legen nur die Realität vor. Wir wollen sicher nicht, dass das die neue Normalität wird.

Die SVP betont stets, keine Ein-Themen-Partei zu sein. Ein anderes Thema als die Migration hat Ihre Partei im Wahlkampf aber nicht wirklich beachtet.

Das stimmt nicht. Wir machen uns für eine sichere Energieversorgung stark und werden nach den Wahlen über ein neues institutionelles Abkommen sprechen. Unsere politische Einstellung ist klar: Wir stehen für Freiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit.

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Politologe Michael Hermann sagte heute im Interview mit dieser Redaktion, es sei noch nie so unklar gewesen, wer die SVP eigentlich führe. Warum nimmt man Sie als Parteichef so blass wahr?

Wissen Sie, eine Partei ist eine Mannschaft. Ich führe diese Partei mit anderen Personen gemeinsam, übernehme aber die Verantwortung. Wenn wir gewinnen – und wenn wir verlieren.

Wollen Sie die Partei weiterhin führen?

(lacht) Also bis jetzt hat mich noch niemand darum gebeten, zurückzutreten. Ich will Parteipräsident bleiben.

Im Tessin hat man Ihnen hingegen heute noch kein volles Vertrauen ausgesprochen. Sie müssen im Ständeratsrennen in den zweiten Wahlgang.

Es gibt viele Ständerätinnen und Ständeräte, die schon heute gewählt wurden. Ich gehöre nicht dazu. Und trotzdem hat mir der Kanton Tessin heute eine Abbraccio geschenkt, auf Deutsch eine Umarmung, schliesslich hatte ich das beste Resultat.

«Woke ist kein Thema für mich.»

Kommen wir auf die engste SVP-Verbündete zu sprechen, die FDP. Sie könnte knapp von der Mitte überholt werden. Wie stellen Sie sich die künftige Zusammenarbeit mit der Mitte und der FDP vor?

Ich bin der Meinung, dass die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes der Politik einen klaren Auftrag gegeben haben: Schaut die Realität an und bringt Lösungen. Die Mitte hat ihr Ergebnis konsolidiert. Ich erwarte, dass wir mit der Mitte wichtige Reformen voranbringen können. Etwa bezüglich der Altersvorsorge, wo wir in den nächsten Jahren grosse Baustellen lösen müssen.

Sie hoffen also auf eine Mitte, die sich mehr auf die bürgerliche Seite schlägt.

Ja sicher, um gemeinsam gute Lösungen in verschiedenen Dossiers aufzubauen.

Der starke Rechtsrutsch im Nationalrat ist Tatsache. Was erwartet die Schweiz in den nächsten vier Jahren?

Ich möchte eine pragmatische Politik machen. Weniger Political Correctness, mehr Themen, die die Leute wirklich beschäftigen: die 10-Millionen-Schweiz, eine sichere Energieversorgung, die Unabhängigkeit der Schweiz. Woke ist kein Thema für mich.