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Vom Billigmarkt überrollt
Wildes Basler Modemärchen ohne Happy End

Basel Tally Weill Marktplatz 
25.01.24 Foto Pino Covino

Abgezeichnet hat sich das Ende des Basler Modemärchens, das sich Tally Elfassi-Weijl und ihr Geschäftspartner Beat Grüring erschufen, schon 2020. Damals kündigte die Frauenmodekette die Schliessung von 200 Filialen an. Mit einem Corona-Kredit schlitterte das Unternehmen an einem Insolvenzverfahren vorbei. Knapp drei Jahre später zieht sich Grüring nun als Hauptaktionär zurück.

Der Gründer bleibt zwar CEO, aber neue Besitzerin der Modekette Tally Weijl ist nun die Media-Markt-Gründungsfamilie. Das teilt die «Handelszeitung» am Donnerstag mit.

Gründe für den Besitzerwechsel sind laut der «Handelszeitung» das «herausfordernde Umfeld und die Gesundschrumpfung der Basler Young-Fashion-Händlerin». Das Besorgen von «frischem Kapital» habe zum Verkauf der Gesellschaft geführt und dazu, dass Gründer Grüring die Kontrolle abgegeben habe. Wie die Handelszeitung recherchierte, verrechnete die deutsche Firma Convergenta Invest GmbH anlässlich der Kapitalerhöhung der Tally Weijl Holding vom 22. Dezember eine Forderung von 12 Millionen Franken und kam damit an über vier Millionen Namenaktien.

«Seit Ende Jahr ist die Media-Markt-Gründerfamilie Kellerhals mit über zwei Dritteln Mehrheitseignerin und bestimmende Gesellschafterin von Tally Weijl», bestätigt Pressesprecher Sacha Wigdorovits gegenüber der BaZ. Ob man den Besitzerwechsel bedaure, dazu äusserte sich Grüring, der zweitgrösster Aktionär bleibt, nicht. Der Tally-Weijl-CEO sei froh, dass er einen Abnehmer für seine Firma gefunden habe.

Und: Man wisse ja, mit welchen schwierigen Zeiten die Modebranche zu kämpfen habe. Die Geschichte von Tally Weijl gehe auch nach dem Verkauf weiter, liesse Grüring ausrichten. «Für den Standort Basel hat der Besitzerwechsel keine Konsequenzen», sagt Wigdorovits. Eine Minimierung der Anzahl Läden oder Angestellten sei kein Thema. Und auch der Firmen-Hauptsitz soll weiterhin in Basel, an der Viaduktstrasse, bestehen bleiben.

Umzug von Paris nach Basel sollte Erfolg bringen

Mit 700 Filialen und über 3000 Mitarbeitenden ritt das Gründerpaar zu den besten Zeiten auf einer Erfolgswelle. Dabei hat alles klein angefangen: Mit einem Fiat verteilten die beiden in den 90ern ihre Kleider in Schweizer Boutiquen. 1987 eröffneten sie in Freiburg den ersten Laden.

Erst 2016 hatte die Retailerin ihr «Design Center» von Paris nach Basel verlegt. Davon versprach man sich kürzere Entscheidungswege und ein «Konzentrieren der Kräfte.» Auch Lörrach war für eine Neuorientierung im Gespräch. Die beiden Chefs und damaligen Hauptaktionäre Elfassi-Weijl und Grüring hatten sich aber wegen der «Attraktivität des Standorts» für Basel entschieden und Kollektionen im Monatsrhythmus entworfen.

Zur Zeit des Umzugs nach Basel stand ein Börsengang noch in weiter Ferne. Schon damals liess Grüring zwar gegenüber dieser Redaktion durchblicken, dass es nicht nur rosig um die Zukunft seiner Firma stehe. Trotz eines Umsatzes von 380 Millionen Franken musste man Verluste in Kauf nehmen. Der Schweizer Markt sei kein einfacher, räumte Grüring damals ein. Er wollte aber Hauptaktionär bleiben.

Im Markt zu bestehen, dürfte immer schwieriger geworden sein. Insbesondere die Pandemie, aber auch die zunehmend dominanten Online-Billiganbieter hätten das Unternehmen geschwächt, so Grüring in der «Handelszeitung».

Grüring musste auch eingestehen, dass man es als Modelabel mit Sitz in Basel nicht nur einfach habe, sich in der internationalen Modewelt zu behaupten. Gleichzeitig hoben Grüring wie auch Weijl die Verbindung zu Basel immer wieder als Pluspunkt hervor. Auf die Frage, ob man in Basel bleiben wolle, antwortete Grüring noch 2017 im Interview mit dieser Redaktion: «Ja, selbstverständlich bleiben wir. Wir sind sehr glücklich hier, aber die Herausforderungen werden nicht kleiner.»