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Corona-Kredit bewilligt
Tally Weijl vorerst gerettet

Tally Weijl stand während des Lockdown im April kurz vor dem Aus: Plakat am Zürcher Hauptbahnhof.

Der Basler Modekette Tally Weijl hat die Corona-Krise massiv zugesetzt. Da es dem Konzern bereits vor dem Lockdown nicht besonders gut ging, stand Tally Weijl im April kurz vor dem Aus. Die Modekette, die mit dem Werbeslogan «Totally sexy» gross wurde, hat den Internetboom verschlafen und am Publikum vorbei eingekauft. Darum wurde sie von den Banken in die berüchtigte Recovery-Abteilung verschoben. Wegen der erzwungenen zweimonatigen Schliessung der Läden kamen akute Liquiditätsschwierigkeiten dazu. Eine Zeit lang sah es trotzdem danach aus, als könnte Tally Weijl nicht einmal von den Notkrediten des Bundes profitieren. Obwohl der Bund 85 Prozent der Kredite garantiert, machen die Banken UBS, Credit Suisse und Deutsche Bank harte Auflagen.

Doch nun hat sich das Unternehmen mit den Banken geeinigt. Wie Tally mitteilt, konnte das Eigenkapital um 27 Millionen Franken aufgestockt und nach «zähen» Verhandlungen zusätzlich ein Covid-19-Kredite von 24,7 Millionen Franken aufgenommen werden. Dass die Einigung zustande kam, setzte einen massiven Effort der Gründer sowie von neuen Investoren voraus. Von den zusätzlichen 27 Millionen Franken an Eigenkapital entfallen rund 17 Millionen Franken auf zusätzliches Aktienkapital, das grösstenteils durch neue Investoren gezeichnet wird. Bei weiteren insgesamt rund 10 Millionen Franken an zusätzlichem Eigenkapital handelt es sich um die Umwandlung von Darlehen.

Harte Bedingungen kamen von den Banken auch, was den künftigen Businessplan betrifft. So müssen im Rahmen des Transformationsprozesses rund 200 der derzeit insgesamt über 800 Geschäfte schliessen. «Aus Bulgarien zieht sich das Unternehmen ganz zurück, in Kroatien und Serbien werden die Stores an Franchisenehmer abgetreten», sagt Beat Grüring, Mitbegründer und CEO von Tally Weijl. In der Schweiz werden zwischen 5 und 10 der insgesamt 81 Geschäfte geschlossen werden.

Druck auf Vermieter

Offenbar will Grüring nach der Einigung mit den Banken nun die Immobilienbesitzer seiner Läden unter Druck setzen. Grüring: «Wir werden nur jene Geschäfte weiterführen, die im Rahmen unserer Omnichannel-Strategie Sinn machen und wo wir uns mit den Eigentümern der Liegenschaften auf faire Mietkonditionen einigen können. Die Einkaufswelt hat sich geändert, nicht erst seit der Corona-Krise.» Insgesamt arbeiten heute 635 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Tally Weijl in der Schweiz sowie weitere knapp 40 in Schweizer Partnergeschäften. Nicht für alle von ihnen wird es auch in Zukunft einen Arbeitsplatz geben. Die angekündigten Restrukturierungsmassnahmen werden sich nicht bloss dieses Jahr, sondern auch 2021, 2022 und 2023 in deutlich tieferen Kosten niederschlagen. «Dadurch wird die finanzielle Situation massiv verbessert, allerdings ist das auch mit massiven Stellenkürzungen verbunden», wie Unternehmenssprecher Sacha Wigdorovits bereits im April ankündigte. Beobachter gehen von 20 bis 30 Prozent der Stellen aus.