Kommentar zur Jahrespräsentation Novartis-Chef wendet sich von Schweizer Öffentlichkeit ab
Vas Narasimhan verdient nicht nur mehr, sondern wird auch immer eitler. Er spricht nicht mehr mit Schweizer Medien. Das Jahresergebnis präsentiert er nur noch Investorinnen und Investoren.
Das gab es noch nie: Der Chef eines der grössten Schweizer Börsenkonzerne wendet sich von der Schweizer Öffentlichkeit ab. Novartis-Chef Vas Narasimhan spricht so gut wie nicht mehr mit den hiesigen Medien, stellt sich nicht ihren Fragen zur weiteren Entwicklung des Konzerns.
Dies zeigte sich an der Bilanzmedienkonferenz am Mittwoch besonders frappierend: Der Novartis-Chef blieb abwesend. Stattdessen musste sein Finanzchef die Fragen der Journalistinnen und Journalisten zum Stand des laufenden Abbaus von 8000 Stellen oder zu möglichen Firmenzukäufen beantworten.
Den Investorinnen und Investoren präsentiert Narasimhan die Jahreszahlen stattdessen persönlich. Er gibt zudem regelmässig dem US-Wirtschaftssender CNBC Interviews. Der Fokus des Novartis-Chefs liegt klar auf der Anlegerschaft und den USA. Interviews oder andere Medienanlässe mit ihm gab es in der Schweiz nur anfänglich, in den letzten Jahren jedoch von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen nicht mehr.
Die USA sind für Pharmakonzerne der wichtigste Markt, dort können die höchsten Profitmargen erzielt werden. Dort ist Narasimhan sehr aktiv. Er ist Präsident der wichtigsten Pharmalobby PhRMA und kämpft gegen die Preisreformen der Regierung von Präsident Joe Biden.
Die Schweiz interessiert den US-Amerikaner dagegen schlicht nicht. Dabei ist für Novartis auch entscheidend, was hier passiert – beispielsweise die Umsetzung der OECD-Mindeststeuer. Und für die Schweiz ist entscheidend, wie sich Novartis als einer der wichtigsten Exportträger entwickelt.
Im letzten Jahr verdiente Narasimhan 16,2 Millionen Franken. Zum Vergleich: Mit 13 Millionen war der langjährige Roche-Chef Severin Schwan 2020 der bestverdienende Manager Europas. Narasimhans Lohn wird weiter steigen, denn sein Langfristbonus wird ab diesem Jahr erhöht. Im Vergleich mit den Boni anderer globaler Pharma-Chefinnen und Chefs, der im Schnitt bei 16 Millionen Franken liege, sei er bisher zu niedrig gewesen, heisst es von Novartis.
Erreicht Narasimhan seine vorgegebenen Bonusziele mit Novartis könnte er fürs laufende Jahr rund 1,5 Millionen Franken zusätzlich einstreichen. Übertrifft er die Ziele steigt sein Lohn noch stärker.
An Daniel Vasella erinnern wollen wir nicht, aber Vas Narasimhan wird offensichtlich immer eitler und abgehobener.
Korrektur vom 31.1.2024, 17.13 Uhr: In einer früheren Version des Kommentars hiess es, Narasimhan gebe keinerlei Interviews in der Schweiz mehr. Er hat heute jedoch mit der Finanznachrichtenagentur AWP gesprochen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.