Nach Niederlage von Kamala HarrisDer Mann, der die Demokraten aus dem Tief holen soll
Während Donald Trump den Abbruchhammer schwingt, sind die Demokraten in der Schockstarre. Der neue Parteichef Ken Martin verspricht nun, zurückzuschlagen. Hat er den richtigen Plan?
- Ken Martin aus Minnesota wurde zum neuen Vorsitzenden der US-Demokraten gewählt.
- Er gilt als sanftmütiger Taktiker mit kämpferischem Geist.
- Martin will die politische Ausrichtung der Partei nicht verändern, obwohl diese umstritten ist.
- Wichtige Sponsoren sprachen sich für einen anderen Kandidaten aus.
Vergleiche mit dem Film «Fargo» mögen sie in Minnesota längst nicht mehr hören. Von unerschütterlicher Bedächtigkeit und Freundlichkeit ist die schwangere Polizistin in der Hauptrolle, selbst wenn gerade das Blut aus dem Häcksler spritzt. Das Klischee werden die Bewohner der Prärien und Wälder an der Grenze zu Kanada nicht mehr los, die nationalen US-Medien messen jeden Politiker aus Minnesota daran. Über Ken Martin hielten sie nun unter anderem fest, er sei ein «sanftmütiger Taktiker» mit dem Arbeitsethos des Mittleren Westens. Ein stereotyper Mann aus einem US-Staat, der von deutschen und skandinavischen Einwanderern geprägt wurde.
Wie ein Boxer werde er gegen Donald Trump in den Ring steigen, konterte Ken Martin. «Ich werde zuschlagen», versprach der 51-Jährige am vergangenen Wochenende, soeben zum neuen Vorsitzenden der Demokraten gewählt. «Das ist eine neue Partei. Wir werden mit harten Bandagen kämpfen.» Weggefährten aus seiner Zeit als Chef der Demokraten von Minnesota beschrieben ihn als «Messerstecher» und «wie Stalin, als Kompliment gemeint».
Er gehört zum Lager von Kamala Harris
Die geschmacklose Verharmlosung des ruchlosen sowjetischen Machtmenschen, verantwortlich für den Tod von Millionen Menschen, sollte wohl Ken Martins kämpferischen Geist betonen, die Zweifel ausräumen, ob er der richtige Mann ist, um die Demokraten aus ihrer Schockstarre zu befreien. Während der neue Präsident gesetzeswidrige Dekrete am Laufband unterschreibt und seinen Berater Elon Musk in der Administration wüten lässt, ist die Opposition kaum sicht- und hörbar. Als eine Handvoll Kongressmitglieder bei USAID dagegen protestieren wollte, dass Trump und Musk die Behörde für Entwicklungszusammenarbeit schleifen, verwehrten ihnen Sicherheitsbeamte den Zutritt. Etwas hilflos demonstrierten die Parlamentarier vor verschlossenen Türen.
Die Verunsicherung bei den Demokraten reicht tief, nachdem die US-amerikanischen Stimmberechtigten ihrer Kandidatin Kamala Harris eine Abfuhr erteilten. Zu links sei die Partei, zu woke, zu sehr extremen Forderungen von allerlei Interessengruppen verfallen, zu weit entfernt von der Mehrheit der Amerikaner, sagen die einen. Ken Martin und seine Anhänger wollen aber nichts von einer Neuausrichtung wissen, er will Joe Biden nicht kritisieren und auf der Suche nach Gründen für die Niederlage nicht zu tief schürfen – er war als Vizepräsident der Kampagne von Kamala Harris selbst daran beteiligt.
Martin findet, die Demokraten hätten die richtige Botschaft
«Wir haben die richtige Botschaft», sagte Martin. «Wir müssen sie wieder mit den Wählern verbinden.» Er betrachtet die Unbeliebtheit der Demokraten vor allem als Imageproblem, die Lösung sucht er in altbekannten Rezepten, mehr Präsenz in allen 50 US-Staaten und mehr Engagement in lokalen Wahlgängen. Und nicht zuletzt soll sich Donald Trump selbst erledigen, indem er sich in Verruf bringt, eine nicht ganz risikofreie Strategie angesichts des Wahlresultats.
In Minnesota bewies Martin, dass er es versteht, eine niedergeschlagene Partei zum Erfolg zurückzuführen, mehr als zehn Jahre lang gewann er alle Wahlkämpfe. Das passt zur Rolle des Vorsitzenden der Oppositionspartei, der sich auf organisatorische Aufgaben konzentrieren soll. Martin muss Geld auftreiben und die Vorwahlen für die Zwischenwahlen 2026 und die Präsidentschaftswahlen 2028 vorbereiten. Als öffentliche und inhaltliche Sprachrohre sollen sich vor allem die Kandidaten betätigen.
Sein Slogan war «Yes We Ken»
Doch der neue Vorsitzende muss Hürden überwinden. Wichtige Sponsoren wie George Soros und Reid Hoffman zogen einen anderen Kandidaten vor, ebenso die Führung der Demokraten im Kongress, und eine Minderheit kritisierte, die Partei müsse sich von Grund auf erneuern. Kamala Harris blieb neutral, sie wollte ihre Chancen nicht gefährden, 2028 noch einmal anzutreten.
Martin setzte sich nicht mit Boxen durch, revolutionäre Neuerungen versprach er keine, sein Slogan lautete «Yes We Ken», ähnlich wie Barack Obama vor 16 Jahren. Ken Martin telefonierte über Wochen hinweg mit einer Mehrheit der über 400 Delegierten, er siegte mit Beharrlichkeit und Fleiss. Typisch Minnesota eben.
Fehler gefunden?Jetzt melden.