Handykontrollen an US-GrenzeSchweizer Beamte müssen vor Auslandreisen Mail-App und Chats löschen
Weil US-Grenzbeamte Geräte durchsuchen, reisen EU-Vertreter mit «Burner Phones». Auch für Schweizer Bundesleute gibt es Weisungen – allerdings nicht nur für die USA.

- Die EU-Delegationen müssen für die IWF-Tagung in Washington spezielle Handys benutzen.
- Schweizer Bundesangestellte deinstallieren vor sämtlichen Auslandsreisen E-Mail-Apps und löschen vertrauliche Chats.
- Diplomatisches Personal geniesst bei Gepäckkontrollen besondere Rechte.
Wer in die USA einreist, muss damit rechnen, dass Handy und Laptop kontrolliert werden. Berichte über solche Kontrollen mehren sich, seit die Trump-Regierung im Amt ist. Davon betroffen sind etwa Wissenschaftler, die an Konferenzen reisen. Aber auch Staaten fürchten, dass den USA auf diesem Weg Geheimes in die Hände fallen könnte.
Wenn diese Woche Delegationen aus vielen Ländern an die Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank nach Washington reisen, treffen sie deshalb Vorkehrungen.
Wie die «Financial Times» berichtete, haben EU-Delegationen spezielle Weisungen erhalten: Sie sollen sogenannte Burner Phones verwenden – also Mobiltelefone, auf denen nichts Vertrauliches gespeichert ist. Laut der Zeitung, die sich auf Involvierte beruft, galten Sicherheitsvorkehrungen dieser Art bisher nur für Reisen nach China sowie in die Ukraine. Neu gelten sie nun auch für die USA.
Vertrauliche Chats löschen
Die Schweiz hat keine neuen Weisungen erlassen, wie die Bundeskanzlei auf Anfrage schreibt. Die Schweizer Delegation – angeführt von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin – muss aber allgemeine Weisungen beachten: jene, die für Auslandsreisen in alle Länder gelten.
So müssen die Bundesangestellten die E-Mail-App der Bundesverwaltung deinstallieren. In einem Merkblatt steht: «In einzelnen Ländern ist es den Grenzbehörden erlaubt, Apps zu untersuchen. Um dies zu verhindern, müssen Sie die MDM-Secure-Apps (Secure Mail, Secure Notes, Secure Tasks) vor der Einreise in das jeweilige Land deinstallieren. Sind zwingend Apps nötig, sollte dafür ein separates Mobilgerät verwendet werden.»
Bundesangestellte, die damit Erfahrung haben, berichten, dass die Umsetzung mühsam sein könne. Zwar sei es kein Problem, die Apps zu deinstallieren. Sie anschliessend wieder zu installieren, sei zuweilen aber aufwendig. Auch stehe die Weisung in einem gewissen Widerspruch zur Erwartung, dass man E-Mails auch im Ausland rasch sehe und beantworte.
Weiter müssen vor sämtlichen Reisen vertrauliche Chats gelöscht werden, die auf dem Mobiltelefon sichtbar sind. Zudem muss die Threema-App, die für die verschlüsselte Kommunikation genutzt wird, so konfiguriert werden, dass sie nur mittels PIN-Code zugänglich ist und nicht via Face-ID oder Fingerabdruckerkennung.
Diplomaten bleiben verschont
Diplomatinnen und Diplomaten – etwa Staatssekretärin für Wirtschaft Helene Budliger Artieda – bleibt all das erspart: Ihr persönliches Gepäck darf gemäss dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen nicht kontrolliert werden. Es sei denn, es bestehe der begründete Verdacht, dass es verbotene Gegenstände enthält.
Keine speziellen Regeln gelten zudem für Laptops. Jeder Bundeslaptop sei über eine Sicherheitskarte mit persönlichem Zugangscode geschützt, schreiben die zuständigen Stellen.
Und wie sollen sich Geschäftsreisende und Touristen schützen, die in die USA reisen? Das Bundesamt für Cybersicherheit macht auf seiner Webseite darauf aufmerksam, dass die Grenzbehörden einiger Staaten Festplatten untersuchen und diese allenfalls sogar konfiszieren dürfen. «Nehmen Sie möglichst keine digitalen Daten ins Ausland mit», rät es. «Sollte dies unumgänglich sein, verschlüsseln Sie vertrauliche Informationen.»
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