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Festgenommene Reisende
«Stay away!» – Für den USA-Tourismus wird Trump langsam gefährlich

Mann erkundet die beeindruckenden Sandsteinformationen im Lower Antelope Canyon, Page, Arizona, USA.
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Die Berichte häufen sich. Mitte Januar nehmen Grenzbeamte eine 29-jährige Tattoo-Künstlerin aus Berlin an der Grenze zwischen Mexiko und den USA fest. Sie verbringt mehr als drei Wochen in Abschiebehaft, ehe sie die US-Behörden nach Deutschland zurückschicken. Ähnlich ergeht es drei weiteren deutschen Reisenden; der 34-jährige, in den USA lebende Fabian Schmidt sitzt zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags noch in Haft. 

Am 13. März wird eine in den USA lebende libanesische Transplantationsspezialistin am Flughafen in Boston festgenommen. Die 34-Jährige hat ihre Eltern im Libanon besucht, wohin sie nun ausgeschafft wird. Laut Grenzbeamten hat sie auf ihrem Handy Fotos von der Beerdigung eines Hizbollah-Führers, weshalb die Wissenschaftlerin trotz gültigem Arbeitsvisum unter Terrorverdacht gerät. Durchsucht wird auch das Handy eines französischen Raumfahrtwissenschaftlers, der am 9. März in Houston landet, um an einem internationalen Kongress teilzunehmen. Wegen Trump-kritischer Bemerkungen in privaten Chats schicken ihn die US-Behörden nach Hause. 

Während in Frankreich das Forschungsministerium und das Aussenministerium den Vorfall bedauern, weist das deutsche Auswärtige Amt neuerdings ausdrücklich auf die Möglichkeit von «Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung» hin.

Touristen werden wegen Trump nervös

Angesichts von mehr als 200’000 Touristen, die durchschnittlich pro Tag in die Vereinigten Staaten einreisen, handelt es sich bei den erwähnten Verhaftungen um Einzelfälle. Dennoch geht die Befürchtung um, dass die grosse internationale Aufmerksamkeit, die sie provozieren, der Tourismusindustrie in den USA schaden könnte. Erste Anzeichen dafür gibt es. «Nervös wegen Trump: Internationale Touristen streichen ihre Reisepläne in die USA», schrieb vor einigen Tagen die «Washington Post». 

Laut Daten des «National Travel and Tourism Office», so schreibt die Zeitung, sind Ankünfte von Flugreisenden aus Übersee im Februar 2025 verglichen mit Februar 2024 um insgesamt 2,4 Prozent gesunken. Während die Zahl der Touristinnen und Touristen aus Westeuropa nur unwesentlich zurückging, resultierte bei anderen Ländern und Weltregionen ein klarer Verlust: Die Ankünfte aus China sanken um 11 Prozent, jene aus Asien insgesamt um 6,9 und jene aus Afrika um 8,5 Prozent. 

Die «Washington Post» zitiert auch kanadische Statistiken, wonach Reisen kanadischer Touristen in die USA auf dem Landweg um 23 Prozent und per Flugzeug um 13 Prozent gesunken seien. Das nördliche Nachbarland ist für die US-Tourismusindustrie äusserst wichtig, stammt doch bisher rund ein Drittel der ausländischen Besucherinnen und Besucher aus Kanada.

Die Situation verschlechtert sich

Das US-Wirtschaftsmagazin «Fortune» verweist auf eine Prognose der internationalen Beratungs- und Forschungsfirma Tourism Economics. Demnach wird die Zahl der Besuche in den USA dieses Jahr um gut 5 Prozent sinken; zuvor hatte Tourism Economics einen Anstieg um knapp 9 Prozent prognostiziert. Die Ausgaben ausländischer Touristen sollen um 11 Prozent einbrechen, was einem Verlust von 18 Milliarden Dollar entspreche.

Adam Sacks, der Präsident der Beratungsfirma, erwähnt in «Fortune», dass sich die Situation seit der Veröffentlichung des Berichts Ende Februar weiter verschlechtert habe. Grund dafür seien nicht nur die Verhaftungen in amerikanischen Flughäfen. Einen internationalen Sympathieverlust der USA provoziere Trump auch mit Strafzöllen, der herablassenden Behandlung von Verbündeten sowie der Annäherung an Russland.

Reisende aus der Schweiz bisher nicht betroffen

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) schreibt auf Anfrage, es habe «keine Kenntnis von Schweizerinnen oder Schweizern, denen die Einreise in die USA verweigert wurde oder die sich in Abschiebehaft befinden». Laut Schweizer Reise-Verband gibt es bisher auch «keine Veränderungen bei den USA-Buchungen, die Zahlen liegen auf Vorjahresniveau.» Es sei allerdings denkbar, dass ein anderer Faktor wichtiger werde: «Touristische Leistungen und Nebenkosten wie Essen und Trinken sind massiv teurer geworden. Das wirkt sich enorm aufs Budget aus, insbesondere bei Familien.»

In einem Beitrag auf dem sozialen Netzwerk Bluesky fragt sich die Genfer Virologin Isabella Eckerle, wie sicher wissenschaftliche Konferenzen für ausländische Teilnehmer in den USA noch seien. «Ich denke, das ist etwas, das wir als wissenschaftliche Gemeinschaft diskutieren müssen. Ich zögere, mich für Treffen in den USA anzumelden. Gibt es andere, die genauso empfinden?»

Screenshot eines Social-Media-Posts von Isabella Eckerle über die Sicherheit von wissenschaftlichen Konferenzen in den USA, mit Kommentaren von Nutzern.

Die Antworten der Userinnen und User sind nicht sehr überraschend, aber einhellig: Ja, sie empfinden genauso. «Stay far away from the US», schreibt jemand, der sich als Militärhistoriker und Soziologe bezeichnet, stellvertretend für viele.