Podcast «Alles klar, Amerika?»Schlafwandeln die USA in die Diktatur Trump?
Donald Trump gibt im Wahlkampf den düsteren Racheengel: Er benutzt das Vokabular von Adolf Hitler, er droht mit Gewalt. Was ist dran an den schrillen Warnungen vor dem Ex-Präsidenten?
«Nur am ersten Tag», sagte Donald Trump in dieser Woche auf die Frage, ob er Diktator der Vereinigten Staaten werden wolle. Seine Gegner hat er soeben als «Ungeziefer» beschimpft, das «auszurotten» sei – Ausdrücke, die er aus Adolfs Hitler Vokabular entliehen hat.
Macht er sich da einfach nur lustig über schrille Warnungen, die USA glitten in eine Diktatur ab? Oder normalisiert er auch hier wieder die Vorstellung eines allmächtigen Präsidenten Trump, um sich in der Tat zum Diktator aufzuschwingen? Um diese Fragen dreht sich die aktuelle Folge von «Alles klar, Amerika?» des USA-Podcasts des «Tages-Anzeigers».
Eine zweite Amtszeit Trump bedeute den Tod der amerikanischen Demokratie, warnte diese Woche Liz Cheney. Die Republikanerin kennt jedes Detail von Trumps Verhalten nach der verlorenen Wahl 2020, weil sie Vizepräsidentin des Untersuchungsausschusses zu dem Putschversuch war. Sie warnt jetzt vor einem «Schlafwandeln in die Diktatur in den Vereinigten Staaten».
Das «Linkedin» für die Abnicker
Trump hat intakte Chancen, die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr zu gewinnen. Cheney warnt, Trump habe 2020 schon einmal versucht, sich an der Macht festzuklammern. Erhalte er eine zweite Gelegenheit, hielte die Demokratie nicht mehr stand. In konservativen Kreisen kursieren bereits Szenarien, wie Trump unliebsame hochrangige Beamte durch Abnicker ersetzen könnte, mithilfe eines sozialen Netzwerks, einer Art Linkedin für Konservative, werden Kandidaten per Fragebogen auf eine kompatible Gesinnung überprüft. So könnte Trump zum Beispiel versuchen, das Justizdepartement und die Bundespolizei dazu zu zwingen, die Prozesse gegen ihn fallen zu lassen. Cheney warnt, Trump habe auch bereits den Kongress komplett gleichgeschaltet.
Warum sind die republikanischen Wählerinnen und Wähler nicht alarmiert? Und was sagen andere Beobachter zu den schrillen Warnungen über den Verfall der ältesten bestehenden Demokratie der Welt? Darüber diskutieren Isabelle Jacobi, Chefredaktorin des «Bund», und Fabian Fellmann, USA-Korrespondent des «Tages-Anzeigers» in Washington, in der jüngsten Ausgabe des Podcasts «Alles klar, Amerika?», produziert von Noah Fend.
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