Analyse zur RhetorikTrump bedient sich jetzt offen der Nazi-Sprache
Der republikanische US-Präsidentschaftsanwärter bezeichnet seine Gegner als Ungeziefer. Offenbar will er ganz bewusst die nächsten Grenzen verschieben.

Die Sprache von Donald Trump war schon immer simpel. Im Bemühen, fürs kommende Jahr genügend Wähler aufzustacheln, hat der ehemalige US-Präsident bei einer Rede zum Veteranentag in New Hampshire jedoch die Grenze zwischen simpel und perfide erneut überschritten.
Trump bediente sich der Rhetorik des Faschismus. Er sprach davon, dass er «Ungeziefer» im Land «ausrotten» werde; explizit zählte er dazu «Kommunisten, Marxisten, Faschisten und linksradikale Gangster» – Worte, die (mit Ausnahme von «Faschisten») genauso gut aus einer Nazi-Rede der Dreissiger- oder Vierzigerjahre stammen könnten. Die Parallelen in der Wortwahl lassen befürchten: Er meint das genau so.
Es geht auch um die Reaktionen
Gerade die Nationalsozialisten hatten die rhetorische Entmenschlichung ihrer Gegner in ihrer Propaganda geradezu professionell vorangetrieben. Tiervergleiche waren üblich, im Besonderen das Bezeichnen von Juden oder politischen Gegnern als Parasiten oder Schädlingen. Durch die millionenfache Wiederholung der Bezeichnung «Ungeziefer» für Juden wie für Regimekritiker sollte sich die Überzeugung verfestigen, diese Menschen seien keine Menschen. Und so bereitete man die Gewalt gegen diese vor, man begründete eine Legitimation.
Die offensichtlichen Parallelen waren natürlich darauf angelegt, Reaktion zu provozieren. Präsident Joe Biden und mehrere Historikerinnen und Historiker warfen Trump umgehend Nazi-Sprache vor – was einerseits dringend geboten war, andererseits Trump nur die nächste Vorlage lieferte. Er liess einen Sprecher zunächst erklären, Kritiker seien «Schneeflocken, deren gesamte Existenz zerquetscht wird, sobald Präsident Trump in das Weisse Haus zurückkehrt». Später ersetzte er «gesamte» durch «traurig, miserabel».
Ziel genau angekündigt
Als ob es das harmloser machen würde. Trump und sein Team haben mit diesen Vergleichen und dieser Sprache eine neue Stufe der rhetorischen Eskalation erreicht. Vor einem Jahr kündigte Trump gar an, er werde Teile der Verfassung ausser Kraft setzen, sollte er ins Amt zurückkehren; später behauptete er, dies hätten ihm seine Gegner nur unterstellt. Mittlerweile erklärt er, er wolle die Justiz umbauen. Die Zerstörung von demokratischen Institutionen ist so zumindest rhetorisch vorbereitet – ob es ihm gelingen wird, ist eine andere Frage.
Aber er stellt sich in die Kontinuität vieler Autokraten und Tyrannen: Die pflegen stets sehr präzise anzukündigen, was sie vorhaben. Wer ihn wählt, stellt sich wiederum in die Kontinuität vieler Wähler in vielen Ländern, die solchen Kandidaten ins Amt verholfen haben: Sie nehmen sie nicht ernst oder wollen es nicht glauben. Und fallen immer wieder auf sie herein.
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