Gastbeitrag zum KindeswohlDie Psyche der Jugendlichen muss uns am Herzen liegen
Leistungsdruck und Zukunftsängste belasten die Generation Z. Wir müssen in ihre psychische Gesundheit investieren. Ein Gastbeitrag von Unicef-Direktorin Carla Haddad Mardini.

Ende September fand die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York statt, bei der die führenden Politikerinnen und Politiker der Welt zusammenkamen, um über globale Herausforderungen zu diskutieren. In diesem Jahr wurden Themen wie der Anstieg des Meeresspiegels und die Auswirkungen neuer Technologien diskutiert, aber auch die psychische Gesundheit, ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt.
Die Generation Z bewegt sich in einer komplexen und unbeständigen Welt. Der Schutz ihrer psychischen Gesundheit ist eine dringende Aufgabe. Ich bringe hier eine Sorge zum Ausdruck, die sich auch aus meinen persönlichen Erfahrungen speist. Ich bin im krisengebeutelten Libanon aufgewachsen und habe die Herausforderungen, mit denen junge Menschen konfrontiert sind, aus nächster Nähe miterlebt. Doch die psychische Gesundheit von Jugendlichen ist vielerorts ein unsichtbares Problem.
In meiner Arbeit und als Mutter sehe ich den enormen Druck, unter dem Kinder stehen: Erfolg in der Schule, ständiger Vergleich in sozialen Netzwerken und Unsicherheit über die Zukunft. Diese Faktoren können ihre psychische Gesundheit ernsthaft beeinträchtigen, und ich bin entschlossen, dieses Thema zu einer politischen und gesellschaftlichen Priorität zu machen.
Technologien wie Social Media schlagen auf die Gesundheit
Obwohl neue Technologien nützliche Werkzeuge sein können, bringen sie auch einzigartige Herausforderungen mit sich: Onlinegewalt und zu viel Bildschirmzeit können jungen Menschen schaden. Die Vermittlung von Medienkompetenz und die Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs im digitalen Raum sind entscheidend, um negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit in den Griff zu bekommen.
Massnahmen zur Förderung des psychischen Wohlbefindens junger Menschen sind für die Zukunft der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Die Jugendlichen sind die Führungskräfte von morgen, und ihre Stabilität ist entscheidend für nachhaltigen Fortschritt. Der erste Schritt besteht darin, das Thema der psychischen Gesundheit zu entstigmatisieren.
Allzu oft werden die Probleme junger Menschen heruntergespielt und als blosse Phasen oder Stimmungsschwankungen abgetan. Wir müssen sichere Räume schaffen, in denen sie sich ausdrücken können. Egal ob Kinder oder Erwachsene – wenn wir darüber sprechen, fühlen wir uns weniger allein und finden die Unterstützung, die wir brauchen.
Es braucht mehr Massnahmen für die mentale Gesundheit Jugendlicher
Im Rahmen der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York forderten Ende September führende Unternehmen gemeinsam mit Unicef mehr Investitionen für die mentale Gesundheit junger Menschen. Die Z Zurich Foundation und Unternehmen wie Jo Malone London, Spotify und Pinterest haben mit der Unterstützung von über 40 weiteren Organisationen einen offenen Brief an die Staats- und Regierungschefs der Welt unterzeichnet. Sie verlangen darin mehr Massnahmen und Investitionen in diesem Bereich.
Es ist eine moralische Verpflichtung, der psychischen Gesundheit junger Menschen Priorität einzuräumen, und dies erfordert das Engagement aller: von Eltern, Bezugspersonen, Pädagoginnen und Pädagogen, Entscheidungsträgern und Unternehmen. Wenn wir heute in das Wohlbefinden junger Menschen investieren, bauen wir eine widerstandsfähigere Zukunft. Es ist an der Zeit, jetzt zu handeln – zum Wohle unserer Jugend und unserer gemeinsamen Zukunft.
Carla Haddad Mardini ist Direktorin für Partnerschaften mit dem Privatsektor beim Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef).
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