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Unfallrisiko im Alter
Wer mit über 80 noch Auto fährt, gefährdet sich und andere besonders oft

Die ältesten Menschen am Steuer haben das höchste Unfallrisiko – besonders die Frauen.
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In Kürze:
  • Die BFS-Statistik zeigt ein deutlich erhöhtes Unfallrisiko bei Autofahrenden ab 80 Jahren. Seniorinnen über 80 verursachen pro Million Kilometer 50 Prozent mehr Unfälle als gleichaltrige Männer.
  • Betagte fahren zwar weniger, sind aber häufiger auf komplexen Stadtstrassen unterwegs.
  • Die Beratungsstelle für Unfallverhütung empfiehlt Fahrtrainings statt generelle Fahrverbote.

Es war ein Horrorunfall: Eine 80-jährige Frau krachte mit ihrem Auto in die Eingangstür eines Sportzentrums in Thonex bei Genf – vier zufällig anwesende Kinder wurden verletzt, zwei davon lebensgefährlich. Die Lenkerin selbst verstarb später im Spital.

Das Unglück hat im letzten September weit über die Westschweiz hinaus Betroffenheit ausgelöst – und wirft eine Frage auf, die über den Einzelfall hinausweist: Wie sicher sind Hochbetagte am Steuer?

Nun zeigt eine neue Auswertung des Bundesamts für Statistik (BFS), dass das Unfallrisiko mit zunehmendem Alter nicht nur steigt, sondern sich ab 80 Jahren noch einmal markant zuspitzt. 

In der Untersuchung ragt die Altersgruppe «80 Jahre und mehr» klar hervor – mit der höchsten Unfallrate pro Kilometer von allen erfassten Gruppen​.

Frauen mit höherem Unfallrisiko

Überraschend: Innerhalb der Gruppe der über 80-Jährigen verursachen Frauen mehr Unfälle als Männer, immer bezogen auf die gefahrene Distanz. Laut den Berechnungen des BFS liegt die Unfallrate bei über 80-jährigen Frauen bei rund 0,9 Unfällen pro Million Kilometer, bei gleichaltrigen Männern hingegen bei etwa 0,6. 

Die Unfallrate bei über 80-jährigen Frauen ist also 50 Prozent höher als bei gleichaltrigen Männern. Der Unterschied ist signifikant höher als in den jüngeren Altersgruppen. Bei den 18- bis 24-Jährigen haben die Männer sogar ein markant höheres Unfallrisiko als die Frauen.

Für seine Berechnungen hat das BFS drei Datengrundlagen miteinander verknüpft, um das Unfallrisiko nach Altersgruppen realitätsnah abzubilden: erstens alle polizeilich registrierten Unfälle mit Personenschaden, bei denen die Lenkerinnen und Lenker als Hauptverursacher eingestuft wurden; zweitens die im Jahr 2021 zurückgelegten Kilometer pro Person – die aktuellsten verfügbaren Mobilitätsdaten; drittens die ständige Wohnbevölkerung Ende 2023.

Erstmals Daten pro gefahrene Kilometer

Auf dieser Grundlage konnten die Statistiker erstmals die Unfallhäufigkeit pro Million gefahrene Kilometer berechnen. Diese gibt der Statistik besondere Aussagekraft. So wird die Tatsache berücksichtigt, dass über 80-Jährige in der Regel nur noch selten und auf kürzeren Strecken unterwegs sind.

Das heisst: Absolut betrachtet sind sie zwar weniger häufig in Unfälle verwickelt – relativ zur Fahrleistung aber besonders oft.

Auch die jüngste Altersgruppe schneidet auffällig ab: Die 18- bis 24-Jährigen haben die zweithöchste Rate. Die Erklärung der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) lautet hier: fehlende Fahrpraxis, überhöhte Geschwindigkeit, Übermut, Ablenkung. 

«Ältere Menschen sind verletzlicher»

Was die ältesten Automobilistinnen und Automobilisten angeht, bestätigt die BFU, dass das Unfall- und insbesondere das Verletzungsrisiko mit dem Alter deutlich steigt. «Ältere Menschen sind verletzlicher», sagt BFU-Sprecher Christoph Leibundgut. «Während sich eine jüngere Person leicht verletzt, kann eine ältere Person bei einem vergleichbaren Unfall schwerere Verletzungen davontragen.» Das erhöhte Risiko spiegle sich entsprechend in der kilometerbereinigten Unfallrate wider.

Auch die typischen Fahrmuster Hochbetagter könnten eine Rolle spielen: Sie legen meist kürzere Distanzen zurück, bewegen sich aber häufiger innerorts und auf komplexeren Strassen. Hinzu kommen altersbedingte körperliche oder gesundheitliche Einschränkungen, die mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher werden.

Zum markanten Unterschied zwischen Männern und Frauen in der Altersgruppe 80 plus sagt Leibundgut: «Das geschlechterspezifische Risiko haben wir nicht speziell untersucht. Generell fahren Frauen weniger oft Auto als Männer und sind somit weniger geübt.» Das könne ein Teil der Erklärung sein, weshalb Frauen vor allem in den höheren Altersgruppen eine höhere Rate aufwiesen.

Braucht es ein Fahrverbot für über 80-Jährige?

Einen pauschalen Führerausweisentzug für Hochbetagte lehnt die BFU ab. «Wer möchte, soll Auto fahren können, solange dies sicher möglich ist», sagt Leibundgut. 

Die BFU setzt deshalb auf Eigenverantwortung und freiwillige Massnahmen wie Fahrtrainings, Beratungen und den online verfügbaren Fahrsicherheitscheck, der Seniorinnen und Senioren bei der Selbsteinschätzung unterstützen soll. Auch die korrekte Nutzung von Fahrerassistenzsystemen wie Notbrems- oder Spurhalteassistenten sei ein sinnvoller Beitrag zur Risikominimierung.