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Zunahme von Motorradunfällen
Sind 125er-Töffs zu schnell und leistungsstark für 16-Jährige?

Fast täglich melden Polizeien Unfälle mit minderjährigen Lenkern, die mit ihrer 125er-Maschine verunfallt sind, wie hier in Gossau, wo ein 16-Jähriger in ein Postauto geknallt ist.
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In Kürze:
  • 580 Unfälle verzeichnete das Astra 2023 bei den 16- bis 18-Jährigen. Vor der Gesetzesänderung waren es noch 203.
  • Über 20 Prozent der verunfallten Neulenker haben sich letztes Jahr schwer verletzt oder sind gar gestorben.
  • Mangelnde Fahrpraxis und riskantes Verhalten sind die Hauptgründe für die Unfälle.
  • Jetzt werden Forderungen zur Rückkehr zum Mindestalter von 18 Jahren laut.

Als das Postauto bremst, knallt ein 16-Jähriger in Gossau SG mit seiner Yamaha ins Heck und schlittert unter den Bus. Erst die Feuerwehr kann den Schwerverletzten bergen. Für einen Gleichaltrigen endet der Unfall mit seinem Motorrad in einer Kurve bei Fehraltorf ZH tödlich. Er verliert die Kontrolle, wird ins Unterholz geschleudert und stirbt noch an der Unfallstelle. 

Beide Unfälle passierten kürzlich – und beide Opfer waren sehr jung. Seit 2021 dürfen bereits 16-Jährige Motorräder mit 125 Kubikzentimeter Hubraum fahren. Diese Töffs sind äusserlich für Laien kaum von den grossen Modellen zu unterscheiden. Zwar ist ihre Leistung mit maximal 15 PS geringer, dennoch erreichen sie Höchstgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern und sind für die Autobahn zugelassen. Vor der Gesetzesrevision brauchte es für diese Kategorie die Volljährigkeit.

Jetzt zeigen neueste Zahlen des Bundesamtes für Strassen (Astra), wie verheerend es sein kann, wenn junge Lenker das Risiko falsch einschätzen. Bei den Neulenkern von 125er-Maschinen haben sich die Unfallzahlen seit der Gesetzesrevision fast verdreifacht. 580 Unfälle verzeichnete das Astra 2023 bei den 16- bis 18-Jährigen. Über 20 Prozent der Lenker haben sich dabei schwer verletzt oder sind gar gestorben.

Die Hauptgründe für die Unfälle sind mangelnde Fahrpraxis, zu riskante Spurführung und Unaufmerksamkeit. Am häufigsten passiert es auf Hauptstrassen. Dort ereigneten sich 55 Prozent der Unfälle. 36 Prozent verunglückten auf Nebenstrassen und 5 Prozent auf Autobahnen.

Heute kann also ein 16-Jähriger den Lernfahrausweis lösen, auf die Maschine steigen und ganz ohne Begleitung über die Autobahn brettern. «Das ist schlicht verantwortungslos», sagt Willi Wismer, Präsident des Zürcher Fahrlehrerverbands sowie der Organisation Roadcross. «Jugendliche sind für diese Strassen und diese Tempi schlicht zu jung.»

Soll die Altersgrenze wieder erhöht werden?

16- oder 17-Jährige seien sehr draufgängerisch, das sehe man gut in den Motorradgrundkursen, sagt Wismer, der selber Auto- und Töff-Fahrlehrer ist. Auch fällt es vielen jungen Männern schwer, die Geschwindigkeit und die damit verbundene Gefahr richtig zu beurteilen.

Für Wismer steht fest: «Das Alter zu senken, war ein Fehler.» Um die Junglenker zu schützen, sieht er nur eine Lösung: Die 125er-Motorräder sollen erst wieder ab 18 Jahren zugelassen werden. «Allein durch Präventionsarbeit oder mit mehr Kursstunden bringen wir nicht die gewünschte Besserung hin.»

Ganz anders sieht das Markus Lehner, Mediensprecher der Vereinigung der Schweizer Motorrad- und Rollerimporteure Moto-Suisse. «Die 125er sind technisch sichere Motorräder», sagt er. Sie hätten ABS-Bremsanlagen und moderne Motoren mit geringem Verbrauch und wenig Emissionen. Dass es mehr Unfälle gebe, hänge hauptsächlich mit der Zunahme der zugelassenen 125er-Motorräder zusammen.

Berufsschülerinnen und Berufsschüler der Berufsschule BBZ Schaffhausen posieren anlaessich einer Veranstaltung von Road Cross.
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(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

Über 57’000 Maschinen dieser Klasse sind mittlerweile auf Schweizer Strassen unterwegs. Vor der Gesetzesänderung waren es noch 36’000. Die Verkäufe sind von rund 2000 auf rund 6000 pro Jahr in die Höhe geschnellt. Laut Moto-Suisse wird die Mehrheit von 16- bis 18-Jährigen gekauft.

Das widerspiegelt sich auch in den Unfällen. Zwar haben insgesamt die Unfälle mit 125er-Maschinen proportional mit den Verkäufen zugenommen. Doch seit 2021 verunfallen dreimal mehr Neulenker als vor der Herabsetzung des Alters – und sie verunfallen schwerer.

Lehner sagt dennoch: «Nehmt den Jungen die mit den 125ern errungene Freiheit nicht wieder weg. Sie werden schon lernen, damit umzugehen.» Dass es auf der Autobahn bis jetzt zu wenig Unfällen gekommen sei, zeige, dass bereits 16-Jährige fähig seien, dort zu fahren.

Doch warum wurde das Mindestalter überhaupt gesenkt? Bereits in der Vernehmlassung wehrten sich etwa L-drive Schweiz, die Dachorganisation der Fahrlehrerschaft, oder auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) dagegen. Doch es ging darum, das Gesetz mit der EU-Regelung zu harmonisieren. Zudem ist die bis dahin für 16-Jährige zugelassene 50er-Klasse technisch veraltet.

Manche Polizeien haben die Präventionsarbeit aufgestockt, um die Zielgruppe künftiger 125er-Fahrerinnen und -Fahrer besser zu erreichen. Auch Roadcross führt pro Jahr mehrere Hundert Informationsveranstaltungen an Berufsschulen und Gymnasien durch. «Vorerst können wir nur versuchen, die Jungen für die Kraft der Maschine zu sensibilisieren und ihnen beizubringen, wie sie mit dieser umgehen müssen», sagt Fahrlehrer Wismer.

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