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Ukraine-Blog
Ukrainische «Drachen­drohnen» brennen russische Stellungen nieder

«Sie verbrennt die Stellungen mit einer Präzision, die keine andere Waffe erreichen kann»: Einsatz einer Thermitbombe.
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Ein Objekt fliegt über einen Wald. Dabei versprüht es einen glühenden Funkenregen. Innerhalb von Minuten steht ein ganzes Waldstück in Flammen. Die Aufnahme wurde auf dem Facebook-Account der 60. Mechanisierten Brigade der Ukraine verbreitet. Sie zeigt den Einsatz einer sogenannten Thermitdrohne. «Sie holt das Feuer direkt vom Himmel!», steht in dem Post. Die Waffe, die wegen ihrer feuerspeienden Eigenschaften auch die «Drachendrohne» genannt wird, steht laut Berichten im Einsatz bei der ukrainischen Armee.

Laut Action on Armed Violence (AOAV), einer britischen Organisation, die sich gegen Waffengewalt einsetzt, hat Thermit eine besonders zerstörerische Kraft. Die chemische Mischung aus Aluminiumpulver und Eisenoxid erzeugt extrem hohe Temperaturen von bis zu 2200 Grad Celsius. Dadurch kann Thermit sogar problemlos Stahl und anderes Metall durchbrennen. «Das macht es zu einem idealen Mittel, um Geräte, Fahrzeuge und Bunker ausser Gefecht zu setzen», schreibt AOAV in einem Bericht von Anfang September.

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Zwei Quellen von unterschiedlichen Einheiten des ukrainischen Militärs erzählten gegenüber der ukrainischen Zeitung «Ukrajinska Prawda», dass die Thermitdrohnen an der Front hauptsächlich zur Vernichtung russischer Infanterie eingesetzt werden, die in Waldstreifen in Deckung gegangen ist.

Es handle sich um normale Drohnen, an denen ein Behälter mit Thermitgemisch befestigt sei. «Die Drohne hebt den Behälter in die Luft, fliegt zum Wald, zündet das Gemisch über dem Wald, schüttet es durch die Öffnung und kehrt im Idealfall zur Basis zurück», so die ukrainische Zeitung über die Funktionsweise der «Drachendrohne».

Die 60. Mechanisierten Brigade der Ukraine schreibt auf Facebook, dass die Thermitdrohne für den Feind eine «echte Bedrohung» darstelle: «Sie verbrennt seine Stellungen mit einer Präzision, die keine andere Waffe erreichen kann.»

Grosse Gefahr für Zivilbevölkerung

Das gefährliche Gemisch fällt unter die Kategorie der Brandwaffen, zu denen auch das geächtete Napalm gehört. Dieses wurde bereits im Vietnamkrieg mit verheerenden Auswirkungen für die Zivilbevölkerung eingesetzt. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen warnen seit Jahren vor den Auswirkungen dieser zerstörerischen Waffen.

Thermit führt laut einem Bericht von Human Rights Watch (HRW) zu grossflächigen und extrem quälenden Verbrennungen, die eine schmerzhafte Behandlung erfordern. «Diejenigen, die diese Verletzungen überleben, haben oft ein Leben lang zu leiden», so der Bericht von 2023. Nach internationalem Recht ist Thermit für militärische Zwecke nicht verboten. Dessen Einsatz gegen zivile Ziele ist wegen der verheerenden Auswirkungen auf den menschlichen Körper aber untersagt.

Mindestens 82 Attacken

Brandbomben werden in der Ukraine auch auf russischer Seite verwendet. Laut HRW gab es zwischen Februar 2022 und April 2023 mindestens 82 Attacken auf beiden Seiten, bei denen Brandwaffen verwendet wurden. Nicht immer war dabei klar, welches Gemisch im Einsatz war. Die Attacken haben in mindestens sieben ukrainischen Regionen stattgefunden.

Action on Armed Violence warnt in ihrem aktuellen Bericht vor dem Einsatz von Thermit in der Ukraine: «Der weitverbreitete Einsatz von Thermitbomben erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese Waffen in bewohnten Gebieten eingesetzt werden.» Das Ergebnis könne katastrophal sein, mit schrecklichen Verletzungen und Verlusten in der Zivilbevölkerung. Russland hat in der Vergangenheit Berichten zufolge Brandwaffen in Wohngebieten eingesetzt, etwa im Mai 2022 in einem Dorf in der Nähe von Charkiw und im März 2023 in Wuhledar in Donezk (zu sehen im Video unten).

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Laut Nicholas Drummond, einem auf Landkriegsführung spezialisierten Analysten der Verteidigungsindustrie und ehemaligen Offizier der britischen Armee, ist der Einsatz einer Drohne zur Ausbringung von Thermit sehr innovativ. Die Ukraine habe jedoch nur begrenzte Kapazitäten, um Angriffe mit dem Gemisch durchzuf¨ühren, sagte Drummond gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN. «Wenn die Ukraine wirklich etwas erreichen will, braucht sie eine ausreichende Masse, um einen echten Durchbruch wie in Kursk zu erzwingen.»