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Treffen in Washington
Putins neuer Unterhändler hat viel Lob für Trump und gibt sich als harmloser Vermittler

Kirill Dmitriev spricht mit einem Medienvertreter während des US-Russland Treffens im Diriyah-Palast, Riad am 18. Februar 2025.
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In Kürze:
  • Kirill Dmitriew tritt derzeit neu als russischer Unterhändler in Erscheinung.
  • Er reiste in die USA, nachdem ihn Putin zum Sonder­gesandten für Wirtschafts­angelegenheiten ernannt hatte.
  • Laut Berichten kam es zuvor zum Streit mit Aussenminister Lawrow.
  • Dmitriew nutzt die Plattform X für russische Propaganda in englischer Sprache.

Die Ukraine-Verhandlungen in Saudiarabien, so hört man, liefen offenbar teilweise recht unübersichtlich ab. Laut Beobachtern waren die russischen Ansagen zum Teil widersprüchlich, einig sei man sich vor allem darin gewesen, Sanktionslockerungen zu fordern. Und auch zum Streit soll es einmal gekommen sein. Der Grund: Kirill Dmitriew. Der Chef des russischen Staatlichen Investmentfonds und enge Vertraute Wladimir Putins war in Riad aufgetaucht.

Das war am 18. Februar, als die ersten Gespräche zur Ukraine seit langer Zeit begannen. Dmitriew war offenbar nicht für die Delegation vorgesehen. An jenem Dienstag stand dann aber offenbar ein Stuhl für ihn bereit, zum Missfallen von Sergei Lawrow, dem russischen Aussenminister und Kopf der Delegation.

Er sei nicht informiert gewesen, berichten russische Medien. Lawrow soll Dmitriew unter den Augen der Amerikaner aus dem Raum geworfen haben. Zuerst solle ihm Putin mitteilen, dass Dmitriew teilnehme, soll Lawrow gesagt haben. Erst später, als Lawrow gegangen war, soll Dmitriew zum Gespräch mit US-Vertretern zurückgekehrt sein. Gemeinsame Fotos gab es anschliessend nicht.

Russlands Aussenminister Sergei Lawrow bei einer Pressekonferenz in Moskau nach einem Treffen mit den Aussenministern der Sahel-Staaten, 3. April 2025.

Solche Streitereien werden eher selten bekannt, und es ist unklar, warum genau Dmitriew dazugeholt worden war. Er soll Putin angefragt und die Zusage erhalten haben. Möglicherweise bot sich mit Dmitriew, dem Wirtschaftsmann, eine informelle Verhandlungsebene neben der offiziellen des Ministers Lawrow.

Dmitriew ist ausserdem ein guter Kenner der USA, er hat in Harvard und Stanford studiert, war bei Goldman Sachs und McKinsey tätig. Geschadet hat Dmitriew die Episode in Riad jedenfalls nicht, wohl eher im Gegenteil. Am 23. Februar machte ihn Putin zu seinem Sondergesandten für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Und als dieser reiste er nun, Anfang April, im Rahmen einer Art Charmeoffensive in die USA. Es war sein Moment.

Für Dmitriew war die Reise nach Washington ein Coup

Er behauptete medienwirksam, er wolle als Vermittler in Sachen Ukraine-Krieg auftreten. Sein Coup bestand darin, dass es das erste Treffen hochrangiger Regierungsvertreter in drei Jahren russischer Vollinvasion war. Ein Coup auch, weil er 2022 noch als CEO des Investmentfonds mit Sanktionen der USA belegt worden war. Kremlkritiker nennen den Fonds auch «Putins Schmiergeldkasse», davon sprach 2022 auch das US-Finanzministerium und nannte ihn ein «Sinnbild für die russische Kleptokratie». Nun, unter Trump, ist alles anders. Man hiess Dmitriew willkommen.

Er traf Steve Witkoff, den Sondergesandten der Vereinigten Staaten, der in Interviews die russisch annektierten Gebiete der Ostukraine Moskau zuspricht und forcierte Referenden rechtfertigt. Man näherte sich in Washington also an. Dmitriew kehrte mit viel Lob über die «produktiven» Gespräche in die Heimat zurück.

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Der 49-Jährige stammt aus dem damals noch sowjetischen Kyjiw und pflegt gute Beziehungen zu Wladimir Putin. Er kehrte im Jahr 2000 aus dem Ausland nach Russland zurück, Putin war da neu an der Macht. Dmitriew übernahm Wirtschaftsposten, baute sein Netz in der russischen Wirtschaftselite aus. Kontakte zu Putin kamen auch über die Familie zustande. Dmitriews Frau Natalia Popowa ist gut mit einer Tochter von Putin bekannt. Dass Dmitriew erst über sie in den Putin-Zirkel gelangte, bestreitet er.

Bei seiner Reise nach Washington wurde schnell klar, dass nicht der Frieden in der Ukraine im Vordergrund stand. Dmitriew ging es im Auftrag des Kreml um Wirtschaftsbeziehungen, Sanktionslockerungen und den russisch-amerikanischen Dialog. Moskau zielt derzeit darauf ab, solche Gespräche von Gesprächen über die Ukraine zu lösen. Wladimir Putin hat kein Interesse an einem schnellen Kriegsende, Donald Trump hingegen besteht darauf. Wirtschaftliche Beziehungen aber wollen beide.

Wladimir Putin trifft sich mit RDIF-CEO Kirill Dmitriev im Kreml, Moskau, 13. Januar 2025, in einem Büro mit Holzverkleidung.

Dmitriew, der als ehrgeizig gilt, stellt sich nun also in den Dienst des russisch-amerikanischen Tauwetters. Parallel zur Reise des Russen entfachte Donald Trump vergangene Woche den Zollkrieg. Während die Welt schockiert reagierte, meinte Dmitriew auf X: «Trump unternimmt mutige Schritte, um den Bankrott der USA zu verhindern (...). Das ist Leadership.»

Dmitriew betont Wichtigkeit der Beziehung zu den USA

Dmitriew nutzte seine Reise auch, um sich den Amerikanern bei CNN und Fox News als einer, der die Belange der USA versteht, seriös ist und zugänglich, zu präsentieren. Alles in fliessendem Englisch und versehen mit Komplimenten für den US-Präsidenten.

Er scheint sich gerade warm zu laufen. In X, das in seinem Heimatland gesperrt ist, hat er eine Plattform gefunden, mit der er russische Propaganda auf Englisch unter seine 15’000 Follower bringt, neben Jubel über amerikanisch-russische Eishockeyspiele und Pöbeleien gegen US-Forschende. Er macht deutlich, dass er seine amerikanische Charmeoffensive fortsetzen will, es läuft gut. Die Beziehungen zu den USA seien wichtig für eine friedliche Zukunft, schreibt er, und: «Follow me for updates».