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Verstärkte Angriffe auf die Ukraine
Putin setzt auf Splitterbomben statt Verhandlungen

Leichen liegen auf dem Boden nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnviertel in Kryvyi Rih, Ukraine, 4. April 2025, der Zivilisten, einschliesslich Kinder, tötete.
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In Kürze:
  • Der Angriff auf Krywyj Rih war der UNO zufolge der tödlichste Angriff auf Kinder seit Beginn der russischen Vollinvasion.
  • Russische Streitkräfte intensivieren ihre Angriffe mit Drohnen auf ukrainische Städte.
  • Amerikanische Friedensgespräche zeigen bislang keine positiven Auswirkungen im Kriegsgebiet.
  • Ukrainische Kommandeure warnen vor einer bevorstehenden russischen Frühjahrsoffensive im Osten.

Es sei der tödlichste nachgewiesene einzelne Angriff auf Kinder seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 gewesen, teilte die UNO am Sonntag mit – Krywyj Rih, die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten, erlangte damit am vergangenen Wochenende traurige Bekanntheit. 19 Menschen starben, unter ihnen 9 Kinder, fast 70 wurden verletzt, viele werden auch zu Wochenbeginn noch im Spital behandelt. In der Stadt ist man traumatisiert.

Der Schlag kam, einen Tag nachdem sich US-Präsident Donald Trump wieder optimistisch gegeben hatte, dass im russischen Angriffskrieg in der Ukraine ein Waffenstillstand bevorstehe. Er glaube, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj «bereit ist, einen Deal abzuschliessen. Und ich glaube, Präsident Putin ist bereit, einen Deal abzuschliessen», so Trump am 3. April. In Krywyj Rih explodierte dann eine Iskander-Rakete in einem zivilen Wohngebiet neben einem Kinderspielplatz. Sie war Berichten zufolge mit einem Streumunition-Sprengkopf beladen. 20 Tote meldete am Montag der «Kyiv Independent».

US-Aussenminister Marco Rubio hatte sich am Tag des Angriffs noch skeptischer geäussert als Trump: «Wir werden früh genug, im Laufe von Wochen, nicht Monaten, wissen, ob Russland es mit Frieden ernst meint … Ihre Handlungen, nicht ihre Worte werden zeigen, ob sie es ernst meinen oder nicht.» Tatsächlich geht Moskaus Angriffskrieg mit erhöhter Heftigkeit weiter, das konstatiert das Institut für Kriegsstudien (ISW). In der Nacht vom 5. auf den 6. April führten die russischen Streitkräfte demnach die grösste Serie von Raketen- und Drohnenangriffen seit fast einem Monat durch.

Russland wiederholt Propaganda von militärischen Zielen

Die US-Botschafterin Bridget Brink kommentierte auf X, sie sei «entsetzt, dass heute Nacht eine ballistische Rakete in der Nähe eines Spielplatzes und Restaurants in Krywyj Rih einschlug», erwähnte aber den Angreifer mit keinem Wort – was Selenskyj erboste. «So ein starkes Land, so ein starkes Volk, und doch so eine schwache Reaktion. Sie haben Angst, auch nur das Wort Russland auszusprechen, wenn sie über die Rakete sprechen, die Kinder tötete», antwortete der ukrainische Präsident. «Wir müssen Russland unter Druck setzen – denjenigen, der sich dafür entscheidet, Kinder zu töten, anstatt einen Waffenstillstand zu wählen.»

Blumen und Spielzeuge auf einer Schaukel zur Erinnerung an die Opfer eines russischen Raketenangriffs bei beschädigten Wohngebäuden in Krywyj Rih, Ukraine.

Russlands Verteidigungsministerium behauptete am Freitag, es habe mit der Rakete ein Restaurant angegriffen, in dem sich Dutzende ukrainische und westliche Militärs getroffen hätten. Der Generalstab der Ukraine dementierte. Tatsächlich ist ein solches Treffen mit westlichen Militärs an ungesicherter Stelle in einer Stadt nahe der Front praktisch ausgeschlossen.

Auch drei Stadtteile Kyjiws wurden am frühen Morgen des 6. April mit angeblich zehn Raketen wieder massiv von Russland angegriffen, Bürgermeister Witali Klitschko zufolge starb bisher ein Mensch. Am Montagmorgen, 7. April, gingen die Angriffe weiter: auf Charkiw-Stadt und das Gebiet Charkiw.

Unterhändler behauptet, es gebe «bedeutenden Fortschritt»

Frieden oder auch nur ein Waffenstillstand erscheint trotz des von Trump oder dem russischen Unterhändler Kirill Dmitrijew behaupteten «bedeutenden Fortschritts» bisher als eine Illusion. Angaben der ukrainischen Luftwaffe zufolge ist die Zahl der nächtlichen Drohnenangriffe Moskaus seit Beginn der Gespräche mit den Amerikanern am 18. Februar nochmals um über die Hälfte gestiegen, berichtete der «Daily Telegraph».

Die Luftwaffe zählte demnach in 30 Tagen seit dem 18. Februar 4776 russische Drohnenangriffe – gegenüber 3148 in den 30 Tagen vor dem 18. Februar. Zudem steigere Russland der Nato zufolge für kommende massive Angriffe die Produktion von Raketen und kaufe weitere in Nordkorea dazu, so die «European Prawda» am 3. April.

Kraftwerke werden weiter angegriffen

Selbst eine Washington zufolge vereinbarte gegenseitige Feuerpause, keine Energieobjekte mehr anzugreifen, wird offenbar nicht eingehalten. Selenskyj zufolge wurden Anfang April ein Kraftwerk und ein anderes Energieobjekt in der an der Front liegenden Stadt Cherson von den Russen bombardiert. Die Ukrainer dagegen wollen in Russland ausschliesslich militärische Ziele mit Drohnen angegriffen haben.

Feuerwehrleute löschen einen Brand in einem Wohngebäude nach einem russischen Angriff auf Kupjansk, Region Charkiw, Ukraine, am 6. April 2025.

Auch an der Front an Land ist von Entspannung keine Rede. So greifen russische Einheiten nordöstlich von Charkiw ebenso an wie bei Kupjansk, Tschassiw Jar, Torezk oder Pokrowsk, hielt das ISW fest. Auch gehen die Kämpfe um Kursk weiter.

Ukrainischen Kommandanten zufolge bereitet Russland eine neue Frühjahrsoffensive vor. «In unserer Richtung handelt es sich um ungefähr zwei bis drei Divisionen», sagte Wladimir Fokin, Kommandant des in der Ostukraine eingesetzten 1. Sturmbataillons der 3. Sturmbrigade, dem ukrainischen Infodienst New Voice (NV). Eine russische Division umfasst dem Fachdienst Global Security zufolge zwischen 12’000 und 24’000 Soldaten.

Die für die Offensive vorgesehenen russischen Soldaten befänden sich Fokin zufolge «seit gut einem Monat auf den Truppenübungsplätzen». Serhiy Kusan, Leiter des Ukrainischen Zentrums für Sicherheit und Zusammenarbeit, ergänzte gegenüber NV, Russland fehlten zusätzlich noch rund 100’000 Mann, um seine Offensivziele für 2025 zu erreichen.

Selenskyj sagte bei einem Besuch in Paris Ende März, Russland bereite Angriffe besonders auf die an Kursk grenzende Region Sumy, auf Charkiw und auf die südukrainische Region Saporischschja vor. Auch der ehemalige russische Offizier Michail Swintschuk («Rybar») sprach von einer geplanten russischen Offensive westlich der Stadt Orichiw. Die solle die Ukraine in die weiter nördlich gelegene Stadt Saporischschja zurückdrängen.