Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Ukraine-Blog
Russlands Schwarzmeer­flotte blamiert Putin

GIF edited with https://ezgif.com/resize
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Schon wieder hat die Ukraine im Schwarzen Meer ein russisches Schiff versenkt: Bei einer Drohnenattacke ist am Dienstag die Korvette Sergei Kotow zerstört worden. Dabei handelt es sich um ein 94 Meter langes Patrouillenschiff. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes war es im Osten der Krim unterwegs. Beim Angriff durch Marinedrohnen des Typs Magura V5 habe das Schiff Schäden an beiden Seiten sowie am Heck erlitten.

Die Sergei Kotow ist das dritte Schiff, das innerhalb weniger Wochen versenkt wurde. Mitte Februar zerstörten die ukrainischen Streitkräfte das Kriegsschiff Cäsar Kunikow. Kurz zuvor hatte die Ukraine die Korvette Iwanowez zum Sinken gebracht.

Russia Regions Navy Day 8246235 31.07.2022 The Sergey Kotov patrol ship, the Olenegorsky Gornyak large amphibious ship and the Pyotr Morgunov large amphibious ship take part in a Navy Day parade, in Novorossiysk, Russia. Vitaly Timkiv / Sputnik Novorossiysk Russia PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xVitalyxTimkivx

Der jüngste Angriff trifft die Schwarzmeerflotte besonders hart, da die Sergei Kotow eines der neuesten Schiffe war. Nach Informationen der BBC wurde sie erst im Januar 2021 in Dienst gestellt. Insgesamt verfügt die Schwarzmeerflotte über vier solcher Patrouillenboote, die zu den modernsten Schiffen des Geschwaders gehören. Ein Schiff dieses Typs kostet nach Schätzungen des ukrainischen Militärgeheimdienstes etwa 65 Millionen US-Dollar.

Militärblogger kritisieren Umgang

Die andauernden vernichtenden Angriffe haben die Schwarzmeerflotte in eine kritische Lage gebracht. Als Konsequenz musste sie bereits Ende 2023 einen Grossteil der Flotte vom Hauptstützpunkt auf der Krim abziehen und in weiter östlich gelegene Häfen verlegen. Seit Mitte Februar wird darüber spekuliert, ob Wiktor Solokow, der Chef der Schwarzmeerflotte, durch Putin abgesetzt worden ist.

Trotz der wiederholten heftigen Rückschläge hat das russische Verteidigungsministerium bislang keine Stellungnahme zu den jüngsten Angriffen abgegeben. Dafür nimmt die Kritik aus den eigenen Reihen zu: Auf Telegram äusserten zahlreiche bekannte russische Militärblogger offen ihren Unmut über den Verlust der Sergei Kotow.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Der Kanal «Rybar», dem Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden und der 1’200’600 Abonnenten hat, kritisierte auf Telegram mehrere Dinge. Er wies darauf hin, dass das Patrouillenschiff unzureichend ausgerüstet gewesen sei, um sich gegen einen solchen Angriff zu verteidigen. So fehlte es an einer Luft- und einer U-Boot-Abwehr.

«Nicht in der Lage, Fehler zu korrigieren»

Ausserdem prangert der Militärblogger mangelnde Flexibilität an: Durch lange Befehlsketten und bürokratische Hürden könne die Besatzung bei Angriffen nicht schnell genug reagieren. Das sei auch am Dienstag der Fall gewesen. «Bislang müssen wir leider feststellen, dass die gesamte Flotte nicht in der Lage ist, ihre eigenen Fehler zu korrigieren – es treten systematisch die gleichen Probleme auf», so der Militärblogger.

Mehrere Blogger forderten in Beiträgen, endlich aus den Angriffen zu lernen und die Führung der Schwarzmeerflotte zu modernisieren. Der bekannte russische Militärblogger Juri Podoljaka schreibt, dass eine Verbesserung der Lage mit der aktuellen Führungskultur nicht möglich sei. Denn die militärischen Befehlshaber würden der politischen Führung «nur die angenehmen Dinge berichten – aber nicht die Wahrheit». Solange man diese nicht akzeptiere, werde man nicht in der Lage sein, Probleme an der Front effektiv zu lösen. Der Beitrag wurde bisher 1,8 Millionen Mal aufgerufen.

Ersatz ist nicht in Sicht

Die Ukraine hat inzwischen nach eigenen Angaben mindestens ein Drittel der gesamten Schwarzmeerflotte zerstört. Für Russland ist das verheerend, da derzeit kein Ersatz in Sicht ist: Verstärkung von den übrigen russischen Flotten – etwa von der Ostsee – ist nicht möglich. Denn die Türkei blockiert die Durchfahrt von Kriegsschiffen durch den Bosporus.

«Die ukrainischen Angriffe im Schwarzen Meer verhindern weiterhin, dass die russische Schwarzmeerflotte eine grössere Rolle bei den Kriegsanstrengungen übernimmt», schrieb das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien jüngst in einem Bericht.

Für die Ukraine ist es besonders wichtig, im Schwarzen Meer die Oberhand zu behalten. Denn die Kontrolle über die Gewässer sichert dem Land den Weizentransport. In gut einem halben Jahr habe die Ukraine über ihren Seekorridor fast 30 Millionen Tonnen Fracht transportiert, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski kürzlich in einer abendlichen Videoansprache. «Das ist in Zeiten des Krieges sehr beachtlich», so Selenski.

Kreml zeichnet Soldaten aus

Statt die Angriffe zu adressieren, versucht Russland von der Krise innerhalb der Schwarzmeerflotte abzulenken. In einer Zeremonie verlieh die russische Armee am 6. Februar mehreren Soldaten der Schwarzmeerflotte staatliche Auszeichnungen.

«Die Soldaten des Marinekorps der Schwarzmeerflotte erfüllen seit mehreren Monaten erfolgreich die ihnen zugedachten Aufgaben», heisst es in der Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums. Ob der Kreml die Admirale im Hintergrund dazu drängt, ihre Flotte zu modernisieren, bleibt offen. Weitere schwere Verluste scheinen jedoch wahrscheinlich.