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Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
Putin zieht seine Schwarz­meerflotte von der Krim ab

Der russische Marinestützpunkt in Noworossijsk füllt sich seit einigen Wochen mit immer mehr Schiffen, wie Satellitenbilder zeigen. (5. Dezember 2023)
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Seit vergangenem Sommer greift die Ukraine regelmässig die Krim und den Hafen von Sewastopol an. Bereits im Oktober stationierte die russische Armee deswegen vorübergehend mindestens zehn Schiffe von der Halbinsel weiter östlich. Nun scheint die russische Armee ihre Schwarzmeerflotte definitiv von ihrem wichtigsten Stützpunkt in Sewastopol abgezogen zu haben. Das berichtet das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) gestützt auf Satellitenbilder.

«Aus den Satellitenbildern geht hervor, dass die ukrainischen Angriffe die russischen Streitkräfte dazu veranlasst haben, die Schwarzmeerflotte-Einheiten dauerhaft aus dem besetzten Sewastopol in Häfen im östlichen Teil des Schwarzen Meeres zu verlegen», schreibt das ISW in einem neu publizierten Bericht.

Satellitenbilder von Juni bis Dezember 2023 zeigen laut dem ISW, dass die russischen Streitkräfte Einheiten der Schwarzmeerflotte vom Hauptstützpunkt auf der Krim in den Hafen von Noworossijsk in der Region Krasnodar verlegt haben. Noworossijsk liegt 330 Kilometer weiter östlich von Sewastopol – und ist damit deutlich weiter entfernt von ukrainischen Abschussrampen. Damit sei die Voraussetzung für eine «dauerhaftere Basis an der östlichen Schwarzmeerküste» gegeben, schreibt das ISW.

Von der Verlegung betroffen sind verschiedene Arten von Militärschiffen, darunter Oberflächenkämpfer der Krivak-Klasse und kleinere Schiffe wie Korvetten der Grisha- und Tarantul-Klasse. Die Satellitenbilder vom Dezember zeigen laut dem ISW zudem, dass die russischen Streitkräfte die meisten ihrer Kalibr-Marschflugkörperträger nach Noworossijsk verlegt haben. Diejenigen Schiffe, die bereits im vergangenen Oktober abgezogen wurden, sind nicht nach Sewastopol zurückgekehrt. Aktuell hat es laut dem ISW nur noch einige wenige Schiffe im Hafen von Sewastopol.

Neuer Hafen in der Region Abchasien

Derzeit ist zudem ein neuer russischer Marinestützpunkt an der Ostküste des Schwarzen Meeres in Ochamchire in der abtrünnigen prorussischen georgischen Region Abchasien im Bau. Der von Russland unterstützte abchasische Präsident Aslan Bzhania gab am 5. Oktober 2023 bekannt, dass er mit den russischen Behörden eine Vereinbarung über den Bau eines russischen Marinestützpunkts unterzeichnet habe.

Am 9. November teilte Bzhania mit, dass die abchasischen Behörden mit dem Ausbau des Hafens von Ochamchire begonnen hätten. Gemäss dem abchasischen Präsidenten wird der Hafen Kapazitäten haben, um auch grosse Schiffe aufnehmen zu können. Der Ausbau des Hafens wird Berichten zufolge mehr als 2½ Jahre dauern. Laut dem ISW signalisiert der Bau des Hafens «wahrscheinlich die langfristige Absicht Russlands, weitere Marineeinrichtungen von der Krim weg zu verlegen».

Ukraine hat die Oberhand

Die ukrainischen Langstreckenangriffe auf die Schwarzmeerflotte-Einheiten hätten «humanitäre und militärische Erfolge im Schwarzen Meer ermöglicht», schreibt das ISW: «Dies hat es der Ukraine erlaubt, ohne eine eigene effektive Marine die Initiative im Schwarzen Meer zu ergreifen.»

Insbesondere die Bemühungen des russischen Militärs, den Verkehr von Handelsschiffen durch den ukrainischen Getreidekorridor zu stören, wurden laut dem ISW erheblich beeinträchtigt: «Anhaltende ukrainische Drohnen- und Raketenangriffe auf Einheiten der Schwarzmeerflotte veranlassten die Russen dazu, ihre maritime Haltung so anzupassen, dass diese Bedrohungen weitgehend unwirksam wurden.»

Die US-Botschafterin in der Ukraine, Bridget Brink, berichtete vergangene Woche, dass seit dem vergangenen August 256 Schiffe den Schwarzmeerkorridor erfolgreich genutzt und fast neun Millionen Tonnen Getreide und andere Güter aus ukrainischen Häfen exportiert hätten. «Dies deutet darauf hin, dass die anhaltenden erfolgreichen ukrainischen Angriffe in Verbindung mit der zunehmenden internationalen Unterstützung für den ukrainischen Korridor zu einem Anstieg der Lebensmittelexporte beigetragen haben», schreibt das ISW.

Erfolg hängt von westlicher Unterstützung ab

Ob die Ukraine die Oberhand über das Schwarze Meer in den kommenden Monaten halten kann, hängt von der westlichen Unterstützung ab. Am Donnerstag berichtete die britische Zeitung «The Telegraph» unter Berufung auf britische Militärquellen, dass das Vereinigte Königreich die Unterzeichnung eines zehnjährigen Pakts plane. Im Abkommen soll es darum gehen, Kiew im Kampf gegen Russland im Schwarzen Meer zu unterstützen.

Entscheidend für die Situation am Schwarzen Meer dürften aber vor allem die Lieferungen von Langstreckenraketen sein. «Die Bereitstellung von zusätzlichen Langstreckenraketen durch den Westen würde es der Ukraine ermöglichen, die Initiative im Schwarzen Meer zu behalten», schreibt das ISW. In Anbetracht der schwindenden westlichen Unterstützung für die Ukraine ist dieses Szenario aber sehr ungewiss.