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Ukraine-Blog
Russland ändert seine Kriegsstrategie

Russian President Vladimir Putin speaks during his annual news conference in Moscow, Russia, Thursday, Dec. 14, 2023. (Gavriil Grigorov, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
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Seit Beginn des Winters hat Russland die Angriffe entlang der gesamten Front verstärkt. Insbesondere rund um die Städte Awdijiwka, Marinka, Bachmut und entlang des Dnipro-Flusses werden die Kämpfe blutig ausgetragen – und gehen mit hohen russischen Verlusten einher. Neuen US-Geheimdienstinformationen zufolge zielen diese Angriffe nicht auf unmittelbare operative Ziele ab, sondern darauf, die westliche Unterstützung für die Ukraine abzuschwächen.

Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Andrienne Watson, erklärte Berichten zufolge, dass die russischen Streitkräfte seit Beginn der Offensivoperationen im Oktober 2023 mit hohen Verlusten zu kämpfen haben: Demnach hat die russische Armee entlang der Achse Awdijiwka-Nowopawliwka (durch die westliche Oblast Donezk) mehr als 13’000 Verluste zu beklagen, dazu kamen mindestens 220 verlorene Panzer und Schützenpanzer.

Der Vorstoss Russlands steht gemäss Sprecherin Watson im Zusammenhang mit den Finanzierungsdebatten im US-Kongress. Die veröffentlichten Geheimdienstinformationen zeigten, dass Russland «zu glauben scheint, dass ein militärischer Stillstand über den Winter die westliche Unterstützung für die Ukraine schwächen wird». Dies werde für die russischen Streitkräfte trotz der hohen Verluste und des anhaltenden Mangels an Personal, Munition und Ausrüstung «einen Vorteil» verschaffen.

«Eine opportunistische Reaktion»

Im Winter vor einem Jahr war es vergleichsweise ruhig an der Front: Russland begann erst im späten Winter, seine gescheiterte Frühjahrsoffensive 2023 zu planen. Dass sich der Kreml dieses Mal für eine andere Strategie entschieden hat, könnte laut dem in den USA ansässigen Institut für Kriegsstudien (ISW) «eine opportunistische Reaktion auf das vermeintliche Schwanken der westlichen Unterstützung» für die Ukraine gewesen sein.

Die zunehmenden westlichen Diskussionen über die Fortsetzung der militärischen Unterstützung für die Ukraine waren laut dem ISW vorhersehbar. Nach den relativ erfolgreichen russischen Verteidigungsoperationen im Gebiet Saporischschja «könnten diese in die Berechnungen des russischen Kommandos eingeflossen» sein.

Der Kreml orchestriert laut ISW seit langem «Informationsoperationen», die darauf abzielen, «westliche Sicherheitshilfen für die Ukraine zu verhindern». Die russische Militärführung könnte festgestellt haben, dass diese Informationsoperationen immer mehr Früchte trugen: «Und dass russische militärische Bemühungen, die Initiative zu ergreifen, weitere westliche Debatten über die Hilfe für die Ukraine auslösen könnten.»

Einbrechende Unterstützung

Die Strategie Russlands scheint zumindest teilweise aufzugehen. Denn die Unterstützung des Westens schwindet merklich. Während der ukrainische Präsident Selenski bei seiner USA-Reise vor einem Jahr noch jubelnd in Washington begrüsst wurde, wurde er bei seinem Besuch in der US-amerikanischen Hauptstadt am Dienstag deutlich kühler empfangen. Insbesondere die Republikaner sprechen sich gegen die Unterstützung der Ukraine aus. Eine baldige Freigabe der nächsten amerikanischen Hilfstranche von 61,4 Milliarden Dollar durch den Kongress ist nicht in Sicht.

Und auch in Europa gibt es Gegenwind für die Ukraine: Der ungarische Premierminister Viktor Orban hat gedroht, am EU-Gipfel in dieser Woche die Beschlüsse für weitere Hilfsgelder zu blockieren. Und er meinte es ernst: Wegen eines Vetos von Ungarn konnten die anderen Staats- und Regierungschefs in der Nacht zum Freitag nicht wie geplant ein 50 Milliarden Euro schweres Finanzhilfepaket für die Ukraine beschliessen. Die Verhandlungen müssen deswegen im Januar fortgesetzt werden.

Und was macht Putin derweil? Der russische Präsident äusserte sich bei seiner Jahrespressekonferenz im Kreml am Donnerstag auch zur Strategie der «militärischen Spezialoperation». Putin betonte, dass ein «Frieden» in der Region erst dann Realität werde, wenn Russlands Ziele erreicht seien. «Diese Ziele ändern sich nicht», sagte er und nannte die «Entnazifizierung, Entmilitarisierung und den neutralen Status des Landes».