Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
Putin muss seine Schwarzmeer­flotte verlegen

Russia's Black Sea Fleet warships take part in the Navy Day celebrations in the port city of Novorossiysk on July 30, 2023. (Photo by STRINGER / AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Russland hat in den vergangenen Tagen offenbar zahlreiche Schiffe seiner Schwarzmeerflotte vom Hafen Sewastopol auf der besetzten Krim in den Hafen in Noworossijsk in der Region Krasnodar verlegt. Mindestens ein weiteres Schiff wurde zudem in den Hafen von Feodossija im Osten der Krim gebracht. Das berichten verschiedene Osint-Spezialisten, die Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen analysieren.

Noworossijsk liegt 330 Kilometer weiter östlich von Sewastopol – und ist damit deutlich weiter entfernt von ukrainischen Stellungen. Das in Washington ansässige Institut für Kriegsstudien (ISW) schreibt, die Verlegung der Schiffe geschehe «wahrscheinlich, um sie vor den anhaltenden ukrainischen Angriffen auf russische Einrichtungen auf der besetzten Krim zu schützen».

Satellitenbilder zeigen, dass die russischen Streitkräfte mindestens zehn Schiffe nach Noworossijsk verlegt haben. Darunter unter anderem die Fregatte Admiral Makarow, das aktuelle Flaggschiff der Schwarzmeerflotte, die Fregatte Admiral Essen, fünf Landungsschiffe, drei Angriffs-U-Boote sowie mehrere kleinere Raketenschiffe. Andere Berichte gehen von noch mehr neu stationierten Schiffen aus.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Attacke auf das Hauptquartier

In den vergangenen Monaten kam es zu zahlreichen ukrainischen Attacken auf der Krim. Seit Kriegsbeginn hat das Armed Conflict Location & Event Data Project mehr als 100 Attacken der Ukrainer auf der Halbinsel erfasst – darunter Artilleriefeuer, Raketenschläge, Sabotageakte und Drohnenangriffe. Aktuell erfolgen die Angriffe fast täglich. An den Sabotageakten auf der Halbinsel sind unter anderem Mitglieder von Atesch beteiligt, einer krimtatarischen Partisanengruppe.

Die Verlegung der Schiffe geschieht nun, knapp zwei Wochen nachdem die Ukraine das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim bei einem Angriff zerstörte. Den ukrainischen Behörden zufolge soll im Hauptquartier der Schwarzmeerflotte ein Führungstreffen stattgefunden haben, von dem die Ukrainer erfahren hätten. Bei der Attacke der Luftwaffe mit Marschflugkörpern wurden nach ukrainischen Angaben mindestens 34 russische Militärführer getötet.

Es gibt bereits Pläne für einen neuen Hafen

Am Donnerstag berichtete das Institut für Kriegsstudien, dass Russland einen neuen dauerhaften Marinestützpunkt an der Ostküste des Schwarzen Meeres in Ochamchire in der abtrünnigen prorussischen georgischen Region Abchasien errichten wird. Der von Russland unterstützte abchasische Präsident Aslan Bzhania gab am 5. Oktober bekannt, dass er mit den russischen Behörden eine Vereinbarung über den Bau eines russischen Marinestützpunkts unterzeichnet habe.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow lehnte es Berichten zufolge ab, den angeblichen ständigen Stützpunkt in Abchasien zu kommentieren. Laut dem ISW zeigen öffentlich zugängliche Satellitenbilder, dass die bestehende Hafeninfrastruktur in Abchasien begrenzt ist. Zudem bestehe die umliegende Küstenlinie aus Sandstränden – ein Gelände, das für den Bau von Marine-Infrastruktur weitgehend unbrauchbar sei.

Der bestehende Hafen sei deswegen «ungeeignet», um ein Hauptstützpunkt für die russische Schwarzmeerflotte zu werden, so das ISW: «Aber das russische Militär könnte die bestehende Marine-Infrastruktur ausbauen und den Hafen von Ochamchire in Zukunft als Nebenstützpunkt nutzen.»

Ein «funktionaler Verlust»?

Was bedeutet die Verlegung der Flotte nun für Russland? Sewastopol war ein bis anhin strategisch wichtiger Hafen: Über die Krim versorgt Russland die Frontlinien im Süden der Ukraine. Ausserdem ist Russlands Schwarzmeerflotte an Hunderten Angriffen beteiligt und bedroht die ukrainischen Handelsschiffe, die Getreide ausliefern. James Heappey, britischer Staatsminister für die Streitkräfte, bezeichnete die Verlegung der Schiffe auf einer Konferenz in Warschau diese Woche als «funktionalen Verlust der Schwarzmeerflotte».

Auch Alexander Vindman, der ehemalige Direktor für europäische Angelegenheiten im Nationalen Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten, sieht die Verlegung als Verlust für Russland, wie er auf Twitter schreibt: «Einer der Hauptgründe für die Einnahme der Krim durch Russland bestand darin, der Schwarzmeerflotte eine dauerhafte Heimat zu sichern.» Jetzt sei die Existenz dieser Flotte auf der Krim dauerhaft bedroht, so Vindman: «Dies ist ein strategischer Sieg für die Ukraine und eine Niederlage für Russland.»

Andere Experten bleiben zurückhaltender. Der ehemalige norwegische Marineoffizier und unabhängige Analyst Thord Are Iversen schreibt, der Einfluss der jüngsten ukrainischen Angriffe auf die Nutzung von Sewastopol werde tendenziell eher «überschätzt»: «Während des gesamten Krieges gab es ein ständiges Hin und Her zwischen Sewastopol und anderen Stützpunkten, insbesondere nach ukrainischen Angriffen. Doch dann kehren die Verlegungen in der Regel wieder zum normalen Muster zurück.»

Ausserdem sei der Hafen von Sewastopol noch nicht leer. «Zwar gibt es jetzt mehr Schiffe in Feodossija, aber wir brauchen mehr Zeit, um konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen», so Thord Are Iversen.