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Ukraine-Blog: Fotos, Fakes und Fragen
Putin schickt jetzt Frauen an die Front

Russia: Contest for servicewoman ahead of International Women s Day RUSSIA, YAROSLAVL REGION - MARCH 5, 2023: Servicewomen take part in a professional skill competition marking International Women s Day. Best quality available. Video screen grab. Russian Defence Ministry/TASS/Sipa USA Yaroslavl Region Russia NOxUSExINxGERMANY PUBLICATIONxINxALGxARGxAUTxBRNxBRAxCANxCHIxCHNxCOLxECUxEGYxGRExINDxIRIxIRQxISRxJORxKUWxLIBxLBAxMLTxMEXxMARxOMAxPERxQATxKSAxSUIxSYRxTUNxTURxUAExUKxVENxYEMxONLY Copyright: xTASSx Editorial use only
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Die Kämpfe an der Front in der Ukraine sind blutig. Die Verluste im Abnützungskrieg sind hoch, und die russische Armee braucht dringend neue Soldaten. Wie verschiedene Medien berichten, hat das russische Verteidigungsministerium in den vergangenen Wochen seine Rekrutierungsbemühungen verstärkt – und versucht nun, auch Frauen anzuwerben.

So rekrutiert etwa die Söldnergruppe Redut seit neuestem gezielt Frauen, um sie für Kampfeinsätze an die Front zu schicken. Eine entsprechende Anzeige wurde auf dem russischen Social-Media-Portal V-Kontakte veröffentlicht, wie das unabhängige russische Portal «iStories» schreibt.

Gemäss dem Beitrag auf V-Kontakte wirbt Redut, das dem russischen Verteidigungsministerium untersteht, mit sechsmonatigen Verträgen im Freiwilligenbataillon «Borz». Es wird empfohlen, dass Bewerberinnen Kenntnisse im Umgang mit Waffen haben. Doch auch Frauen ohne jegliche Vorkenntnisse können sich melden: Diesen wird gemäss der Anzeige ein einmonatiges Ausbildungslager in Donezk angeboten.

Die Anzeige lockt zudem mit guter Bezahlung: Frauen wird in dem Aufruf ein Anfangsgehalt von monatlich 222’000 Rubel (2330 Fr.) angeboten. Gemäss dem Beitrag gibt es zudem Entschädigungen: Für Verletzungen auf dem Schlachtfeld erhält man zwischen eine und drei Millionen Rubel (etwa 21’000 Fr.), die Entschädigung bei Todesfall beträgt fünf Millionen Rubel (etwa 53’000 Fr.).

Journalistinnen tarnten sich als Bewerberinnen

Die Medienschaffenden von «iStories» meldeten sich verdeckt auf den Aufruf von Redut und gaben sich als interessierte Bewerberinnen aus. Dabei erfuhren sie, dass die Organisation speziell Scharfschützinnen und Drohnenpilotinnen sucht.

«Meine Aufgabe ist es, zu beweisen, dass Frauen für mehr geschaffen wurden als für Küche und Kinder», sagte der Rekrutierer zu «iStories». Mindestens drei Frauen dienen gemäss dem Portal bereits in der Ukraine im «Borz»-Bataillon.

Weitere Frauen sollen in den vergangenen Monaten zudem direkt aus Gefängnissen rekrutiert worden sein. Das berichteten vergangenen August mehrere russische Medien. So wurden 30 Frauen aus einem Gefängnis in der Stadt Novouglyanka, 440 Kilometer südlich von Moskau, an die Front geschickt.

Russinnen gelangen aus der Gefängniszelle an die Front.

Angehörige der Frauen aus Novouglyanka berichteten dem unabhängigen russischen News-Outlet «Sota», dass die inhaftierten Frauen Zweijahresverträge mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnet hätten. Es gibt Berichte von mindestens zwei weiteren Gefängnissen, aus denen inhaftierte Frauen in die Armee eingezogen wurden.

Bei männlichen Häftlingen existiert diese Praxis schon lange: Wenige Monate nach dem Beginn der russischen Invasion wurden Hunderte Männer aus Gefängnissen an die Front geschickt. Viele dieser zurückgekehrten Söldner werden in Russland erneut straffällig.

1100 Frauen im Einsatz

Anlässlich einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag im vergangenen März sagte der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu, dass rund 39’000 Frauen in den Streitkräften des Landes dienen. 1100 dieser Frauen nähmen an der «besonderen Militäroperation» teil, so Schoigu. Damals bedankte sich Schoigu bei allen Frauen der Armee für ihren «gewissenhaften Dienst» und ihre «verantwortungsvolle Herangehensweise» an die Arbeit.

Zurzeit dient die Mehrheit der Frauen in der russischen Armee gemäss «iStories» in unterstützenden Rollen wie beispielsweise als Sanitäterinnen oder Köchinnen. Dass Frauen an der Front kämpfen, entspricht nicht dem russischen Frauenbild: Die Stellung der Frau ist in der russischen Gesellschaft nach wie vor von sehr traditionellen, konservativen Werten geprägt. Die Hauptaufgabe der Frauen liegt vor allem in der Haushaltsführung und der Erziehung der Kinder.

Im Zweiten Weltkrieg kämpften bis zu eine Million Frauen auf sowjetischer Seite.

In der Geschichte Russlands wurden jedoch schon früh Soldatinnen eingesetzt: So existierte bereits im Ersten Weltkrieg ein Frauenbataillon. Und im Zweiten Weltkrieg kämpften zwischen 800’000 und bis zu eine Million Frauen auf sowjetischer Seite. Einige der Soldatinnen wurden als Kampfpilotinnen eingesetzt – und waren bald als die «Nachthexen» bekannt.

Dass sich auf die Rekrutierungsbemühungen plötzlich zahlreiche Frauen freiwillig für den Dienst an der Front melden, ist unwahrscheinlich, wie verschiedene Beobachter festhalten. Aus ideologischen Gründen wollen wohl die wenigsten Frauen kämpfen. Russland wird damit auf andere Ressourcen setzen müssen, um die Verluste an der Front auszugleichen.