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Unterstützung im Ukraine-Krieg
Boeing geht Bündnis mit ukrainischem Luftfahrtriesen Antonow ein

An Antonov An-124-100 is taking off from Barcelona Airport in Barcelona, Spain, on March 25, 2024, after delivering one of the sailboats that will participate in the upcoming edition of the America's Cup, set to take place in the Catalan capital between August and October. (Photo by Urbanandsport/NurPhoto via Getty Images)
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Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine führt zu vorher kaum vorstellbaren Unternehmenskooperationen. Boeing als grösster Luftfahrtkonzern der USA hat eine Absichtserklärung über eine Zusammenarbeit mit dem traditionsreichen ukrainischen Luftfahrtkonzern Antonow bei Rüstungsprojekten geschlossen.

Im Mittelpunkt stehen nicht Riesenflugzeuge, wie etwa ein Neubau des von Russland zerstörten weltgrössten Frachtflugzeugs Antonow An-225 Mriya, sondern unbemannte Luftfahrtsysteme, also Drohnen. Dies gab Boeing jetzt auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough bekannt. Die ukrainischen Streitkräfte nutzen beispielsweise ScanEagle-Aufklärungsdrohnen von Boeing. Branchenkenner halten eine künftige gemeinsame Drohnenproduktion in der Ukraine für möglich.

Workers are continuing to dismantle the destroyed largest Ukrainian transport aircraft, the Antonov An-225 Mriya, at Gostomel airfield near Kyiv, Ukraine, on February 22, 2024. (Photo by Maxym Marusenko/NurPhoto via Getty Images)

Die Vereinbarung zeige die anhaltenden Bemühungen des US-Konzerns, «mehr Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der ukrainischen Industrie zu finden», teilte Boeing mit. Das sei durch die Unterzeichnung des Rüstungsrahmenabkommens Ukrainian Defense Industry Compact Anfang dieses Jahres unterstrichen worden, heisst es in einer Erklärung des Boeing-Rüstungschefs Ted Colbert.

Boeing will in der Ukraine Fuss fassen

Boeing ist ein weiterer westlicher Konzern, der mit der Rüstungsindustrie-Holding Ukraine Defense Industry eine Zusammenarbeit vereinbart. Die Gruppe hiess bis 2023 Ukroboronprom und hat etwa 67’000 Beschäftigte. Zu der Holding gehört auch Antonow. Aus Deutschland haben beispielsweise Rheinmetall, Renk und der Lenkwaffenhersteller MBDA bereits eine Kooperation oder sogar Gemeinschaftsunternehmen mit Unternehmen der Ukraine-Holding geschlossen. Bei einem Treffen im Herbst 2023 in Kiew zum Start der Ukraine-Industrie-Initiative haben mehr als 250 Industrievertreter aus 20 Staaten teilgenommen. Eine Liste der Unternehmen wurde nie veröffentlicht.

Der scheidende US-Präsident Joe Biden hatte jüngst am 11. Juli das Rahmenabkommen (Ukraine Compact) im Rahmen einer Veranstaltung mit 32 Verbündeten offiziell gestartet. Damit soll eine umfassende Sicherheitsarchitektur geschaffen werden, die die Ukraine sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten unterstützt. Dahinter steht auch das Ziel, die ukrainische Rüstungsindustrie auf Nato-Standards umzurüsten.

Das jetzt eingeleitete Bündnis von Boeing und Antonow zielt zunächst auf die Schulung, logistische Unterstützung und Wartung für taktische unbemannte Luftfahrtsysteme der ukrainischen Streitkräfte ab. Dahinter dürfte aber die langfristige strategische Entscheidung stehen, mit der Boeing in der Ukraine Fuss fassen und sich so Märkte sichern will.

Boeing liefert Gleitbomben

Boeing-Rüstungsprodukte in der Ukraine umfassen nicht nur Drohnen: Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Boeing besonders weitreichende Gleitbomben (GLSDB) an die Ukraine liefert. Die von Boeing und Saab entwickelten Bomben, die vom Boden abgefeuert werden können, haben angeblich 150 Kilometer Reichweite und sind im Frühjahr eingetroffen.

Vom Boeing-Konkurrenten Airbus ist im Rüstungsbereich bislang keine geplante Kooperation mit der Ukraine bekannt geworden. Dabei gibt es eine facettenreiche Vergangenheit. Der Flugzeughersteller Antonow war mit seinem Modell AN-70 vor fast drei Jahrzehnten im Rennen für ein neues Militärfrachtflugzeug für die deutsche Bundeswehr. Es gab Überlegungen, eine «europäische Version» des Antonow-Modells zu entwickeln. Dennoch fiel letztlich die politische Entscheidung zugunsten des Airbus-Modells A400M, um die Unabhängigkeit im europäischen Transportflugzeugbau zu wahren.

In Kooperation mit der «Welt am Sonntag», Teil der Leading European Newspaper Alliance. Das Gespräch wurde schriftlich geführt.